Diesen Thread beginne ich als Spin-Off aus mehreren anderen Diskussionen.
Hier zu nennen wären der Wüstenskelett-Stammtisch und dann seit kurzem auch Projektaufgabe, Hobbyaufgabe?.
Im Zusammenhang mit den dort geführten Diskussionen - es geht konkret um Updates von Fantasy Battles the 9th Age - stelle ich mir und Euch die Fragen:
a) Wie einig sind wir uns, dass es ein subjektiv und objektiv ausbalanciertes Tabletop-System nie geben wird?*
b) Wenn a) zutrifft: Wie notwendig und sinnvoll ist es, durch Updates, Anpassungen und Nerfs zu versuchen, einem perfekten Balancing näher zu kommen?
*Es sei denn, man spielt mit exakt der gleichen Armee, symmetrischem Gelände und beide Spieler haben den ersten Zug.
Zur Vorgeschichte:
Als GW im Bereich R&F-Fantasy-Tabletop noch Marktführer war, wurde stets gemault und bemängelt: "Ey, wie doof! Das neue Armeebuch der XY ist viel zu stark!" oder "Wann kommt endlich ein neues Buch für meine tollen YZs?". Nicht nur mit dem Update-Zyklus der Armeebücher sondern auch mit Errata, Klarstellungen und Updates kam GW im Schneckentempo hinterher.
Die aus meiner Sicht naheliegende Antwort auf dieses Phänomen: GW wollte (und will) natürlich das neue Armeebuch und die damit verbundenen Miniaturen verkaufen. Also muss ein neues Buch immer mindestens sehr gut (=sehr spielstark) sein.
Wir kennen das als "Power-Creep" also das sukzessive steigern der "Stärke" oder das verschieben der Meta. Bei X-Wing (ja, ich weiß, streng genommen kein Tabletop!) wurde durch die zunehmend massenhaft verfügbaren Rundum-Primärwaffen das Spielsystem an sich, welches ja durch seine simultane Manöverphase interessant war, ad absurdum geführt.
Bei Warhammer behalf sich seinerzeit die Turnierspielszene mit selbst gemachten Beschränkungssystemen wie Horus, Swedish Comp oder C.O.M.B.A.T..
Mir kam das damals immer so vor, als ob man einen wackeligen vierbeinigen Tisch versucht in die Balance zu bekommen, in dem man nach Augenmaß immer rundum an den Tischweinen was absägte. Ergebnis: er kippelte immer - mehr oder weniger stark, mMn.
Nun haben wir seit 2016 (?) mit Fantasy battles the 9th Age aber ein Tabetop-System, welche (noch?) unkommerziell von Spielern gestaltet wird. Und daran hängen (noch?) keine Miniaturen- oder Bücherverkäufe. Dies versprach bezüglich Balancing und vor allem aufgrund des fehlendenZwangs zum Power-Creep etwas ganz anderes zu werden.
Meine persönliche Perspektive: Zum Beginn ergab sich aus der akribischen Balancing-Arbeits eine Update-Mania, die mich vor allem durch ihre Frequenz persönlich fast aus dem System getrieben hat. Dieses Phase ist allerdings seit längerem passé und T9A ist in ruhigerem Fahrwasser. (Noch) 'unser' Spezialist diesbezüglich dürfte @Flo sein, der über die Vorgänge und die vergangenen und geplanten Update-Zyklen von uns am besten informiert sein dürfte.
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Nun gab es eine Auseinandersetzung zu dem Nerf, den die Gruftkönige in T9A zum Oktober erfahren haben.
Ich kam mit meiner Armee, so wie ich sie kannte seitdem nicht mehr zurecht. Was auch daran liegt, dass ich - wie Micky. gestern in einer persönlichen Unterhaltung sehr treffend bemerkte - Gelegenheitsspieler bin. Auch von Groudon hab ich öfter gehört: "9th Age ist nichts für Casual Gamer!".
Gleichzeitig wird oft versucht darzulegen, dass der Vorwurf "9th Age ist doch nur für Turnierspieler gemacht!" nicht zutrifft.
Traumdieb , den zu 100% ich zu den Turnierspielern rechnen würde, sagte es gestern ganz offen: "Hmm, wenn mir eine Armee nicht mehr taugt oder grade nicht gut erscheint, spiele ich eine andere." Spielern, die so oder ähnlich denken , geht es also weniger darum, eine 'liebgewonnene Goblin-Sippe trotz mäßiger Spielstärke durcht spannende und anregende Spiele zu begleiten' als sich auf Turnieren mit einer möglichst starken Armee auszutoben (=stark heißt hier auch 'zum eigenen Spielstil passend').
Mein persönliches Dilemma: Ich bin eigentlich kein Army-Hopper und werde es auch nie sein. Ich wollte nujn mehrere Jahre meine Gruftkönige hegen pflegen und irgendwann vielleicht sogar gut spielen können. "Nicht zu viel ändern! Bleib bei Deiner Liste!" sagt man mir oft. Blöd nur, wenn dann so einschneidende Änderungen kommen und man mir dann wiederum zuruft: "Wer nach einem Nerf seine Liste nicht großflächig ändert, kann ja keinen Erfolg haben!".
Lange Rede kurzer Sinn:
Die hardcore Turnierspieler suchen und finden ja ohnehin stets die stärksten Armeebücher und Listen und werden immer damit spielen. Richtig?
Warum dann also überhaupt im großen Balancing-Topf rühren? Warum nicht einfach so lassen. Und lieber die gesamte Energie in Fluff und ausgestaltung der Spielwelt stecken? Zumindest wäre dann die Tür für "Gelegenheits-Spieler" wie mich wesentlich weiter offen als derzeit.
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Verzeihung für die Textmauer, hoffe, meine Gedanken sidn einigermaßen transparent geworden. Bin gespannt auf Eure Meinungen zum Thema.
Guten Start in den Tag!