Arbitrage auf Polymarket

  • Eine Information, wie ich dieser Plattform Schaden zufügen kann, in dem ich beispielsweise Fake-Einsätze generiere, wäre vermutlich hilfreicher gewesen.

    Etwas vermeintlich schlechtes lässt sich nicht geraderücken indem man selbst sich (vermeintlich) schlechter Mittel bedient.

  • Eine letzte Wortmeldung zu diesem Thema. Ich bin mir im Klaren darüber, dass jeder seinen eigenen Umgang mit der Thematik hat. Nichtsdestotrotz stimmt es mich traurig und nachdenklich, manche Äußerungen hier zu lesen. Auch werde ich vermutlich niemanden von seiner eigenen Meinung abbringen, auch wenn ich es fragwürdig finde, das eigene Handeln damit zu rechtfertigen, dass etwas Ähnliches oder Gleichwertiges bereits in unserem alltäglichen Leben Anwendung findet. Das macht es in meinen Augen nicht besser.

    Vielmehr zeigt es nur, dass wir, aus meiner Sicht, unsere Werte mehr und mehr an materiellen Dingen festmachen als an moralischen Überzeugungen und ethischen Grundsätzen. Es mag sein, dass wir uns in einer Welt bewegen, in der Effizienz, Fortschritt und Besitz immer stärker in den Vordergrund rücken, aber das sollte nicht auf Kosten unserer Menschlichkeit und des gegenseitigen Respekts geschehen.

    Ich möchte niemanden angreifen oder belehren – das liegt mir fern. Doch vielleicht regt meine Perspektive den einen oder anderen dazu an, kurz innezuhalten und zu reflektieren, ob unser Handeln wirklich den Werten entspricht, die wir vertreten wollen. Letztlich tragen wir alle Verantwortung für die Welt, die wir mitgestalten.


    Zu guter Letzt: Nein, das war nicht meine Absicht, und meine Aussage in die Richtung ist mit einer Prise Humor zu verstehen.

    Auch habe ich scheinbar Schwierigkeiten Ironie an geeigneter Stelle zu erkennen. Bitte diese beim nächsten Mal deutlicher kennzeichnen. Danke! 8o

    Manchmal hat man Pech beim denken!


    Tabletop für Leute die mit mehr als 3 Regeln Probleme haben:

    Claymore-Saga

  • Die beiden Aussagen (wie auch andere in diesem Faden) deuten latent darauf hin, dass jemand Leid erfährt und ein Nutzer von Polymarket dadurch profitiert.

    Das stimmt, aber eine Kausalität in die andere Richtung ist nicht gegeben. Niemand leidet, weil ein anderer auf Polymarket darauf wettet.

    Diese Aussage finde ich gewagt. Wie ja schon mehrfach angedeutet wurde, besteht ja für den Wettenden eine Verlockung, die Realität seiner Wettvorhersage näher zu bringen. Ob das nun ein MAGA-Anhänger ist, der dann noch vehementer für Abschiebungen plädiert, weil er 500 hart verdiente Dollar auf eine gewisse Quote gesetzt hat oder - wenn wir das mal für Deutschland weiterdenken - ein AfD-Anhänger... diese Wetten stehen nicht im luftleeren Raum.


    Zum Thema Philosophie und Realität: Ja, die Welt ist ein dreckiger, ekelhafter Ort, der sich oft nur schwer in Einklang mit der gewünschten Vorstellung von Moral bringen lässt. Deswegen aber die Philosophie als nutzlos zu verwerfen, erscheint mir fatal. Schließlich haben Ethiker ja immer schon versucht, eine Art Handlungsleitfaden zu entwerfen, an dem sich der Mensch orientieren kann. Wenn man so ein Ideal nicht mehr vor Augen hat oder als "unrealistisch" verwirft, dann schafft man sich Rechtfertigungsstrategien für jede verwerfliche Tat.


    Mit meinen persönlichen Werten sind diese Wetten nicht vereinbar. Mit der Menschenwürde meiner Ansicht nach auch nicht (und die steht immerhin im Grundgesetz). Wäre interessant das mal vor Gericht verhandelt zu sehen.


    In dem Zusammenhang: In unserer Gesellschaft herrscht die Aufmerksamkeitsökonomie, man hat das gestern deutlich wieder nach Musks Hitlergruß und den tausenden Reaktionen darauf gesehen. Selbst wenn Neithan - dessen Taverne ich übrigens gestern bewundert und geschätzt habe - hier ironisch unterwegs war, spricht die Tatsache, dass andere Forenmitglieder jetzt überlegen auf dem Wettportal einzusteigen, doch dafür, dass das unkritische Teilen einer solchen Website schlicht Werbung für sie ist.


    Was ihr privat macht und ob ihr das vor euch rechtfertigen könnt, ist ja eure Sache. Aber die eigentliche Frage war: Gehört das ins Warhammer-Forum, selbst wenn es der Off-Topic-Bereich ist? Ich halte das Thema ehrlich gesagt für zu politisch und strittig - man merkt das hier in der Diskussion deutlich. Ich komme in das Forum um schöne Modelle zu sehen und eine gewisse Distanz zum Weltgeschehen zu gewinnen. Gehe auch hier absichtlich nicht mit meinen politischen Absichten hausieren.

    Und ich brauche das Elend nicht hier, im Hobby. Das finde ich schon sonst überall genug.

  • Hallo Bebop ,

    Danke für den ausfühlichen Beitrag.

    Gleichzeitig finde ich es problematisch, im Zuge dieser Diskussion den Begriff der 'Moralkeule' bzw. den erhobenen Zeigefinger gegenüber jenen Forumsmitgliedern anzuwenden, die sich klar gegen die Betreibung solcher Plattformen und eine mögliche Gewinnentnahme stellen

    Und doch wird die Moral bei solchen Triggerthemen leider automatisch rausgeholt und als Totschlag-Argument genutzt (dieses Thema ist "unmoralisch" und wenn du eine andere Meinung hast, bist du automatisch ein schlechter Mensch). Ließ dir die ersten Reaktionen durch. Das einzige Argument, welchen wieder und wieder vorgebracht wird, ist die persönliche Moral, die sich von den Inhalt der Wetten distanziert. Eine differenziertere Auseinandersetzung mit dem Thema beginnt erst deutlich später. Zudem ist der Inhalt der Wetten nicht mal das Ausgangsthema des Threads, sondern die Arbitrage. Hätte Neithan für die Darstellung eine Wette mit weniger triggernden Thema als Beispiel gewählt, wäre die Reaktion sehr viel verhaltener ausgefallen.


    Ich habe jedoch ein paar deiner Aussagen nicht ganz verstanden, glaube ich. Den Vergleich von Polymarket mit einem Hammer beispielsweise. Über die Funktion des Hammers brauchen wir, glaube ich, nicht zu streiten. Auch, dass er in den falschen Händen zum Tötungsinstrument werden kann, stelle ich nicht in Frage. Ich sehe jedoch die Parallele zu Polymarket nicht. Der Hammer, in seiner eigentlichen, nützlichen Funktion, dient zum Einschlagen von Nägeln, um beispielsweise Bretter miteinander zu verbinden und im besten Falle etwas zu bauen. Ich schaffe damit also etwas Bleibendes, wenn nicht sogar Wertvolles.

    Einen Beitrag vielleicht für die Gesellschaft. Wo jedoch liegt die nützliche, gesellschaftlich-wertvolle Funktion von Polymarket?

    Hier muss ich dir bedingt Recht geben. Die Wahl des Hammers als Vergleich war ungünstig, aber der Kern bleibt der Selbe: Sowohl Polymarket als auch ein Hammer sind für sich genommen nichts. Erst die Verwendung dieser Werkzeuge gibt ihnen einen Nutzen. Gesellschaftlich-wertvoll würde ich die Seite nicht nennen, aber diesen Anspruch erfüllt auch kaum ein Hammer während seiner Existenz. Einen Nutzen hat die Seite aber mindestens für die Nutzer, andernfalls wäre sie schon längst wieder verschwunden.

    Ich hätte wahrscheinlich eher Ebay als Vergleich nutzen sollen, da beides Online-Plattformen sind, die es Menschen ermöglichen zu interagieren. Auf der einen zum Handeln auf der anderen zum Wetten.


    Zufälle, vielleicht! Aber Wetten? Ich habe doch Einfluss auf mein Leben und die Ereignisse darin und bin somit auch im klaren über die Konsequenzen und Ergebnisse meines Handelns bis zu einem gewissen Grad? Jetzt mal Freiheit- und Determinismusdebatte außer Acht gelassen, oder nicht? Klar gibt es Ereignisse, die ich nicht vorhersehen kann. Aber grundsätzlich keinen Einfluss zu haben, da finde ich noch keinen passenden Denkanstoß.

    Einfluss hast du, das ist richtig und ich habe auch nicht das Gegenteil behauptet. Aber zu glauben, das du die volle Kontrolle hast, ist leider eine Selbsttäuschung. Du führst tagtäglich unzählige Handlungen aus, von den du ein bestimmtes Ergebnis erwartest und die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten dieser Ergebnisse ist auch nahezu 100%, aber halt nicht gleich 100%. Letztentlich gehst du eine - wenn auch ziemlich sichere - Wette auf das von dir erwartete und erwünschte Ergebnis ein und investierst mindestens deine Zeit als Einsatz. Um es an einem konkreten Beispiel darzustellen: Du steigst früh in dein Auto ein, um zu deinem Arbeitsort zu fahren. Du setzt also dein Auto und deine Gesundheit als Einsatz für das Erreichen deines Arbeitsorts. Diese Wette wird in den allermeisten Fällen gut gehen und das erwartete Ergebnis liefern, aber es ist halt nicht sicher und es besteht das Restrisiko, dass dein Auto Schrott ist und du im Krankenhaus oder gar auf deiner eigenen Beerdigung endest statt am Arbeitsort.


    Ein letzter Punkt, der mich zum Nachdenken gebracht hat, war der moralische Aspekt unseres Hobbys. Der Ansatz ist durchaus interessant, allerdings denke ich, dass der Vergleich zwischen einem Glücksspielsystem, das die materielle Bereicherung auf Kosten des unmittelbaren Leids anderer Menschen zum Ziel hat , und ein Glücksspiel, das auf die immaterielle Bereicherung von Personen abzielt, nicht unbedingt passend ist.

    Mir ging es bei dem Anführen unseres Hobbies primär darum klarzustellen, dass es nahezu überall Themen gibt, die eine moralische Diskussion hervorrufen können und dass ich die Beweggründe des Einzelnen als entscheidend für eine moralische Bewertung ansehe. Ich denke, die Auseinandersetzung mit den moralischen Askepten unseres Hobbies wären eher etwas für einen seperaten Thread.

    Mein Beruf und die Vorliebe für Skryre haben nix miteinander zu tun... wirklich...
    Skavenfeiertag: Jeder 13. im Monat und der 31.12. als 13ter Feiertag, an dem rituell eine große Glocke zu Ehren der Gehörnten geläutet wird (Unwissende halten das Dröhnen für laute Böller... Narren....)
    Ist es Zufall, dass in "Fullpainted" das Wort "pain" so eine zentrale Position hat? Ich denke, nein...


    Threads:
    Gazaks Bastel Bau
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    Kult der Kristallherzen
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  • [...] Deswegen aber die Philosophie als nutzlos zu verwerfen, erscheint mir fatal. Schließlich haben Ethiker ja immer schon versucht, eine Art Handlungsleitfaden zu entwerfen, an dem sich der Mensch orientieren kann. [...]

    Ich kann gerade keinen Kommentar finden der das ( - die Philosophie als nutzlos verwerfen - ) tut.

    [...] Wenn man so ein Ideal nicht mehr vor Augen hat oder als "unrealistisch" verwirft, dann schafft man sich Rechtfertigungsstrategien für jede verwerfliche Tat. [...]

    Dass eben dies eine Gefahr beim (aus-)leben gewisser Moralvorstellungen ist, wurde ja oben bereits erwähnt. Dem stimme ich zu.


    Die Tatsache, dass Kants Modus nicht praktikabel ist (wie hier angesprochen) ist ja nicht gleichzusetzen mit der Tatsache, dass Philosophie, Ethik oder die Aufklärung abzulehnen seien. (So wurde es weder gesagt noch war es so gemeint.) Ganz im Gegenteil muss unsere Gesellschaft eben da anknüpfen wo der Modus versagt.

    Dieses Thema wird prima im Buch Das Andere der Vernunft von Hartmut und Gernot Böhme beleuchtet, wie ich finde. (Momentan Buch in unserem Lesekreis.)

    Aber so weit konnte und wollte ich bsiher gar nicht ausholen. Wenn das aber auf Interesse stoßen sollte, können wir gern ein wenig darüber plaudern.


    [...] dass das unkritische Teilen einer solchen Website schlicht Werbung für sie ist.

    Jegliches Teilen, Propagieren, Anprangern (etc.) ist im Grunde genommen Werbung.


    Der einzige Weg mit dem Bewerben aufzuhören wäre nicht mehr darüber zu sprechen und das Thema unter anderen Themen gegraben werden zu lassen.

    (Selbst eine Löschung des Themas kann zu einer Art Werbung mutieren, wenn die Idee der Plattform erstmal in den Köpfen der Leser eingenistet isr.)


    Aber die eigentliche Frage war: Gehört das ins Warhammer-Forum, selbst wenn es der Off-Topic-Bereich ist? Ich halte das Thema ehrlich gesagt für zu politisch und strittig - man merkt das hier in der Diskussion deutlich.

    Dem stimme ich ebenfalls zu.


    Und ich brauche das Elend nicht hier, im Hobby. Das finde ich schon sonst überall genug.

    Interessanterweise (... und vielleicht ist das auch nur für mich interessant oder auch nachvollziehbar) konnte ich im Jahr 2022 keinen Spaß daran empfinden Warhammer Schlachten zu schlagen. Ich hab mich quasi für den Spielerkreis dazu durchgerungen und geschwiegen. Aber ja, die Realität wiegt seitdem derart schwer, dass das Hobby sich für mich seither anders anfühlt.

  • Das habe ich jetzt schon von vielen Menschen gehört, dass ihnen die Weltlage sehr auf das Gemüt schlägt. Wobei es bei mir eher die (ohnehin schon geringe) Malmotivation trifft und mich generell reizbarer macht (was ja keine gute Grundstimmung ist, auch beim Spiel).

    Versuche aber auch derzeit umzudenken und stattdessen mehr Freude am Prozess des Malens zu haben als immer auf das Ergebnis im Vergleich zum gigantischen Pile of Shame zu schauen und generell zu versuchen mich und meine Familie vor dem Weltgeschehen so gut es geht zu schützen. Was andererseits natürlich auch politische Teilnahme voraussetzt, denn nur passiv zurückziehen ist ja keine Lösung.

    Frustrierend dabei ist, wie die Menschen abstumpfen und sich das vor einigen Jahren Unaussprechliche normalisiert. In Bezug auf Musks jüngste Gesten vor großem Publikum habe ich öfter folgende Formulierung gehört: "Wenn das kein Hitlergruß war, geh doch mal in die Schule deines Kindes/auf die Arbeit und begrüße die Lehrerin/den Chef so."

    Entsprechendes Äquivalent bei diesem Thema: "Erzähl doch mal deinen Kollegen in der Mittagspause, dass du auf Massendeportationen gewettet hast."