Orks vs. Imperium, Spielgröße 16 Punkte, Mission: Kill the King(Chess).
Frohe Weihnachten allerseits. Zu diesem festlichen Anlass konnte ich meine Frau überreden, ein neues Tabletopsystem mit mir auszuprobieren.
Also ausnahmsweise mal kein Warhammer oder 9th Age. "Wachturm" oder "Durchbruch" wären mir lieber gewesen, hier gibts nur "Kill the King" als Missionsziel.
Das neue System wird großspurig als "Spiel der Könige" angekündigt. Marketing halt. Aber taugt es was?
Eigenartiges Spielfeld. Sehr robust, aber sehr nüchtern und eintönig. Könnte man aber gut transportieren und zur Not damit auch Einbrecher verprügeln.
Meine Frau stellt gleich alles auf uns schnappt sich den ersten Zug. Ätzend. Also rennen meine Orks erstmal gegen den ganzen Beschuss an.
Der übliche imperiale Schmutz, wie in jedem Tabletopsystem. Harter Beschuss, gut geschützte Charaktermodelle und tonnenweise billige Umlenker.
Und single model spam ohne Ende.. hier kamen mir erstmalig Zweifel an der Ausgewogenheit des Systems.. Mein Counter-deployment lässt aber auch zu wünschen übrig.
Jetzt kommt mir das erste Mal die Galle hoch- da ist überhaupt keine Deckung!
Kein Busch, keine kleine Mauer- Nix Also rennen meine Moschaz und Gitze ins offene Feuer.
Da fehlt natürlich der taktische Anspruch ohne Deckung, aber für die Atmosphäre und die Immersion ist das auch verheerend.
Da kann man auch gleich auf nem weißen Blatt Papier spielen
Ich rushe mit den Orks. Lieber schnell in die Nahkämpfe, damit ich nicht zerschossen werde.
Zu dem Spiel gehört auch diese Chess-Clock- lange überlegen kann man also nicht. Eigentlich ein Zeichen für ein sehr kompetitives System, oder?
Nach ein paar Runden (man aktiviert stets nur eine einzelne Einheit im I go- U go Prinzip) fallen die Schwachstellen des Systems gravierend ins Auge.
Mein König im Vordergrund(Orkobaobaobaboss) kann sich nur ein einzelnes Feld bewegen. Der vermeintlich stärkste Kämpfer. Geil.
Dafür ist mein Turm(der Troll rechts oben) schon etliche Male kreuz und quer über das Spielfeld gerannt und hat die halbe feindlich Armee ausgeschaltet.
Und davon darf man zwei spielen, wie broken ist das denn?
Man darf bei Warhammer ja auch nicht diverse Dampfpanzer spielen oder Nagash gleich dreimal
Die Bauern wiederum(Nachtgoblins/ Kundschafter) dürfen andere Modelle nur diagonal angreifen. Was ist das denn für ne bekloppte Sichtlinie?
Die Kavalleriemodelle(Springer) sind hier schon längst ausgelöscht. Eigentlich sollten sie mit ihrer Beweglichkeit hier die Herren des Schlachtfeldes sein,
aber mit 2 vor, 1 zur Seite kommt man nicht weit. Die Einheit haben sie völlig kaputt generft.
Und jetzt der Höhepunkt, oder vielleicht sollte ich besser Tiefpunkt sagen. Rechts oben war ich mit einem Bauern (Nachtgoblin) in die feindliche
Aufstellungszone gelaufen. Wir konnten unseren Augen zunächst nicht trauen, aber ich durfte den laut Regeln dort gegen das Modell Dame austauschen!
Die war schon längst tot und taucht jetzt im Rücken der feindlichen Armee auf wie die Skaven beim grauenhaften 13. Zauber
Und dann kriegt man auch noch das zweitstärkste Modell auf der Platte zurück mit dem Bewegungsradius "Schlachtfeld" und 360 Grad Sicht
Selbst meine sonst so verständnisvolle Frau ist jetzt leicht angesäuert, ich selbst bin längst in einem hysterischen Lachanfall gefangen.
Der König des Imperiums(Hauptmann) soll noch irgendwie gerettet werden, aber wie soll das bitte gehen mit
einer Reichweite von 5 Meter pro Stunde? Ich habe auch kaum noch Modelle auf der Platte, aber allein die absurde
Bewegungsreichweite der Dame und des Turms(Reichweite: überall. Völlig Bonkers...) lässt ihm keine Luft mehr zum Atmen.
Zum Schluss haben wir dann noch einen fetten Bug im Spiel gefunden. Wenn der König umzingelt ist,
wird gar nicht mehr gekämpft. Der ist dann quasi paralysiert und gibt auf, ist ja bloß der Anführer eines Königreichs
Und das würde auch funktionieren, wenn er nur von feindlichen Bauern umstellt ist. Einfach grotesk
Beinahe hätten die Orks trotzdem nicht gewonnen, weil der kommandierende General am Ende laut und deutlich "schachmatt" sagen muss, sonst ist der Sieg Nix wert
Wie kindisch ist das denn? Immerhin muss ich dabei keinen Kartoffelsack tragen und durch brennende Reifen springen...
Dann ist die Farce endlich vorbei und nach den sogenannten Siegesbedingungen habe ich einen Sieg errungen, der sich willkürlich und schal anfühlt.
Fazit:
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Optisch macht das Spiel nicht viel her, Immersion und Realismus lassen auch zu wünschen übrig.
Die Bewegungsreichweite und Schlagkraft der einzelnen Modelle ist völlig unausgegoren, darunter sind viele Armeebuchleichen
aber auch einige Einheiten, die "broken as heck" sind. Mit schleierhaft, wie das den Designern entgehen konnte. Vielleicht wollen sie
einfach den Verkauf von Modellen wie Turm und Dame puschen. Armselig.
Da das Spiel für kompetitives Spiel genauso wenig geeignet ist wie für Fluff-Spiele, kann ich es mir nur als schräges Party-Spiel für
Betrunkene vorstellen.
Ich denke, das Spiel hat keine Zukunft. Kein Wunder, wenn etwas so lieblos dahingerotzt wird...
Frohe Weihnachten