Ich überlege noch, ob der Titel das vermittelt, worum es mir hier geht....
Obwohl ich schon länger immer wieder schreibe das TT-Regeln keinen Bezug zur Realität brauchen und ein funkionierendes System wichtiger ist, als plausible Regeln, komme ich immer wieder darauf zurück ob und wie ich das Regelsystem ändern würde. Die goße Masse der Warhammer-Regeln ist, für mein Empfinden, auf falsche Details fokussiert und schon lange zu grob skaliert, um die Vielzahl der Modelle zu berücksichtigen.
Das wird jetzt kein eigenes Regelprojekt, aber ich hatte den ein oder anderen Gedankengang den ich gerne teilen und, wenn ihr mögt, diskutieren würde. Der Post könnte recht lang werden, aber ich versuche es zu strukturieren.
Die einzelnen Punkte werden auch nicht zwingend kompatibel sein. Es handelt sich eher um eine Ideensammlung.
1. Skalierung.
Ich finde schon lange das die Verwendung von W6 das Spiel drastisch einschränkt. Wir haben eine Attibutsskala von 1-10. Und was nützts? Wenig, denn der W6 hat zu wenig verschiedene Seiten, um dem gerecht zu werden. KG zum Beispiel nützt dem Modell nur sehr begrenzt, weil es die Wahrscheinlichkeiten nur sehr grobrasterig verschiebt. Eine Treffer- und Verwundungsskala von 1-10 würde erlauben den Fokus zwischen KG und S etwas gleicher anzusiedeln. Akutell ist Stärke immens viel wichtiger als KG. Und man hätte allgmein mehr Spielraum um die Fertigkeiten von Einheiten abzustufen. 10 seitige Würfel sind weder schwer zu bekommen, noch teuer. Vor allem im Vergleich zum Rest des Hobbys.
2. Spielzüge.
Fand ich immer schon doof... Warum sollte die komplette Armee A in völliger Passivität verharren, wärend Armee B sich in Stellung bringt?
Wie wäre es mit Spielphasen (wie bisher, Bewegung, Magie, NK, FK und so), aber mit abwechselnden Spielern? Also Spieler A darf die Bewewgunsphase beginnen (das Privileg hat er evtl irgendwie im letzten Zug erspielt) und entscheidet sich seine Kavallerie in Angriffsposition gegen eine Einheit von Spieler B zu bringen. Dann ist Spieler B dran und zieht diese Einheit zurück, oder stellt eine dritte Einheit so auf, dass sie der ersten helfen kann.
Ich glaube man bekäme so einen verstärkten Fokus auf die Bewegungsphase. Man muss sich überlegen was man erreichen will und was der andere wollen könnte. Mit entsprechenden Boni für Flankenangriffe oder so, könnte es sehr attraktiv werden richtig zu stehen. Könnte es auch ohne die abwechselnden Generäle, aber ich fand die Idee reizvoll. Ein bischen wie Schach oder Dame.
Ähnlich dann in den andern Phasen. Jeder schiesst, zaubert, bannt und so weiter. Fühlt sich für mich auch logischer an.
3. Helden
Sind mir vom Konzept her.... zu over the top.
Warhammerhelden definieren sich sehr über ihre Fähigkeiten im Kampf oder ihre Magie. Und sind extrem stark. Nun finde ich das Einzelpersonen keine so große Rolle in einer Schlacht spielen sollten. Zumindest nicht unmittelbar. Ein Held der sich durch eine komplette Einheit schneidet ist sicher.... toll. Aber geht das nicht anders?
Ich dachte an eher günstige Helden, mit besseren Fähigkeiten als der Rest, aber eben nicht so extrem. Dafür fänd ich Klasse wenn mehr Eigenschaften dabei wären die sich auf ihre Truppe auswirken. Moral sollte für mich eh eine viel größere Rolle spielen.
Einheiten ohne Held oder Champion könnten quasi Blödheit bekommen. Es fehlt jemand der sich wirklich mit dem Konzept "Taktik" auskennt, der Freund von Feind unterscheiden kann und Dinge befiehlt die der General sicher gut findet (der selber kann es in aller Regel nämlich nicht, weil er kein Funkgerät hat). Elitäre Armeen mit gutem Moralwert agieren dann auch ohne "Bosse" recht zuverlässig. Wärend.... Skaven, Orks oder sonst wer eher dazu neigen einfach anzugreifen oder wegzulaufen, weil die Befehle ausbleiben, sie nur sehen dass ihre Jungs da vorn Haue bekommen/austeilen und daraus ihre eigenen, unqualifizierten Schlüsse ziehen. Viele Schlachten wurden gewonnen oder verloren, weil Armeen eine Eigendynamik haben und nicht immer das machen, was die Generäle im Kopf hatten.
Das könnte ein großer Vorteil der Untoten werden. Die Masse von denen ist beinahe völlig unfähig, was ihre Kampffertigkeiten angeht, aber sie sind absolut zuverlässig in ihrer Moral. (Jedenfalls fänd ich Armeen mit großer Anzahl Skelette, Ghule oder Zombies deutlich schicker, als eine Truppe die "nur" aus Monstern oder so besteht).
Helden könnten alle eine Art Bubble haben in deren Reichweite sie befehlen können, statt nur die eigene Einheit. Jedenfalls die Krieger.
Magier würde ich selber lieber mit Segen/Flüchen versehen als "winke winke, Kontinent versinke-Sprüche" Evtl können Krieger auch kleinere Boni verteilen. Magier dafür etwas größere oder einfach auf große Entfernung. Dafür bannbar.
Die Position der Helden könnte das beeinflussen. Helden in der ersten Reihe geben Boni auf Moral oder KG oder was sonst durch ihr mutiges Vorbild die Truppen inspiriert. Helden in den hinteren Reihen oder gar ausserhalb von Einheiten sind weniger mutig, haben aber den Überblick. Deren Boni liegen im Bereich Bewegung oder so. Ich finde eh etwas schade das Helden (ausser Ratten) nach vorne müssen.
4. Kriegsmaschinen.
Die meisten davon gehören nicht in eine Feldschlacht. Ausserdem waren sie nie klapprig oder unzuverlässig. Welchen Nutzen hätte ein immens teueres Trebuchet, wenn es in einem von 6 Schüssen irgendeinen Unfug macht? Welcher Depp feuert in einer Schlacht (so was ist wichtig) eine Kanone ab, die nicht erprobt ist? Und wenn sie erprobt ist, warum sollte das Ding hoch gehen?
Ich würde sie trotzem drin lassen.
Ich würde die Bedrohung durch die Dinger massiv erhöhen. Ein Treffer mit Kanone, oder Katapult sollte völlig verheerend sein und, unter den richtigen Bedingungen, kein Problem für den Schützen darstellen. Also, hervorragende Chancen das getroffene Ziel zu töten, gute Trefferwahrscheinlichkeit und nahezu perfekte Zuverlässigkeit (immer je nach Maschine).
Aber!
Lächerlich langsame Feuerrate. Also nicht jede Runde fröhlich schiessen.
Stark begrenzter Feuerwinkel und kein freies Drehen.
Eine KM würde also immer nur einen Bereich des Schlachtfeldes bedrohen und der Witz wäre das Ding auszuschalten. Oder zu bedrohen, damit es feuern muss und nicht auf die wichtigen Leute schiesst.
Man müsste halt regeln, dass die Dinger nicht in der ersten Runde schussbereit sind.
Sie könnten auch Regeln erhalten wie ihre Treffer gegen Landschaft wirken. Also Gebäude der Hindernisse.
5. Kampf
Oh weh, der hinkt auf allen Beinen. (für mich). Einige Ideen (die ich logischer finde als gegenwärtig).
-Rüstungswürfe. Weg damit. Rüstung senkt die Stärke des Treffers.
-Initiative. Meh... Was soll das sein? Warum kann ich als Elf mit Dolch den Ork mit Speer angreifen, bevor der mich angreift? Dabei ist das so wichtig. Man könnte Waffen und Modellen eine Reichweite geben. Diese könnte sich positiv auf den Initiativewert auswirken. Oder man nutzt in der ersten Runde jedes Nahkampfs NUR die Reichweite um festzustellen wer zuerst dran ist. Und in Folgerunden, wenn man mal an den Pikedingern der ersten Feinde vorbei ist, gibt es eine Ini.
-Schilde. Sind viiiiiiel zu unwichtig. Schilde sollten wirklich gute Defensivboni haben. Senken das KG des Feindes für seinen Angriff, senken seine Stärke für den Angriff, oder sonst was. Paradewurf.... finde ich nicht gelungen. Ich hatte selten genug Platz um meinen Schild viel zu bewegen.
-Waffen. Allgemein so eine Sache. Ich würde jeder Waffe einen Bonus von 1 auf Stärke geben (2 bei Beidhändigen). Evtl sogar mehr. Je nachdem wieviele Stufen Rüstung es gibt. Es sollte jedenfalls sehr einfach sein einen getroffenen Feind zu verwunden der keinerlei Rüstung trägt. Jedenfalls bei halbwegs vergleichbarer Größe. Dafür sollte es sehr sehr schwer sein einen dick gepanzerten Gegner zu verletzen. Jedenfalls bei halbwegs vergleichbarer Kampffertigkeit.
-Rüstung. Einfallslos und irgendwie auch nicht wichtig genug. Rüstung definiert eine Einheit oft erst richtig. Einheiten in Rüstung sollten, je nach Art der Rüstung, schwer zu verwunden sein, Angst gegen leichter gerüstete verursachen und so weiter. Dafür sollte ihre Ini (meh) etwas sinken, ihre Bewegungsreichweite drastisch sinken, ihre Fähigkeit Befehle zu verstehen (oder zu geben) müsste sich reduzieren und so weiter. Rüstung sollte sich stärker auf den Nutzen eines Modells auswirken. Und auf seine Einsatzmöglichkeiten. Schwer gepanzerte Plänkler? No way.
-Fernwaffen. Find ich auch nicht gut. Warum haben Bögen eine feste Stärke und Reichweite? Warum nicht Stärke des Trägers und Reichweite = Stärke mal 10 (oder so)? Warum nehmen so viele Helden Bögen mit, die einfach zu schwach sind? Dann könnte man auch den ganzen Quark mit Kurz- und Langbogen abschaffen. Musketen und Pistolen sind deutlich zu harmlos, schiessen aber viel zu oft. Armbrust sollte auch auf Trägerstärke abgestimmt sein, langsamer schiessen als ein Bogen und nicht ganz so weit. Dafür zielgenauer auf kürzere Distanzen. Und sie sollten die Stärke des Trägers etwas erhöhen (wir reden von einer "normalen" Armbrust, also nichts mit Winde oder Kurbel)
Das Spiel kann man mit allen Fernwaffen treiben. Wurfspeere sind viel zu harmlos..... Wurfäxte.... sind ziemlicher bullshit.
Es ginge noch weiter.
-Warum bleibt Kavallerie im Nahkampf? Sie sollte nur angreifen und wieder gehen. Oder durch brechen.
-Flanken und Rückenangriffe sind bestenfalls nett. Tatsächlich sollten sie den NK meist entscheiden.
-Moral ist ziemlich nebensächlich. Warum greifen meine leichten Infanteristen den feindlichen Elite-Schildwall so zuverlässig frontal an? Sind die zu blöd um zu verstehen, dass sie da praktisch sicher bei drauf gehen? Ein solcher Befehl sollte recht oft dazu führen , dass die Jungs desertieren/fliehen. Einen Flankenangriff werden sie sich deutlich eher zutrauen.
-Ich finde bestimmte Ausrüstungs- oder Truppentypen sollte Boni gegen bestimmte andere Typen haben. Oder diese sollten sich aus den modifizierten Werten ergeben. Eliteinfanterie im Plattenharnisch wischt den Fussboden mit leichten Plänklern. Aber sie kommen nicht an sie dran. Nie. Sogar wenn der feindliche General pennt, rennen die Jungs einfach weg. Zweihandwaffen eignen sich hervorragend um sich einen Weg in feindliche Stangenformationen zu hauen (heisst es), aber gegen einen Schildwall sind sie ziemlich Mau.
Das waren jetzt eine ganze Menge Punkte. Ich würde also gerne darüber diskutieren und fachsimpeln ob man realistischere Regeln machen könnte, ob das Sinn macht und ob ein solches System sogar Spaß machen könnte? Also deutlich mehr Fokus auf "hoffentlich klappt mein schlauer Plan und meine Jungs machen ihren Job" als Superheldentum und blutige Massaker. Vieleicht liest ja jemand echt den ganzen Knust und hat Lust sich mit Gedankenspielen dieser Art zu beschäftigen. Nötig ist es nicht. Warhammer hat prima funkioniert und tut es noch.