Geschichte 1 – „Vergeltung“
Punkte: 7/10
Begründung: Einer der besten Beiträge meines Erachtens. Selbst die unglückliche
Absatzsetzung konnte dem Lesefluss kaum merklich zu Leibe rücken. Die Sprache
hatte Potenzial, die Charaktere waren nachvollziehbar und vor allem die Königin
in ihrer grotesk-menschlichen Verletzlichkeit äußerst gut porträtiert. Beinahe
wollte ich mich von ihrer Verzweiflung anstecken lassen! Die Erzählung
beschrieb einen gut befahrbaren(wenn auch über die Jahrtausende etwas holperig
ausgeführten) Bogen vom Leben ins Unleben, der in der blühenden Antike Nehekharas(Ich
liebe solche Settings!) begann und schließlich in die bitterironische Pointe mündete, die den
intriganten und pragmatischen Charakter des Hohepriesters hervorhob.
Geschichte 2 – „Robert Altdorfer“
Punkte: 5/10
Begründung: Positiv anzumerken sind die auf jeden Falle authentischen
Äußerungen der Charaktere, diese wirken nicht zu überzogen oder gar alltäglich.
Nimmt man die (streckenweise etwas mühselige) Bildsprache des Autors hinzu,
kann man die Geschichte sprachlich in den oberen Rängen ansiedeln. Größere
Höhen der Skala bleiben ihr jedoch verwehrt da nicht nur die unschöne
Absatzsetzung, sondern vor allem auch die etwas zu knapp geratenen Sätze und
Formulierungen die Geschichte stellenweise arg gestückelt erscheinen lassen,
teilweise sogar Informationen vorenthalten(z.B. wird der Sturz des Ogers vor
seinem behäbigen Sich-wieder-erheben gar nicht erwähnt oder auch nur angerissen.
Er wechselt von einer Position des Stehens in eine … öhm…Position des Stehens.).
Das ist das große Problem der Geschichte: Es wird zu viel nicht gesagt. Es wird
nicht gesagt, warum die Imps die Ruine untersuchen, warum der Oger dort
auftaucht und(am schlimmsten) wer die geflügelte Kreatur ist und wie man diese in
die Rivalität einordnen soll. Da sich das Stückeln, das schlichte Fehlen von
Informationen sowohl auf sprachlicher, wie auch auf konzeptueller Ebene
durchzieht, gehe ich davon aus, dass dies nicht vom Autor beabsichtigt war und
die Geschichte im Ganzen sehr „löcherig“ und ausgehöhlt wirkt, auch ein kurzer
Perspektivwechsel auf die geflügelte Kreatur(Möglich wäre, dass sie erst als auktorialer,
d.h. u.a. allwissender Erzähler auftritt, sich dann aber in einen -
perfiderweise immer noch - allwissenden Ich-Erzähler verwandelt[Sein Plan legt
dies zumindest nahe.]zeigt) wäre möglich gewesen. Auf 2000 Zeichen ist viel mehr
machbar. Auch stellt sich mir die Frage, warum die Geschichte nach einer Person
benannt ist, die der Rivalität der Zauberer gerademal in zweiter Instanz
essentiell, im Rahmen des größeren Ganzen, worauf der „Dämon“ Ausblick gibt,
sogar in dritter Instanz überhaupt erwähnenswert ist.
Geschichte 3 – „Klingen des Verrats“
Punkte: 4/10
Begründung: Ich habe die Geschichte nicht zu Ende gelesen. Das gebe ich ganz
ehrlich zu, denn auch wenn ich anfangs durchaus angetan von der
Detailverliebtheit war(die mich später jedoch in der exakten Benennung z.B. der
Zaubersprüche sehr störte da sie mir einen großen Teil Imagination nahm und diese,
sowie die unbeschreiblichen Kräfte der Magie schnell in ein beengendes Gewand –
für eine Geschichte – absolut nebensächlichen Regeltextes zwängten), mit der
der Autor Denken und Fühlen seiner Protagonisten sehr überzeugend dargestellt
hatte, sowie von den bildgewaltigen Metaphern überrascht war, die mich schnell
in die Welt der sprachgewandten Elfen(die sich ja gerne „die ersten Sprecher“
nennen) versetzten, machten es mir fehlende Kommasetzung und Interpunktion
immer schwerer, genauere Handlungsdetails zu visualisieren oder überhaupt zu
verfolgen. Arbeite bitte daran, und deine Geschichten können Potenzial guter
Fan-Fiction entwickeln.
Geschichte 4 - „Ende und Anfang eines
Waaaghs“
Punkte: 2/10
Begründung: „Ende und Anfang eines Waaaghs“ schien mir erst wie ein
einfallsloser Titel, eine unbedeutende Chronologie unbedeutender Ereignisse,
erzählt durch wahrscheinlich ebenso unbedeutende Charaktere. Erst gegen Ende
stellte sich der Aha-Effekt ein, den Wohl die reziproke Zuordnung natürlicher Chronologien(also „Ende“ vor
„Anfang“) bezwecken sollte als sich die unerklärliche Verwandlung eines feigen
Goblins in einen Gott vollzog...warum auch immer. Bis auf dies(d.h. den
Ausblick auf einen zweiten Waagh) blieben meine Erwartungen jedoch erfüllt, hauptsächlich
sogar noch unterboten. Die Sprache entbehrt jeglicher Künstlichkeit(und davon
kommt Kunst, nicht, wie so oft behauptet, von „Können“) und lässt durchblicken,
dass dies weniger auf ein gewolltes Stilmittel, denn mehr auf erzählerische
Unerfahrenheit zurückzuführen ist, die die Geschichte mit einem überwältigenden
Anteil alltäglicher Sprache kontaminiert(der Unterschied hierzu wäre die
gekünstelte Sprache einer Geschichte, die eher überlegt, gewählt und inszeniert
ist). Ich kam zu dem Schluss, dass dies auf die narrative Unerfahrenheit(d.h.
der Autor hat bisher nicht viel geschrieben oder womöglich gelesen)
zurückzuführen ist da sich die Gestaltung der Geschichte, Wechsel von Rahmen-,
in Binnenhandlung und der narrative Fokus auf schier unwichtige Details ebenso
disharmonisch verhielt sodass die Erzählung selbst sich qualvoll wie die Reise
der Goblins von Ulthuan über die Middenberge hinzieht (wobei ein ganzes Meer
übergangen wurde). Sie stößt den Leser über einen(unwichtigen) Konflikt mit
Tiermenschen(Da war z.B. noch gar nicht klar, dass man sich anscheinend schon
in der alten Welt befand und der geneigte Leser mit Fluffkenntnissen wird
sicher glauben, dass man sich auf Ulthuan befände. Es gibt nur 2 Kontinente,
die keine Tiermenschen aufweisen: Lustria und Ulthan.) bis hin zu Groms
unwürdigem Tod durch die Hand zweier namenloser Zwerge(was quasi die Höhe einer
Dissonanz zwischen erzählter Zeit und Erzählzeit war. Mit dem Tod Groms könnte
man ganze Bücher füllen!) Epik und Dramatik sind wichtige Bestandteile der
Warhammer-Universen und diese Geschichte weist in der grundlosen Erhebung eines
feigen Goblins, sowie in der Niederstreckung eines der wichtigsten Charaktere
der neueren Warhammer-Geschichte, die offensichtlich nicht mal einer genaueren
Darbietung würdig war, eine qualvolle Umkehrung dieser beiden Prinzipien, nicht
ins Grotesk-Humoristische, sondern ins Bedauerliche auf.
Geschichte 5 – „die Vision“
Punkte: 8/10
Begründung: Hier wird schnell deutlich, dass es dem Autor hauptsächlich um eine
Porträtierung der Charaktere, sowie der dargestellten Völker als ganzes geht,
welche ihm auch Kraft der zahlreichen inneren Monologe durchaus gut gelungen
ist. Die Zauberin ist äußerst grausam und ihr beispielhafter Sadismus
kontrastiert stark mit ihrer beinahe kindlichen Leichtigkeit und Verspieltheit.
In Bildlichkeit, Wortwahl, Grammatik(wobei die Fehler an beinahe einer Hand
abzulesen waren und es nur in einem Absatz zu Verständnisproblemen kam – wieder
ein Hinweis auf genaueres Korrekturlesen) und Perspektive zeigt sich eine
langjährige Erfahrung im Schreiben und allein die ausufernden Satzkonstruktionen
können für etwas Verdruss sorgen. Allerdings wirkt die Geschichte ein wenig
zweigeteilt und wo er ein großes Talent aufweist, die Charaktere mit Leben zu
füllen, fehlt ihm dies noch ein wenig in der leicht konfusen Darstellung des
Kampfes zwischen den Echsen und Elfen, sodass der Eindruck, der Autor hätte
sein Konzept nicht mit absoluter Konsequenz durchgezogen, recht schnell
entsteht.
Geschichte 6 – „der Mörder“
Punkte: 6/10
Begründung: Paratextuelle Assoziationen(sprich: der Titel) wecken, gepaart mit
der Darstellung des Mörders als berobter Schlächter Bilder eines
Skavenassassinen und bringen den Leser zeitweise zum Nachdenken als sich dieses
Bild allmählich auflöste. Ganz ungeachtet der lobenswerten Metaphorik(Verweis
auf Künstlichkeit der Sprache, sprachliche Inszenierung wie ich sie schon
vorher erwähnt habe. Kunst macht das Medium sichtbar und hier kann ich ein
Spiel mit Sprache erkennen. – z.b. „dutzende Fliegen waberten“ – wecken Assoziationen
der Fliegenwolke, - wand ganz und gar!) ist es genau das, was ich von einem
Text erwarte: er interagiert mit mir, zieht mich in seine Handlung und sorgt
dafür, dass ich beginne, Puzzleteile langsam selbst zusammen zu setzen. Eine bessere
Bewertung wäre in jedem Falle gewiss(bis 8 Punkte) wenn der Text nicht jene
Dopplungen, die sich teils über Worte wie ganze Sätze erstreckten, aufgewiesen
hätte, die Indikator einer fehlenden Korrekturlesung sind. Ich kann selbst gut
verstehen, wie man Formulierungen, die man für gelungen hält, unbedingt
einbringen möchte, doch häufig muss man einen Kompromiss finden und wenn ein
Sachverhalt(z.b. die aufgeschlitzten Kehlen) binnen eines Abschnittes zweimal
erwähnt wird, ohne dass ich einen besonderen Grund in der Wiederholung sehe,
bezeichne ich dies als missglückt.
Geschichte 7 – „der alte Hexenjäger“
Punkte: 5/10
Begründung: Die Figur des verfluchten Hexenjägers hat in ihrer Tragik
Potential, dass schon in zahlreichen Bestsellern ergiebig ausgeschöpft wurde.
Der Autor fuhr also einen gut befahrenen Weg. Es fällt leicht, sich mit dem
Hexenjäger zu identifizieren und auch die Idee, der Makel des Chaos könne sich
über das Pfandhaus verteilen, hat eine perfide Art von Humor, die einfach
gefallen muss. Der doch recht geringe Anteil an Rechtschreibfehlern
beschleunigte den Lesefluss, der jedoch teilweise wieder durch Dopplungen gehemmt
wurde, die sich beim einmaligen Korrekturlesen hätten vermeiden lassen.
Geschichte 8 – „Chaossturm auf Ohm“
Punkte: 3/10
Begründung: Grafische Teilung in mehrere Absätze halfen deutlich dabei, den
Wechsel von der Einleitung(die guten, wenn auch etwas sehr knappen Überblick
über die Kampagne lieferte), über das konkrete Handlungsgeschehen(z.b. das
Duell), bis hin zur humoristischen Pointe nachzuvollziehen. Leider hatte ich
beim Lesen das arge Gefühl, dass der Autor kaum Kenntnis bezüglich des
40K-Universums hatte. Höhepunkte der Erzählung waren leider die logischen
Fehler, die sich, meines Erachtens gleichsam durch mangelnde Recherche in der
40K-Literatur(sprich: Terminator mit Sprungmodul in einer Walküre, die wohl
erheblich mit dem gewicht der Rüstung zu kämpfen hätte.), wie auch teils
unglücklicher wie simpler Formulierungen ergaben. Gerade in einer kurzen
Geschichte ist es wichtig, sich in einem ausgewogenen Verhältnis ästhetischer
Wortwahl, wie auch prägnanter und stichhaltiger Formulierungen zu bewegen. „Ein
Dämon in Rüstung“ ist nichts besonderes und die Formulierung ist ebenso wenig
prägnant(sie beinhaltet nicht seine Rolle als Dämonenprinz des Nurgle) wie
ästhetisch. Was bleibt ist eine infantile Heroensaga, ein flacher Held, der
sich ebenso flachen Gegnern stellen muss(wo gerade in diese Rivalität ebenso
viel Tiefe gebracht werden kann wie in die Stilistik einer so perfiden Kreatur
wie den Nurgle-Dämonenprinz.). Die Geschichte ist vorhersehbar und die
Begeisterung des Autors für Walküren war zu penetrant herauszulesen.
Abschließend möchte auch ich mich bei allen Autoren für die Beiträge bedanken, wenn auch manche für mich schwer zu lesen waren. Meine Bewertung ist an manchen
Stellen sehr hart, doch denke ich, dass das Urteil dennoch fair und objektiv ist. Als langjähriger Student der Literaturwissenschaften mit ausreichend Lektoratserfahrung habe ich freilich einen anderen Blick auf die Geschichten und bewerte somit nach weitaus strengeren Kriterien als die anderen Autoren. Das soll aber bitte keinen, der nun mit meinem Urteil unzufrieden ist, vom Schreiben abhalten! Schreiben ist, wie vieles andere auch, ein Handwerk, welches einen gewissen Grat an Übung erfordert und diese kommt mit der Zeit. Sollte jemand absolut unzufrieden mit meinem Urteil sein und sich dadurch benachteiligt fühlen, biete ich an, mir per PN zu schreiben.