Die Freude an erzählerischen Schlachten

  • Hallo ihr Lieben, Ich wollte mal eine Sparte eröffnen, in der ich mit euch über erzählerische Schlachten sprechen will.


    Spielt ihr sie gerne oder spielt ihr lieber im Sinne eines Wettbewerbs?


    Und muss sich das überhaupt ausschließen?


    Meine Spielgruppe und ich sind nämlich dazu über gegangen eigentlich ausschließlich erzählerisch zu spielen und das Narrativ in den Fokus zu rücken.


    Das hat vieles verändert.

    Der Listenbau ist nun bei allen stärker thematisch und szenisch bestimmt als kompetitiv und auch im Spiel wird jede Spielentscheidung nicht unbedingt von der Suche nach dem bestmöglichen Zug bestimmt.

    Auch wenn diese Dinge natürlich weiterhin Bestand haben, da auch sie schon enormen Spaß machen :O


    Als Beispiel unserer aktuellen Spielweise hier mal ein kurzer Abriss unserer 2000 Punkte Schlacht WHFB 8Edi von gestern.


    Es gab nur eine Beschränkung beim Listenbau: Keine Einheit außer Helden und Monstern darf ohne Aufwertung über 250 Punkten liegen. Also keine langweiligen Mega Todessterne.


    Ich selbst habe einen Jagdtrupp der Oger gespielt, der bis ins Land der Echsen gereist ist, um neue kulinarische Erfahrungen zu machen.


    An einem Fluss, der von dämonischen Mächten heimgesucht wurde, traf dieser Jagdtrupp nun auf eine Expedition des mächtigen Slanns Majoran, der mit seinen Untergeben die Vorgänge sm Fluss zu untersuchen gedachte...


    Meine Liste war sehr fluffig.


    3 Jäger, (zwei mit je 2 säbelzähnen, einer auf Steinyak)

    Ein Fleischer als Schlachter,

    ein Feuerbauch als Grillmeister,

    ein Eisenspeier als dickes Gewehr,

    Zwei Verschlinger als Scouts (Fettriecher und Fleischschnüffler),

    nen Vierertrupp Bleispucker als Jagdtrupp

    Und ein Donnerhorn als wandelnder Kühlschrank.


    Soweit meine Truppe.

    General mit MW7, kein AST, so gut wie keine Glieder, nur Magie Level 2.


    Aber immerhin Punch im Angriff, einiges zum Schießen,vernünftig ausgestattete Charaktere und zwei Magier, einer auch mit der Bannrolle.


    Angetreten bin ich gegen ne Liste mit Slann in Sauren, Bastilladon mit Sonnenmaschine, Stegadon mit Geschärften Hörnern, Troglodon, Nem Seher in ner Skinkkohorte, Skinkplänkler , nen Hornnackenveteran auf dem Carno und zwei Dschungelschwärme.


    Auf geht's! Hunger!!!


    Die Schlacht macht mega Laune.

    Nach zwei Runden sieht es zwar nach einem schnellen Ende aus, als Der Carno mit Herrchen zwei Kanonenschüsse und Magie überlebt hat und die Jagdschützen mit beiden Magiern wegsnackt, aber am Ende ist es doch noch sehr knapp.





    Am Ende bleiben von den Echsen übrig:


    Slann mit Echsen auf der Flucht,

    Bastilladon,

    Carno, der sein totes Herrchen bewacht.


    Bei den Ogern,


    Jäger "Beutebringer" mit seinem Steinyak "Puffer"

    Verschlinger "Fleischschnüffler"

    Verschlinger "Fettriecher"


    Letzterer hat es sich im Keller der magischen Turmruinen gemütlich und hat so Macht über den magischen Dämonenfluss gewonnen.



    Nach einer Schlacht schreiben die Parteien je nach Lust und Laune dann noch nen Epilog in unsere Gruppe um das Narrativ abzurunden.


    Hier der von mir zur Schlacht:


    Während Beutebringer auf seinem mächtigen Steinyak Puffer dem komisch leuchtenden Frosch hinterher ritt, fragte er sich, was er mit den Köstlichkeiten namens Thymian, Lavendel und Kümmel anstellen sollte, die sie erlegt hatten.


    Was für ein erfolgreicher Jagdausflug!


    Dieser fette Frosch quakte zwar unentwegt, dass sie die Schlacht gewonnen hätten, aber Beutebringer wusste tief in seinem Wanst ganz genau, wer hier der Sieger war. Er allein!


    So viel Beute und niemand mit dem er sie teilen musste. Alle waren sie feige davongeeilt oder gefallen.

    Nur Fettriecher und Fleischschnüffler waren noch da.

    Aber Fettriecher hatte sich eine neue Behausung gesucht und Fleischschnüffler raste völlig wirr vor dem Frosch umher.


    Beutebringer wendete sein Steinyak und ließ den Blick über das Schlachtfeld schweifen.

    Er musste schmunzeln, als er zu sehen glaubte, dass der Gesichtsausdruck der hässlichen Statue am Fluss plötzlich überraschende Ähnlichkeit mit dem dummen Blick von Fettriecher zu haben schien.


    In der Ferne entdeckte er eine mächtige Echse, sie den Leichnam ihres toten Herren bewachen.


    "Welch einfache Beute als Hauptgang" , dachte er sich und ritt langsam auf ihn zu...



    Soweit dazu, wie wir gerade so spielen.


    Wie sieht es bei euch aus?


    Spielt ihr auch so erzählerisch getrieben?


    Oder ist das gar nichts für euch?


    Bin gespannt, ob der ein oder andere was dazu beizutragen hat.


    Liebe Grüße!

  • Sehr schön. Wir haben zwei erzählerische kampagnen (Bartkriege und Yvresse) am laufen, die viel fluff ins spiel bringen. Habe ähnliche Erfahrungen, dass das spiel dadurch weniger kompetitiv wird und mehr gänsehaut in einige Szenen kommt. Es idt ja was anderes, wenn einfach irgendein Held umkommt, anstatt ein selbst geschriebenes, namenhaftes Charaktermodelle.

  • Das erzählerische Spiel ist die Art, wie Warhammer gespielt werden sollte. Vor allem Warhammer Fantasy und die älteren Editionen von 40k. Mortheim sowieso.


    Unsere Spiele gehen auch immer mehr in diese Richtung nachdem wir von 2020-2023 eher viele Turniere (Combat, Horus) gespielt haben.


    Ich finde beim erzählerischen Spiel kommen die schönsten Erinnerungen bei raus.

    Der Listenbau macht schon alleine mehr Spaß, weil man einfach mitnimmt, worauf man Lust hat und nicht nur das was effektiv ist. Dadurch steigt die Abwechslung und die Vielfalt. Außerdem kann man im Spiel viel mehr danach Entscheidungen treffen, was flufffig wäre, was die Einheit / der Held in dieser Situation vom Hintergrund her tun würde.

    So entstehen auch mehr lustige Spielsituationen und es kommt öfter zu "großen Heldentaten", von denen man sonst nicht gedacht hätte, dass sie funktionieren.


    Warhammer wurde eigentlich erfunden um so zu spielen. Zum Turniersystem haben immer nur einige Spieler versucht es zu machen. 40k ist jetzt in diese Richtung gegangen und dadurch hat es für mich sehr an Reiz verloren.

    Ich mag Turnierspiele auch gerne, finde einen gesunden Mix aus Fluff- und Turnierspielen gut.


    Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer zu narrativen Fluffspielen tendieren.

    'The enemy of my enemy is still my foe' - Grand Theogonist Gazulgrund

  • Wir haben in der achten Edition viel kompetitiv gespielt, mit Turnieren im Freundeskreis. Das macht Spaß, aber benötigt starke Einschränkungen durch entsprechende Zusatzsysteme, da GW kein ausgeglichenes Regelbuch hinbekommt und Exploits eher die Regel als die Ausnahme sind.


    Seit neuestem haben Beorn, unser Cousin und ein Kumpel - wie ja bereits mal erwähnt - viel Warhammer Armies Project gespielt.


    Das ist ein sehr gutes Regelsystem für narrative Spiele. Nicht nur weil diverse Schwächen des 8. Edition Regelsystems ausgeglichen werden. Sondern auch weil so ziemlich jede Einheit und jeder magische Gegenstand, der in einer Veröffentlichung aufgetaucht ist, sich dort wiederfindet.


    Für die Freunde von Cathay und der Vampirküste etc gibt es sogar eigene Armeebücher. Ist sicherlich auch nicht alles ausgeglichen, aber viel durchdachter als achte Edition und perfekt für Fluff.

  • Man muss klar sagen dass die 8. Ihre Stärken ebenfalls ganz klar bei lockeren Bier und Bretzel Spiel hat.


    Das Armies Project bietet halt mehr Vielfalt in den Auswahlen und behebt viele Dinge, die an der 8. gestört haben. Ist schon interessant das zu spielen, gerade wenn man mit den Regeln der 8. sehr vertraut ist.


    Würde beide Systeme für narratives Spiel als gleichwertig ansehen.

    'The enemy of my enemy is still my foe' - Grand Theogonist Gazulgrund

  • Der Spielerkreis in dem ich hin und wieder mitmischen darf ist auch eher fluffig unterwegs.


    Bei mir persönlich kommen da beide Definitionen von fluffig zur Anwendung.


    A) Hintergrundgetreu: Sprich, stelle Einheiten auf die in der Zeit existieren zu der die Geschichte spielt und stell nichts auf was nicht im Rahmen der Geschichte geografisch, logistisch und plot-technisch plausibel ist.


    B) Rollenspielerisch: Sprich, spiele die Armeen und Helden nicht so wie sie am effektivsten im Sinne der Regeln und Fähigkeiten sind, sondern so wie die Figuren sich wirklich aufgrund ihrer Überzeugungen verhalten würden. Dies führt in aller Regel dazu, dass man das Spiel verliert. Denn Bretonen greifen z.B. da an, wo es sinnvoller wäre zu warten und sich den Gegner an Gelände und Beschuss zermürben zu lassen. Zwerge sind da teils ähnlich gepolt. Ihre Werte und Maximen lassen sie zwar ehrenvoll erscheinen, machen sie aber gleichzeitig auch zur aussterbenden Gattung.

    Zusätzlich versucht man Helden einzigartig auszurüsten, um ihre Natur spielerisch darzustellen. (Auch hier kann das spielmechanische Nachteile mit sich bringen. Diese sind immer dann vorzuziehen, wenn es der korrekten Darstellung der Charaktere oder der Armee dient.)


    Der Rest der Spielergruppe macht es bei letzterem nach eigenem Gusto,


    Im Verlauf einer Schlacht ist es manchmal nicht so einfach den Höhlenmenscheninstinkt in sich selbst zu überwinden und sich für die "dümmere" aber korrekte Vorgehensweise der Protagonisten zu entscheiden, anstatt einfach zu taktieren und die Schlacht zu gewinnen. Manchmal hilft es da, wenn man gemeinsam die Situation und Optionen ausdiskutiert und so den rollenspielerischen Kompass eingenordet behält.

    Je mehr Leute anwesend sind desto bunter und lustiger wird die Diskussion oft. Und ja, Spiele stehen und fallen eben auch oft damit. Aber meiner Meinung nach gewinnt man keine Ehre damit die spielerischen Optionen der eigenen Armee am trefflichsten zur Anwendung zu bringen und die technischen Stärken glänzen zu lassen.

    Ehre kann nur gewinnen wer seine Protagonisten am naturgetreuesten agieren lässt, das Ego hinten anstellt und dann mit unverschämtem Glück dennoch die Schlacht gewinnt. Dann, nur dann, gibt es wirklich Grund zu feiern. Und in aller Regel feiern dann auch alle Anwesenden mit. Weil es sich richtig anfühlt.


    Aber sind wir mal realistisch: In aller Regel geht der Karren bei fluffigem Spielstil unversehens gegen die Wand. Und zwar ziemlich exakt so, wie man es schon vorher hatte absehen können. Und auch da fühlen alle Anwesenden mit einem, wenn es geschieht und man das vorher gemeinsam eruiert hat.


    Ist manchmal schon echt charakterbildend, das Ganze. (Für Spieler UND deren Protagonisten!) ;)