Ein bisschen kristallisiert saich mMn aus Euren Antworten schon heraus, dass Balancing und Vielfalt schon etwas konträr sind und diese gegeneinander abgewogen werden müssen!?
Ein Beispiel, was mir sehr Nahe liegt: Skaven (WHFB) vs. Vermin Swarm (T9A)
In WHFB konnte man - unbeschränkt - absolut unspaßige Listen sehen (3x 100 Sklaven zum pinnen + Todesräder war da zum Beispiel mal eine Kombi die ich in einem Schlachtbericht gesehen hab und der Gegner (ich glaube es waren Waldelfen) hatte einfach gar keine Chance. Deshalb wurden diese Käsekonzepte in COMBAT gekappt. Danach wurden Skaven eher von Spaß-Spielern auf Turniere geführt und nicht von den "ich-will-aufs-Treppchen"-Typen. Warum? Weil Skaven zu großartige Zufallsdinge hatten: Höllenrakete, Bronzesphäre, Bruten die auf Sechs wiederkamen (und bei noch einer Sechs sogar mit 6 LP), Skavenbräu, Todesräder, Blitzen, Warpsteinhappeb, Jezzails... - die Liste ist lang. Dadurch waren Skaven manchmal grandios stark und oft eben - nennen wir es mal 'witzig und fluffig zu spielen'. Klar gab es auch stabile Konzepte (Höllenglocke + 2 Asseln oder Höllenglocke + Menetekel...). Aber letztlich war das eben immer ein Risiko, Skaven zu nehmen - für den Spieler selbst und für den Gegner.
Bei T9A gibt es von diesen Zufallsdingern - @Flo korrigier mich bitte, wenn ich falsch liege - nichts (0) mehr. Alles funktioniert jetzt. Waffenteams haben einen ziemlich gut kalkulierbaren Schadensoutput und der Rest ist ebengalls 100% zuverlässig.
Das ist imho gut, um bei einem Turnier besser zu gewährleisten, wer am besten spielt (und nicht: wer am besten gewürfelt hat).
Mir persönlich machen in T9A die Vermins leider überhaupt keinen Spaß mehr. Ich habe nicht mehr das Gefühl, da größenwahnsinnige Techno-Maniacs zu kommandieren die hin und wieder mal einen zufalltreffer auf den Solar-Plexus der gegnerischen Armee landen. Die Armee könnte bei dem Spielgefühl auch etwas anderes sein, sprich: die Figurem sind für mich austauschbar. Das ist wahrscheinlich nur ein persönlicher Knacks in meiner Tabletop-Seele und andere finden ratten immer noch Skavig - ich leider nicht mehr.
So hab ich dann EoS (fka Imperium) gespielt wo ich die Regeln von T9A großartig und passend finde (Befehle, Abteilungsregeln, Großmeister wieder spielbar...). Hier wurde mMn eher Fluff und Atmosphäre gewonnen. Bei Gruftkönigen ist der gute Fluff auch erhalten geblieben und sie sind nun gut spielbar (und das sicher auch nach dem Nerf 2.1/2.2). Bei O&G wiederum fehlt mir definitiv das Stänkern und Blödheit im allgemeinen (oder gibt's die noch?).
Insgesamt beedauere ich allerdings für alle Völker, dass die Palette der völkerspezifischen magischen Dinge mir zu klein ist und das ebenfalls Fluff wegnimmt. Das Fehlen der besonderen Charaktere ebenfalls und dass keine Völkerspezifischen Zauberlehren mehr zu finden sind finde ich auch schade (und auch nicht ganz nachvollziehbar).
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Noch eine Sache, ein gedanke, den ich hin und wieder mal einbringen will:
Es steht nirgendwo geschrieben, dass die Aufgabe des Balancings immer und ausschließlich beim Anbieter des Regel-Systems liegt!
Gerade bei Freundschaftsspielen obliegt es mMn uns Spielern, für ein zunächst ausgeglichenes Setting zu sorgen. Beorn und mir ist das gut gelungen zuletzt und ich frage sogar in der Warhammer 40.000-Liga, welche Härte ich aufstellen soll.
Für Turniere ist das natürlich schwieriger.
Ich erinnere mich an einen Versuch, in Berlin ein Warhammer-Turnier anzubieten. Dort hätten die Spieler entsprechend ihrer NTR-Platzierung ein Handicap bekommen. Ich glaube es war NTR 1-10 = 300 Punkte weniger zum Aufstellen, NTR 11-50 200 Punkte weniger und NTR 51-100 100 Punkte weniger. Ratet mal was passiert ist: Die Turnierspieler haben das Turnier boykottiert und es ist dann ausgefallen.
Beim Tennis z.B. gibt es ja für die Ranglisten das System, nicht nur zu schauen, wie viel Siege ein Spieler hatte, sondern auch gegen welchen Spieler (=gegen welche Stärke). Das fände ich für Tabletop-Turniere sehr spannend, ist aber vielleicht eher ein anderes Thema...