Der Blick in die Vergangenheit IST traurig. Österreich war ein Weltreich. Der Habsburger Karl V. regierte über ein Reich, in dem die Sonne nie unterging. Fast die gesamte Neuzeit hatte das Haus Österreich die Hegemonie in Europa, Österreich war der mächtigste Erzfeind Frankreichs. Alles Erdreich war Österreich untertan. Und dann macht es BUMM, und alles, was davon übrig ist, ist ein unbedeutender Kleinstaat, den man außerhalb Europas nicht mehr kennt. (Wenn du einen Ami fragst, wo Österreich liegt, zeigt er auf Australien.) Das tut weh. Ein Großreich, innerhalb eines Wimpernschlags zur Unbedeutendheit degradiert, der nicht mehr ernst genommen wird. Beschäftige dich mit Geschichte, da fängt dein Herz zu bluten an.
Ich befürchte ich bin nicht in der Lage diese Art von Gefühlen nachzuempfinden. Ob das Land in dem ich lebe nun groß oder klein, bedeutend oder unbedutend ist... ich könnte nicht erkennen was das mit mir als Person zu tun hätte. Solange im und um das Land halbwegs alles im Lot ist und man sich mit allen verträgt, ist das alles zum Besten, oder? Ich wüsste z.B. auch nicht worin der Wert liegt als größter Feind Frankreichs zu zählen.
Aber ich hab mich dazu entschlossen mich damit abzufinden und nicht weiter zu grübeln. Wir funktionieren da einfach komplett unterschiedlich. (Und das ist auch vollkommen OK so.)
Aber ist es nicht gut, wenn man sich zusammenrottet und sich ein Gemeinschsftsgefühl bildet?
In meinem Wertekatalog nicht, nein. Denn auch wenn diese ersten Schritte für sich noch kein Problem darstellen, so führen sie zu doch zu den üblichen Problemen von Menschen in Gruppen. Die vermeintlich gewonnene Stärke und das Sicherheitsgefühl wirken oft als Katalysator, welcher im Anschluss negative bzw. destruktive Verhaltensweisen zutage führt. Wären sie hingegen allein, würden dieselben Menschen sich erfahrungsgemäß ganz anders verhalten. Plötzlich wird man nicht mehr von irrationalem Übermut beflügelt, muss niemandem mehr imponieren und verhält sich allgemein bescheidener als innerhalb des trügerischen Nährbodens der Gruppe.
Das Gruppengefühl ermächtigt die Menschen auch oft zu unglaublich irrigen Interpretationen dessen was "rechtens" ist. Manchmal liegt das am Zweck der Gruppe selbst (so sind z.B. "Opfer" allein aufgrund ihres selbsterwählten Status zu jeder Überreaktion und jedem Irrsinn ermächtigt), manchmal ist es aber auch die Größe, Vormachtstellung, Rückendeckung durch Dritte oder Positionierung der Gruppe, die den Handlungsspielraum und damit auch den gemeinsamen Ethos definiert. Selbstverständlich geht man dann regelmäßig an die ausgeloteten Grenzen und auch darüber hinaus, wenn sich herausstellt, dass das Ganze scheinbar ohne nennenswerte Konsequenzen bleibt. Bereits die vermeintliche Rückendeckung durch die Gruppe schenkt den einzelnen Mitgliedern das Sicherheitsgefühl, um zu schalten und zu walten wie es ihnen beliebt.
Schonmal die Eigendynamik und das Verhalten von Personen innerhalb eines Clans, im Rahmen eines MMO Spiels, beobachtet? Unfassbar was da teilweise abgeht und wie weit sich Leute mitunter in vorauseilendem Gehorsam für ihre Gruppe oder aus einem falschen Sicherheitsgefühl heraus aus dem Fenster lehnen und dabei total irrational und aggressiv zu Werke gehen.
Was meinst du mit "wenn überhaupt"?
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Man muss sich nicht für sein Land und seine Leute interessieren. Manchen Leuten würde eine gewisse Abstinenz da auch mal ganz gut tun. Deshalb das "wenn überhaupt".