Herdenstein - KFKA, Diskussionen, Heerschau und Geplauder

  • Jetzt müssen wir nur noch auf die Verfilmung warten. Sébastien Chabal in der Rolle des Gurlak ist bereits gesetzt und für den Rest lässt sich sicherlich auch noch was zusammencasten. Zur Not kann man einen Peter Dinklage auch mal auf Stelzen stellen.

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    Danke für die Rückmeldungen, Leute! Das tut echt gut. :hihi:



    @Serotonin Es kommt auf jeden Fall mehr. (Ist irgendwie schon ein wenig gemein, dass ich bereits weiss wie's weitergeht... ) :D


    @Marghor Ich danke Dir!


    @Captain Malzbier Malzi, Der Monsieur Chabal ist eine großartige Wahl! Ich werde Dir das Casting überlassen. Dann wird das ein Erfolg! :thumbup:

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    Kapitel 28 - Die Schere



    Graktar blinzelte in Richtung der untergehenden Sonne, welche seine Haut in einem tiefen Orangeton leuchten ließ und sein Gesicht wärmte. 'Was war das? … Ein Kriegshorn?' Er drehte sich in Richtung der südöstlich von ihm liegenden Bergkette, aus welcher er das schwache aber dennoch vertraute Geräusch zu hören geglaubt hatte. 'Nicht gut', dachte er und rief sofort einen seiner Untergebenen zu sich. Dieser sollte sich die Plünderer schnappen, welche noch im Lager seien und unverzüglich in Richtung der Bergsohle ziehen, um nach dem Rechten zu schauen. Wenn nötig, würden sie die dort befindlichen Plünderer in etwaigen Kämpfen unterstützen und wenn - wider Erwarten - alles ruhig wäre, sollten sie mit ihnen im Hinterhalt auf das Signal zum Angriff warten. Der Gor nickte unterwürfig und machte sich auf ins Lager, um dort alle verfügbaren Bogenschützen für sich einzuspannen.


    Die von Graktar nach Südosten ausgesandten Plünderer hatten einen ungleich längeren, wenn auch weniger steinigen, Weg als ihre Artgenossen in den nördlichen Bergen. Sie waren bei Anbruch der Nacht noch mitten im Nirgendwo und das Einzige, was sie sonst zu Wege gebracht hatten, war das Wild im Unterholz und zwei von Gurlaks Spähern aufzuschrecken. Während die Plünderer ein Nachtlager aufschlugen, wandten sich die beiden alarmierten Fährtenleser gen Südwesten, um die im Hinterhalt liegende Gruppe von Gors, welche mittlerweile unter Fhirghaz' Kommando stand, vom bevorstehenden Zusammenstoß in Kenntnis zu setzen. Wenn sie es klug anstellten, würden sie die Plünderer in einen Hinterhalt locken, ohne dass diese eine Chance zur Flucht hätten. Es galt schnell zu handeln und, wenn möglich, mehr Kräfte zu mobilisieren, um einen Rückzug auszuschließen.


    Brak hörte die beiden Späher als erster. Die Geschwindigkeit und mangelnde Vorsicht - mit der sie sich seiner Stellung näherten - verrieten ihm, dass es sich eindeutig um befreundete Kundschafter handeln musste, die wussten wen sie hier anträfen. Zu schleichen hätte sich hier tatsächlich als tödlicher Fehler erweisen können! Sofort erzählten die Beiden von der feindlichen Plünderer Gruppe, welche sich auf dem Weg nach Süden, knapp an dieser Stellung vorbei, befand und nun unweit von hier lagerte. Brak instruierte zwei seiner eigenen Boten und sandte auch sie auf den Weg zur Herde. Ein weiterer Ungor würde Fhirghaz – von dessen Position und Kommando Brak eben erst erfahren hatte – über die derzeitige Situation in Kenntnis setzen. Verstärkungen müssten allerdings vom Hauptheer kommen, denn seine eigene Gruppe war nicht groß genug um den Feind zu stellen und auszulöschen, während Fhirghaz eine andere Mission zu erfüllen hatte, welche nicht leichtfertig gefährdet werden durfte.


    Wenige Stunden später – es mochte in etwa Mitternacht sein – trafen die Boten ein und erstatteten Bericht. Gurlak rieb sich die Stirn. Es war nicht so, dass er irgendwelche Truppen entbehren konnte, aber das Hauptheer des Feindes mochte wohl noch weit genug entfernt sein, da Brak ihn sonst bereits gewarnt hätte. Sicher war, dass er keine zweite Chance erhalten würde ein Überfallkommando, welches im Begriff einer Flankenbewegung war, unvorbereitet ausschalten zu können. Dies mochte die Stunde des Wagemutigen sein. Er warf Bratak einen kurzen, fragenden Blick zu. Der alte Schamane nickte ruhig und mit geschlossenen Augen. 'So sei es', murmelte Gurlak in seinen verfilzten Bart und ließ sogleich nach Ghorhok schicken. Dieser Gor wäre seiner Meinung nach der Richtige, um den schnellen Schlag noch heute Nacht auszuführen und unverzüglich zur Herde zurückzukehren. Die Zeit drängte und Ghorhok beschäftigt zu wissen, gab dem Großhäuptling ein gutes Gefühl.

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    Kapitel 29 - Im Dunkel der Nacht



    Ghorhok war auf dem Weg. Heute Nacht trug der Bronzehuf keine Rüstung. Wie die Gors und Ungors unter seinem Kommando war er fast komplett nackt, um schnell und lautlos zu Werke gehen zu können. Waffen und Haut waren mit Ruß geschwärzt und sie folgten zügig aber so leise wie möglich den beiden Spähern, welche sie an das Lager der feindlichen Plünderer im Südwesten heranführen sollten.


    Auf halbem Wege stolperten sie beinahe über Braks Stellung und versicherten ihm und seinen Behuften kurz, dass alles nach Plan verlief, sie die Stellung halten sollten und beim Vorstoß des Feindes noch immer der Herde Bericht erstatten sollten. Wenn die Götter ihnen wohlgesonnen wären, würde Ghorhoks Gruppe jedoch bereits vorher wieder auf diesem Wege zurückkehren. Man solle also nicht allzu schnell mit den Bögen sein! Kurz darauf waren die Rußschwarzen bereits wieder auf dem Weg zur Erfüllung ihrer Mission. Brak sah ihnen nach, wie sie in der Dunkelheit mit dem Wald verschmolzen und atmete tief durch. Gern wäre er mit ihnen gegangen. Alles war besser als hier zu hocken und zu warten.


    Die beiden Späher, welche Graktars Plünderer entdeckt hatten und nun mit Ghorhoks nachtschwarzer Einheit zurückgekehrt waren, führten die Krieger um die feindlichen Plünderer herum und kreisten sie dann von Norden her ein. Der Plan sah vor, so eine Flucht in Richtung des Feindheeres zu verhindern. Wären dennoch Teile der Gruppe in der Lage zu entkommen, sollten sie Brak oder Fhirghaz in die Arme laufen. Dieser Idee folgend, führte Ghorhok seine Krieger behutsam an das Lager ihrer Feinde heran. Die Wachposten schienen dankbarerweise ihre Aufmerksamkeit fast ausschließlich nach Süden und Osten – in die vermeintliche Richtung des Gegners – zu konzentrieren. Und so standen die Nachtschwarzen schon beinahe mitten im Lager, bevor sie auch nur bemerkt wurden. Auf ein Handzeichen ihres Häuptlings spannten die Ungors ihre Kurzbögen und legten auf die Wachposten an. Zwei Sekunden später sackten Diese unter Stöhnen und Schreien zusammen. Was nun folgte war Chaos. Schlaftrunkene Plünderer schreckten aus ihrem Schlummer hoch, um von rußgeschwärzten Äxten in Stücke gehackt zu werden. Ghorhok suchte sich den größten und kräftigsten Gor heraus und hackte sich seinen Weg zu ihm frei. Seine Ungor Bogenschützen gaben sich alle Mühe zu verhindern, dass irgendwer ein Horn blies. Selbst wenn das gesamte Lager bereits in Aufruhr sei, galt es doch zu verhindern, dass der Feind davon erfuhr was hier vor sich ging.


    Graktars Plünderer-Expedition schien verloren. Ihr Anführer schnaufte und brüllte wütend, als Ghorhok auf ihn zusprang. Der Bronzehuf war schnell und geschickt. Die Skrupel, welche ihn davon abgehalten hatte seinen Großhäuptling zu attackieren, standen ihm heute Nacht nicht im Weg. Bewaffnet mit Hand-Axt und Dolch hieb er auf seinen Gegner ein. Das scharf von oben geführte Beil durchbrach den Deckungsversuch mit dem Krummsäbel, prallte aber letztendlich von den geschwungenen Hörnern des Gor-Anführers ab. Ghorhoks nächster Schlag war ein Rückhand Schwinger von Links und sein Gegner blockte ihn sauber. Kaum hatte sich das Axt-Blatt jedoch mit der Klinge des Säbels verhakt, trat der Häuptling jedoch mit voller Wucht von oben gegen das Knie des Gors. Sein Schmerzensschrei wurde erstickt von der Dolchklinge, welche unmittelbar darauf in seinen schmutzigen, verzottelten Hals fuhr. Er spuckte Blut und sackte auf die Knie. Ghorhok riss den Dolch heraus, trat sein Opfer in den Staub und hackte augenblicklich auf den nächststehenden Gegner ein. Heute Nacht konnte er endlich wieder seiner unbändigen Wut und dem Wunsch nach Blutvergießen nachgeben. Es würde viele Opfer im Namen seines Schutzpatrons geben und niemand würde ihn dabei aufhalten. Ghorhok war im Rausch und er liebte es.

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    Kapitel 30 - Aufbruch im Morgengrauen



    Der Morgen begann zu grauen und das Gefecht war vorbei. Ghorhok war über und über mit Blut besudelt und er benötigte eine Weile um zu bemerken, dass der Körper – auf den er die ganze Zeit einhieb – schon eine Weile lang tot gewesen sein musste. Als er sich besann und seinen Blick über das Lager der Plünderer streifen ließ, musste er feststellen, dass keiner von ihnen mehr am Leben war. Er und der Rest seiner Krieger waren die Einzigen, die noch aufrecht standen und zwischen diesem Ruin aus Leichen, Blut und Eingeweiden umherstapften. Viele waren noch damit beschäftigt ihre Beute einzusammeln oder fraßen an den Überresten ihrer Feinde. Andere warfen Ghorhok Blicke zu, in der Erwartung seines Befehls zum Rückzug. Ihr Häuptling atmete schwer und sein heißer Atem bildete kleine Dampfwölkchen in der kühlen Morgenluft. Nach einem kontrollierenden Blick auf Axt und Dolch nickte er nur dem nächststehenden Gor zu, welcher die Anordnung sofort weitergab und damit die Rückkehr zur Herde einleitete.


    Etwa zur selben Zeit erreichte im Norden Whorga, von Westen kommend, den Fuß des Berges um – Graktars Befehlen entsprechend – das Schicksal des ersten Plünderer Entsatzes in Erfahrung zu bringen und sie gegebenenfalls zu verstärken oder zu rächen. Bereits bei seinem Eintreffen konnte er Spuren von Kämpfen ausmachen. Pfeile seiner Stammesgenossen waren in der Umgebung verstreut, hin und wieder aus der Leiche eines Bestigors ragend. Aber auch erschlagene Ungors und Gors fanden sich hier und da, verteilt im Gelände liegend. Sein Gehör hatte Graktar also letzte Nacht nicht im Stich gelassen. Die Horn-Signale mochten tatsächlich von hier gekommen sein. Nun galt es herauszufinden, ob noch Krieger seiner Herde am Leben waren oder ob sie alle hier ihr Ende gefunden hätten. Auf den ersten Blick war kein genaues Schema auszumachen. Der Kampf schien einmal hier und dann wieder da gewütet zu haben. Whorga wies seine Ungor Schützen an, sich unauffällig in der Umgebung zu verteilen und die Position der Gegner auszumachen. Ihr Treffpunkt würde auf der Ostseite des Berges sein. Wenn diese Position jedoch blockiert oder besetzt sein sollte, träfe man sich wieder hier, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Zeit drängte und Whorga schärfte seinen Untergebenen ein, dass sie schnell handeln mussten. Graktar würde nicht auf sie warten und verließ sich darauf, dass sie ihren Auftrag wie befohlen erfüllen würden.


    Im Westen erhoben sich die letzten Krieger unter Graktars Banner von ihren Schlaflagern. Viele der kommandierenden Gors scheuchten bereits ihre Untergebenen durch das Lager. Formationen wurden gebildet und nach Instruktionen von Graktar und seinen engsten Vertrauten ausgerichtet. Große, massive Horden von muskelbepackten, stinkenden Gors marschierten nebeneinander auf. Ihre Leitböcke brüllten und blökten Befehle durch die Reihen und Ränge. Ungors waren emsig damit beschäftigt Wagen und Gepäcktiere zu beladen um das Lager so zügig wie möglich abzubrechen. Über Allem wachten die Schamanen und einige der Häuptlinge. Hörner und Trommeln schworen die Krieger unter ihrem Kommando darauf ein, dass der Marsch auf den Feind jeden Moment beginnen würde. Viele verrichteten ihre Notdurft an Ort und Stelle, inmitten der Reihen ihrer Artgenossen. Mit jeder Minute wurde die Unruhe innerhalb der Herde größer. Die Behuften erhoben meckernd und grölend ihre Stimmen zu einer chaotischen Kakofonie. Als die Spannung unter den Gors und Ungors ihren Höhepunkt erreicht zu haben schien, erscholl ein Röhren aus dem ersten Rang der Blutmähnen, dann bei den Schwarzhörnern, den Söhnen des Utu und den Blutbärten. Graktars Kriegsherde war auf dem Weg.

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    Kapitel 31 - Erwachen



    Auch in Gurlaks Hauptlager war man bereits geschäftig am Werke. Die nächtliche Feindbewegung auf der Flanke – in einem solchen Umfang – bereitete ihm Kopfzerbrechen und ließ nur einen Schluss zu: Der Angriff stand unmittelbar bevor und es war mehr im Gange als ein simples, geradliniges Scharmützel zweier Infanteriehaufen. Um dies festzustellen, bedurfte es keines Meisterstrategen. Aber er musste mit allem rechnen und vor Allem musste er handeln. Seine Kriegsherde würde zwar hier, an Ort und Stelle, auf den Feind warten – schließlich basierte seine gesamte Umschließungsstrategie auf diesem Umstand – aber er musste dennoch bereit sein, wenn sie hier einträfen. Und dies könnte jederzeit der Fall sein. Wenn die Plünderer auf der Flanke im Morgengrauen aufgebrochen wären, um seiner Armee in die Flanke oder gar in den Rücken zu fallen, dann war spätestens gegen Mittag oder Nachmittag mit dem Schlag des Hauptheeres zu rechnen gewesen. Denn sehr viel länger hätten die Plünderer nicht benötigt um sich in Stellung zu bringen.


    Was dem Großhäuptling mehr Sorgen bereitete war die Tatsache, dass er von der Gruppe im Norden – seiner Bestigor Leibwache – gar keine Nachrichten erhalten hatte. Wenn sie keinen Feindkontakt gehabt haben sollten, wäre alles in Ordnung. Wenn es jedoch anders gelaufen sein sollte, war das ganz und gar kein gutes Zeichen. So oder so, musste er Gewissheit haben. Denn immerhin waren so seine besten Krieger außerhalb seiner Sicht- und Befehlsreichweite. Und dies schloss Kwurhgor, Merrhok und Hurrlok ein. Er entschloss sich, zwei zuverlässige Fährtensucher in Richtung der Berge zu schicken. Schließlich brauchte er Klarheit. Außerdem ließ er im Lager mobil machen und die Kampfgruppen einteilen. Schamanen hielten Rituale ab, segneten Krieger oder versuchten Kontakt mit den Wesen des Warp aufzunehmen. Selbst wenn sie keinen Erfolg hätten, so würde die Geschäftigkeit und Anstrengung doch Zuversicht und Vertrauen bei den Truppen wecken. Gurlak selbst ging durch die Reihen der Krieger. Denn er wusste, dass man sich ihnen wieder und wieder ins Bewusstsein rufen musste. Sie mussten sehen wofür und für wen sie kämpften. Sie mussten sich bewusst werden wen sie zu fürchten hatten, wenn sie bei ihrer Aufgabe versagen würden. Die Furcht durfte nicht allein vom Feind ausgehen. Die Krieger sollten sich gewahr werden, dass sie nur kleine Lichter zwischen zwei Polen der Macht und des Verderbens waren. Die Schamanen und der Zuspruch ihres Großhäuptlings würden aus diesen Lichtern hell brennende Flammen des Zorns und der Vernichtung machen. Sie würden sie zu Taten antreiben, wie sie selbst sie nie für möglich halten sollten.


    Auch Brak war nun aus einem unruhigen und äußerst dünnen Halbschlaf erwacht. Er hob sein Gesicht vom nackten Erdboden und strich sich Reste von Blättern, kleinen Zweigen und Steinchen aus dem zerknitterten Gesicht. Er musste wach werden, auf der Hut sein. Die Sonne würde bald durch das über ihm liegende Blätterdach brechen und er musste sicher sein, dass dies das Einzige blieb was an diesem Ort durchkäme. Seine Blase drückte aber er beschloss sich nicht aus seiner Position zu bewegen. Irgendetwas sagte ihm, dass dies im Moment keine gute Idee wäre.

  • Juhuuu, es geht weiter!
    Einerseits motiviert deine Geschichte mich total, meine neuen Plünderer-Trupps anzumalen, andererseits ist es auch immer wieder ernüchternd, dass sie in jedem zweiten Kapitel abgeschlachtet werden...
    Aber ich schätze, dass ist ihr Schicksal.


    Das also sind diese Tage, an denen man zuhause sitzt, Bier direkt aus der kaputten Kaffeemaschine trinkt und wartet, dass es regnet, damit man endlich raus kann. - Horst Evers

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    Juhuuu, es geht weiter!
    Einerseits motiviert deine Geschichte mich total, meine neuen Plünderer-Trupps anzumalen, andererseits ist es auch immer wieder ernüchternd, dass sie in jedem zweiten Kapitel abgeschlachtet werden...
    Aber ich schätze, dass ist ihr Schicksal.

    Naaaaah, wart's mal ab. Die Plünderer werden schon noch ihre Rolle zu spielen haben :winki: (... genau wie in den Schlachten auf dem Tisch... da sollte man sie auch nicht unterschätzen).

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    Kapitel 32 - Schlaflos



    Hurrlok war stinksauer. Er hatte letzte Nacht buchstäblich keine ruhige Minute. An Schlaf war nicht zu denken, nachdem die Plünderer des Feindes immer wieder ihr Lager angegriffen hatten, um sich im nächsten Moment sofort wieder zurückzuziehen. Der junge Bestigor schnaufte wütend und konnte kaum erwarten, dass zur Gegenoffensive geblasen würde, um diese Pestfliegen endlich loszuwerden. Drei Mal hatten sie ihr Lager abbrechen und an neuen Stellen aufschlagen müssen. Beim zweiten Mal gab es auch kein Feuer mehr und trotz Allem, hatten die Plünderer sie immer wieder aufgestöbert. Es war frustrierend und alle sehnten den Morgen herbei, um endlich effektiv und abschließend zurückschlagen zu können.


    Merrhok hoffte, dass die Schlacht vorbei wäre bevor seine persönlichen Nahrungsvorrate aufgebraucht wären. Das was er bei sich trug, würde wohl noch für gut einen Tag reichen, je nachdem wie er es sich einteilte. Danach würde er erfinderisch werden müssen. Aber solange noch einige seiner vertrauten Ungors am Leben und in der Nähe wären, würde sich schon eine Lösung finden lassen. Im Moment jedoch, stellte die Bedrohungssituation durch die Plünderer-Angriffe das größere Problem dar. Selbst wenn die Bestigors ihre Verluste minimierten und die Angreifer zurückschlagen oder gar Auslöschen könnten, so mochte es doch zu spät sein, um ihre Mission – die Unterstützung ihres Hauptheeres – zu erfüllen. Wohl oder Weh, Triumph oder Untergang der gesamten Kriegsherde mochte von ihnen abhängen.


    Brak hatte in seiner vorgezogenen Position – gut 20 Meilen vor der Kriegsherde seines Herrn – noch fünf Gors und etwa zwei Dutzend Ungors unter seinem Befehl. Die Ungors verteilten soeben die letzten Reste von erlegtem Wildfleisch und dem was sie an Vorräten bei sich hatten, da bebte die Erde unter ihren Hufen. Der gesamte Waldboden schien sich bewegt zu haben, doch im nächsten Moment war bereits alles wieder totenstill. Selbst Vögel waren keine zu hören. Die Atmosphäre war gespenstisch. Keiner der Anwesenden wagte es sich zu bewegen. Unsichere und fragende Blicke wurden ausgetauscht und Brak drehte langsam seinen Kopf. 'Was im Namen der Dunklen Mächte war das?', entfuhr es ihm leise. Einer der Ungors senkte sich langsam in Richtung Waldboden und lauschte. 'Bewegung', sagte er und die Blicke der Anwesenden schnellten zu Brak. Seine Stirn legte sich in Falten und er fuhr sich mit seiner linken Pranke durch sein Bocksgesicht. Die Augen öffnend und in den Himmel blickend, befahl er den Gors und allen, bis auf zwei, Ungors den Rückzug zum Hauptheer. Sie hätten in jedem Fall nicht mehr genügend Vorräte für alle und der Angriff müsse unmittelbar bevorstehen. Sie sollten ihrem Großhäuptling und den Schamanen berichten was hier vor sich ginge. Denn die wüssten, wie sie es zu interpretieren hätten und was zu tun sei. Er selbst würde mit den letzten beiden Spähern hier bleiben und erst zurückkehren, wenn der Kontakt mit dem Feind unmittelbar bevorstünde, so wie Gurlak es verlangt hätte.


    Sie packten ihre wenigen Habseligkeiten und machten sich umgehend auf den Weg. Als sie etwa eine halbe Meile zurückgelegt hatten, gab es eine erneute Erschütterung des Bodens, irgendwo hinter ihnen. Ihr Schritt beschleunigte sich noch einmal und keiner von ihnen wagte es auch nur daran zu denken, einen Blick zurückzuwerfen.

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    Kapitel 33 - Der Dämon



    Mardugor überlegte ob er sich das Banner seines Herrn auf den Rücken binden lassen sollte. Aber das wäre im Kampf sicherlich noch hinderlicher als es einfach im Arm zu tragen. Als Alternative kam es also wohl kaum in Frage und am Ende würde er es wohl schlichtweg in den Boden rammen und erst damit weiterziehen, wenn kein Gegner mehr auf den Beinen wäre, wie er es bisher auch schon gehalten hatte. 'Einen Weg zurück würde es sowieso kaum geben', ging es ihm durch den Kopf. Der Marsch durch die Wälder war anstrengend und Schweiß lief ihm von seinem Haupt, unterhalb der durchnässten Haube, durch die verfilzten Haare seines Nackens und Halses, direkt unter die massive Bronzerüstung. Die Glieder seines Kettenhemdes bebten und klirrten mit jedem seiner mächtigen und schweren Schritte. An seiner Seite marschierten die Söhne des Utu, bereit für ihren Herrn und dessen Großhäuptling Opfer auf dem Altar der Dunklen Mächte darzubringen, ganz gleich wie diese aussehen mochten.


    Für Graktar hatte die bevorstehende Schlacht kaum etwas Erregendes zu bieten. Wie alle Auseinandersetzungen auf seinem Wege, war auch dies nur eine schicksalhafte Prüfung und ein kleiner Meilenstein am Rande des Pfades, der ihn seinem endgültigen Ziele zuführen sollte. Wenn die Götter noch immer Gefallen daran finden sollten, dass er Vergeltung für seine Schmach zu üben gedachte, dann würde er auch dieses Scharmützel hinter sich lassen. Wenn sie seiner jedoch überdrüssig sein und ihn endlich sterben lassen sollten, dann sollte es ihm ebenso recht sein. Er war müde geworden und der ewige Schlaf hatte etwas Verlockendes, Verheißungsvolles. Bis es soweit war, würde er jedoch jeden in den Staub schicken, der es wagte sich ihm und seinem Endziel in den Weg zu stellen. Der tief in seinem Inneren vergrabene Hass auf das Leben und die Gesellschaftsform seiner Artgenossen war unbändig und groß, wenngleich der Alte nicht wirkte als sei er noch zu nennenswerten emotionalen Regungen im Stande. Er war wie ein Fleischwolf, der alles zermalmte, was in seine Fänge geriet und er hinterließ nichts außer blutigem, bis zur Unkenntlichkeit entstelltem Ruin.


    Die Kälte von Graktars Wesen trieb unsägliche Angst in die Herzen der Untergebenen des Großhäuptlings. Selbst gegen einen unermesslich überlegenen Widersacher würden sie ihm in die Schlacht folgen, ohne auch nur zu wagen einen Gedanken an Verrat oder Flucht zu verschwenden. Der alte Gor war wie ein fleischgewordener Dämon, welcher drohte sie über das Grab hinaus zu verfolgen, aufzuspüren und ihre Seelen zu konsumieren, nachdem er ihre Körper verspeist hätte. So - oder so ähnlich - mochte das Bild des Alten in den Köpfen seiner Krieger wohl aussehen. Sie folgten ihm sklavisch in den Tod und durch Verderben. Denn seine Rache mochte schlimmer sein als die Waffen und der Zorn ihrer Feinde.


    Die Massen von zotteligen, muskelbepackten, stinkenden Gors und Ungors bahnten sich ihren Weg durch das Unterholz des Drakenwaldes und jeder Schritt ihrer kruden Hufe brachte sie näher an das Heer Gurlaks, welches bereits darauf wartete die Prophezeiungen seiner Schamanen in Erfüllung gehen zu sehen. Was auch immer geschähe, wäre der Wille der Mächte des Chaos und sie alle würden ihre Leben geben, um ihn zu erfüllen.

  • Tststs. In Kapitel 11 Wasser der erste Umbruch, als die Herde aufgebrochen ist, in Kapitel 22 gab es ersten Feindkontakt... Aber hier haben wir Kapitel 33 und trotzdem keine Schlacht. Brauch ich wohl ne neue Theorie! :P
    Die Spannung unter den Gor ist nichts im Vergleich mit unserer! Daumen hoch!


    Das also sind diese Tage, an denen man zuhause sitzt, Bier direkt aus der kaputten Kaffeemaschine trinkt und wartet, dass es regnet, damit man endlich raus kann. - Horst Evers

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    Kapitel 34 - In der Falle



    Kwurhgor beriet sich mit dem Kommandanten der Bestigor Garde. Ihr Plan sah vor, die südlichen Ausläufer der Berge zu durchkämmen und so schnell wie möglich zu ihrer Position, östlich der Anhöhe, zurückzukehren. So würden sie bereit sein sobald das Signal für ihren Angriff in den Rücken feindlicher Flankier-Einheiten ertönen würde, ohne selbst bedrängt oder gar aufgehalten zu werden. Sie teilten die Bestigors in kleinere Grüppchen, unterstützt von Spähern mit Bögen, ein und erteilten Anweisungen, was zu tun sei. Wenig später schwärmten die Säuberungstrupps aus um ihr blutiges Werk zu vollbringen.


    Hurrlok, Kwurhgor und Merrhok waren in unterschiedlichen Gruppen verteilt, von denen jede so zügig und gründlich wie möglich die zerklüfteten Felsformationen der Umgebung durchforstete. Sie arbeiteten sich nach und nach in Richtung des Bergkammes vor und es war Hurrloks Einheit, welche den ersten Kontakt hatte. Die Plünderer mussten geradezu auf sie gewartet haben. Einer der Bestigors ging sofort von drei Pfeilen durchbohrt zu Boden. Ein weiterer traf Hurrlok und auch er brach zusammen. Die restlichen Elite Gors gingen direkt zum Nahkampf über, während die Ungors von Hinten das Feuer auf die Plünderer erwiderten. Hurrlok rang nach Luft und griff instinktiv nach dem Pfeil, welcher ihn links oberhalb der Brust getroffen hatte. Er rollte sich vom Rücken auf die Seite und ein allesbetäubender Schmerz durchschoss seinen Körper. Auf seinen Knien verharrend und mit einem Arm am Boden abgestützt, versuchte er verzweifelt wieder Herr seiner Sinne und Körperfunktionen zu werden. Wut stieg in ihm auf und Schaum quoll ihm aus den Winkeln seines Mauls, als er die Zähne zusammenbiss. Mit einem Urschrei riss er den Pfeil aus der Wunde und den Kopf nach oben. Hurrlok sah buchstäblich rot und Blut lief ihm über Brust und Bauch. Auf seine mächtige Zweihandaxt gestützt, richtete er sich auf und wand sich in Richtung des Kampfes. Die wenigen Plünderer, welche noch Widerstand leisteten, konnten nicht vor seinem rechtschaffenen Zorn bestehen und starben wie die Fliegen. Als keiner von ihnen mehr am Leben war, kam ihm sofort einer von Merrhoks Ungors zu Hilfe und versuchte die Blutung zu stillen. Hurrlok wehrte sich anfangs noch und stieß den kleineren Tiermenschen beiseite, aber letztendlich setzte dieser sich durch und verarztete den Großen so gut er es vermochte.


    Auch die anderen Gruppen hatten Feindkontakt und Kwurhgor befürchtete, dass die Bestigors schlussendlich zu ausgedünnt sein würden, um in der Schlacht noch einen großen Ausschlag geben zu können. Die Plünderer mochten zwar nicht die Stärksten sein, aber das Gelände und ihre Zahl machten sie ausgesprochen gefährlich. Als Kwurhgor nach etwa zwei Stunden mit seiner Gruppe am Kamm des ersten Berges auf Merrhok und Teile von dessen Gruppe stieß, beschlossen sie kurzerhand den Abstieg. Die Einheiten würden sich, wie abgesprochen, wieder am Fuße des Berges treffen und dort zum Schlag gegen den Feind bereithalten.


    Etwa zwei Stunden zuvor hatte Brak - den lang erwarteten und doch gefürchteten - Sichtkontakt. Zu seiner Linken sah er eine kleine Gruppe Ungors durch das Unterholz schwärmen. Die Wipfel der Birken, welche gut ein paar hundert Meter vor ihm aufragten, bewegten sich verräterisch und der Boden begann konstant und rhythmisch zu vibrieren. Sie marschierten, und es waren viele von ihnen. Braks Augen weiteten sich und er riss sofort den Kopf zu den anderen beiden, im Unterholz liegenden, Spähern herum. Mit einer kurzen Geste signalisierte er ihnen sich sofort zurückzuziehen. Sie wussten was sie zu tun hatten. Dies war der Moment auf den sie so sehnlichst gewartet hatten und dennoch waren mit einem Mal ihre Knie weich. Die beiden Ungors machten sich so schnell und so unauffällig auf den Weg wie sie es vermochten. Es sollte nicht genug sein. Mit einem Knacken trockener Zweige zog einer der Beiden die Aufmerksamkeit der feindlichen Fährtensucher auf sich. Brak durchfuhr es heiß und kalt als er das Geräusch vernahm. Das nächste was er sah, waren die Ungor-Späher, welche mit gezückten Bögen auf seine Stellung zukamen.

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    Kapitel 35 - (K)ein Weg zurück



    Braks Ungor Späher rannten so schnell sie ihre krummen Bocksbeine trugen. Pfeile schwirrten an ihnen vorbei als sie im Zickzack um die Bäume vor ihnen huschten. Sie wagten es nicht, sich nach ihrem Anführer umzusehen. Dieser lag noch immer in seiner Mulde, hinter der alten Birke. Panik stieg in ihm auf. Das waren zu viele. Und selbst wenn er ihrer – wider Erwarten – Herr werden sollte, so würde das Heer, welches ihnen auf dem Fuße folgte ihn lebendig fressen. Er nahm all seinen Mut zusammen und befahl seinem Körper ihm zu gehorchen. Als die feindlichen Fährtenleser an die 15 Meter an ihn herangekommen waren, sprang er auf und rannte um sein Leben. Die Fährtenleser zuckten erst erschrocken zusammen, so plötzlich sprang der Gor vor ihnen aus seiner Deckung. Als sie realisierten, dass er sich nicht in ihre Richtung, sondern zur Flucht gewandt hatte, spannten sie ihre Bögen und schossen.


    Brak stand unter Strom. Sein Körper war durchflutet von Adrenalin und er hatte das Gefühl gleich abzuheben, so schnell sei er. Er schlug Haken und wich den Bäumen aus so gut er konnte. Pfeile jagten knapp und mit pfeifenden Geräuschen an seinen Ohren und Beinen vorbei. Er hetzte durch das Unterholz wie ein Hase, der von einem Rudel Bluthunde verfolgt wird. Seine schwere Axt war ihm noch nie so leicht vorgekommen und für einen Moment hatte er das Gefühl er könnte es schaffen. Dann traf ihn ein Hammerschlag, die Welt um ihn wurde tiefrot und schwarz, dann spürte er einen dumpfen Aufprall.


    Ghorhok hatte Braks Stellung auf dem Rückweg nicht wieder passiert. Angesichts des Zeitdruckes entschloss sich die Gruppe den direkten Rückweg zu nehmen, welcher sie im Südosten an Brak vorbeiführte. Der Bronzehuf fühlte ein ihm unbekanntes Gefühl, als er an den im Unterholz wartenden Gor und seine Späher dachte. Es mochte wohl so etwas wie ein schlechtes Gewissen sein, welches ihn daran erinnerte, dass er den Rückweg über ihre Stellung nehmen wollte, um ihnen zu signalisieren, dass alles in Ordnung sei und die Pläne ihres Herrn wie geplant verlaufen würden. Aber er schüttelte das Gefühl schnell wieder ab und dachte an das Blutbad zurück, welches er letzte Nacht genommen hatte und dessen Spuren er noch immer am ganzen – rußschwarzen und mit Körperflüssigkeiten beschmierten – Körper trug. Der metallische Geruch des Blutes machte ihn ganz wuschig und er genoss den Schauer, der ihm dabei über den nackten und schweißnassen Rücken jagte. In seiner Art, den Gedanken über den maßlosen Exzess seiner Schlachtorgie nachzuhängen, wirkte er auf seltsame Weise abwesend und gleichzeitig abstoßend auf seine Begleiter. Sie spürten seine animalische Erregung und erschauerten, wenn sie den blutverkrusteten Hünen auch nur ansahen. Bei all den bestialischen Absonderlichkeiten und Bräuchen, welche ihrer Gattung zu Eigen waren, erreichte Ghorhoks Verhalten doch noch eine eigene Dimension. Denn bei ihm war es nicht einfach nur eine Art unbändiger – aber dennoch vertrauter – Wut oder gar ein Blutrausch, die ihn antrieben und in der Schlacht Besitz von ihm ergriffen, sondern er schien auf eine perverse Art geradezu Lust und Verzückung zu empfinden, wenn er seine Feinde auseinandernahm.


    Die Rußschwarzen bewegten sich zügig durch den lichter werdenden Wald und erwarten im Verlauf der kommenden Stunden im Herdenlager einzutreffen. Je näher sie nach Nordosten kamen, desto öfter und stärker nahmen sie Erschütterungen des Waldbodens war. Sie waren nicht allzu stark, aber dennoch beunruhigend und auf ihre Art befremdlich, denn keiner der Anwesenden war in der Lage zu erklären, wo sie herrühren mochten. Selbst Ghorhok fand sich selbst aus seinen Gedanken gerissen.

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    Woran erkennt eigentlich ein sich Wald versteckender Behufter, dass die aufgespürten anderen Behuften nicht aus der eigenen Herde, sondern der des Feindes sind?





    Kapitel 36 - In der Falle II



    Auf ihrem Weg vom Berg nach unten erwartete Gurlaks Leibgarde eine böse Überraschung. Kaum wähnten sie sich der lästigen Plünderer entledigt, so erschienen wie aus dem Nichts plötzlich mehr von ihnen am Fuße des Berges. Dies kam besonders überraschend, da jenes Gebiet eigentlich gesäubert sein sollte. Den Bestigors war nicht klar, dass Graktar weitere Plünderer entsandt hatte, welche ihnen nun in den Rücken fielen und drohten, die gesamte Unternehmung zu zerschlagen.


    Whorga war eben erst eingetroffen, als sie die Elite Gors des Feindes vom Berg herabsteigen sahen. Augenblicklich ließ er seine Plünderer Deckung suchen und ordnete an erst zu schießen, wenn sie sicher sein könnten den Feind auch zu treffen. Mit schwer gerüsteten Kriegern hatte er in dieser Umgebung nicht gerechnet, aber er war froh, dass sich augenscheinlich keine Bogenschützen unter ihnen befanden.


    Die Abwärtsbewegung des Bestigors kam augenblicklich zum Erliegen, als die ersten Pfeile flogen. Von oben kommend, hatten sie natürlich gute Möglichkeiten hinter den herausragenden Felsformationen in Deckung zu gehen. Rasch bildete sich eine Art Frontlinie, an der sich die Leibgardisten, dicht an dicht, versteckt aufreihten. Nachdem der Großteil von ihnen sich verteilt hatte, kamen auch die Ungor Späher – mit ihren Bögen – hinzu. Sie waren nun in einer idealen Position und schossen, über die Köpfe ihrer schwer gerüsteten Brüder hinweg, auf den unter ihnen sitzenden Feind.


    Als die ersten von Whorgas Kriegern fielen wurde ihm klar, dass er sich geirrt und seine Schützen in eine fatale Lage gebracht hatte. Unmittelbar blies er in sein Horn, um die Aufmerksamkeit der in Deckung gehenden Plünderer zu erlangen und sie außer Reichweite des Gegners zu führen. Nur knapp entkam er einer ganzen Salve von Pfeilen, denn er hatte so nicht nur die Augen seiner eigenen Truppen, sondern auch die der feindlichen Späher, auf sich gezogen. Hinter einem Felsblock kauernd, brüllte er Anweisungen bis er merkte, dass seine Untergebenen wie gelähmt in ihrer spärlichen Deckung hockten. Ihre Verluste waren größer als die der anderen Seite und Whorga erkannte, dass er etwas unternehmen musste bevor es endgültig zu spät wäre. Er sprang hinter seinem Felsen hervor und hielt auf die weiter vor ihm liegenden Klüfte am Rande des Waldes zu. Dort vermutete er außer Reichweite der feindlichen Ungor Bogenschützen zu sein und stieg auf einen der umherliegenden Findlinge. Mit voller Kraft stieß er in sein Horn und der Klang des Instrumentes hallte vom Berge wieder. Die ersten seiner Plünderer verstanden, dass er ihnen den Weg aus ihrer misslichen Lage weisen wollte und fassten sich ein Herz. Immer mehr der eben noch festgenagelten Gors und Ungors rannten aus ihrer Deckung heraus auf Whorga zu, um am Waldrand erneut in Klüften, hinter Bäumen oder Gesteinsbrocken Schutz zu suchen. Ihr Anführer stand über ihnen und blies was seine Lungen hergaben. Er schien keine Angst zu haben, obwohl die Pfeile links und rechts von ihm niedergingen. Als Whorga erschöpft und vom Sauerstoffmangel leicht schwindelig aufhörte ins Horn zu stoßen, wurde ihm schlecht. Um ihn herum befand sich ein Nadelkissen von Pfeilen. Es grenzte an ein Wunder, dass er nicht getroffen worden war. Er sprang sogleich vom Findling herab, ging dahinter in Deckung und übergab sich auf den mit Moosen bewachsenen, steinigen Boden.

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 37 - Keine Zeit



    Die beiden Späher - welche Gurlak in die Berge geschickt hatte, um das Schicksal seiner Leibgarde zu ergründen - trauten ihren Augen kaum. Sie hatten beinahe den Fehler begangen den Wald zu verlassen, ohne sich vorher zu vergewissern, dass es auch sicher sei. Gerade noch rechtzeitig hörten sie das Zischen von Pfeilen, welche aus Richtung des Berghanges nach unten geschossen wurden. Das steinige Feld vor dem Fuß des Berges war ein Schlachtfeld. Sie sahen Leichen und unzählige Pfeilschäfte, die aus dem Boden ragten. Die Ungors, welche sie vor sich im Schatten der Felsbrocken und vereinzelter Bäume ausmachen konnten, waren ihnen unbekannt. Sie trugen keine Zeichen ihrer Stämme und hatten auch ein geringfügig anderes Äußeres. Das konnte nur bedeuten, dass das dort oben ihre Brüder waren. Oder nicht? Die Beiden schauten sich fragend an, dann hefteten sie ihre Blicke wieder auf das Geschehen vor ihnen.


    Nachdem sie eine Zeit lang beobachtet, gegrübelt und beraten hatten war den beiden Ungors klar, dass sie die Gefahrenzone nicht umgehen könnten. Eine andere Art, mit den Kriegern in den Bergen Kontakt aufzunehmen, schien ihnen nicht möglich. Die Bestigors mussten schlichtweg in ein Gefecht geraten sein und sich festgebissen haben. Wann es endlich vorbei sein würde und wie viele von Gurlaks Leibgarde dann noch am Leben sein würden, darauf wagten sie nicht zu spekulieren. Sollten sie damit zu ihrem Großhäuptling zurückkehren? Würde er sich damit zufriedengeben? Oder würde er sie gar in der Luft zerreißen? Bei beiden Spähern breitete sich unwohles Gefühl in der Magengegend aus.


    Brak versuchte zu atmen. Aber so sehr er auch versuchte Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen, es ging nicht. Er hatte das Gefühl, als säße ein Oger auf seinem Brustkorb und er würde langsam ersticken. Instinktiv rollte er sich zusammen und ein brennender Schmerz biss ihm in die Schulter. Er stand unter Schock und er war verletzt. Seine Atmung normalisierte sich nur langsam. Mit jedem seiner Atemzüge inhalierte er mehr Luft und die Tränen hörten auf ihm in die Augen zu schießen. Er konnte wieder etwas sehen. Erst nur verschwommene Schemen, dann zeichneten sich Formen ab. Moose, Steine, ein Baumstamm, quer vor ihm. Da war er wieder, dieser Schmerz. Er strahlte durch den gesamten Oberkörper. Einer der Ungors musste ihn getroffen haben, daran bestand kein Zweifel. Warum waren sie noch nicht bei ihm? Wo blieben sie?


    Brak stemmte sich langsam und gegen den Schmerz mit beiden Armen nach oben, bis er auf allen Vieren kauerte. Sein Atem war flach und er öffnete die bis eben zusammengekniffenen Augen. Dann blickte er sich um. Sie waren nirgends zu sehen. 'Da!' Rechts vor ihm nahm er noch einen der Ungors wahr, wie er durch das Unterholz huschte. Sie mussten hinter seinen beiden Spähern her sein. Ihn hatten sie mit aller Wahrscheinlichkeit für tot gehalten. Aber das würde ihn nicht retten, wenn er nicht sofort von hier verschwinden würde. Eine gesamte Kriegsherde stand im Begriff hier jeden Moment durchzumarschieren und im Gegensatz zu den Ungors würden sie auf Nummer sicher gehen, wenn sie ihn hier finden würden.


    Er lehnte sich gegen eine der Birken vor ihm und schob sich unter größter Anstrengung an ihr empor. Er atmete noch drei Mal ein und aus, so gut es eben ging und begann vorwärts zu stolpern. Hinter sich hörte er bereits das Trommeln und Trampeln der unaufhaltsam nahenden Bestien-Herden.