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DANKE für die vielen Rückmeldungen! Bei so einem Echo ist man gleich viel motivierter, andere Projekte wieder aufzunehmen!
4. Dezember = 4. Türchen
Zur Adventszeit etwas Besinnliches!
... hier geht es los ...
Der dunkle Glanz
oder
Der
letzte Weg des Reisenden
Kapitel 1 - Grau in grau
Nichts und noch mal nichts, in dieser grauen Einöde gab es einfach nichts. Grau vorne, grau oben, grau unten, grau war es überall um einen herum.
Obwohl das Grau oben von ein paar weißen oder besser, hellen Fetzen durchzogen war. Und das Grau unten war meistens schon eher schwarz als grau. Es wirkte so tief, so unendlich tief und unheimlich, einfach nur erschreckend schaurig.
Und das Boot. Ja, das Boot war natürlich nicht grau. Es wirkte eher schmuddelig grün und braun. Das Segel, wenn man es denn als solches überhaupt bezeichnen konnte, war eher hellbraun, obwohl es ursprünglich weiß gewesen sein sollte. Doch jetzt konnte man keinen Hauch von weiß an ihm entdecken. Es sah vielmehr aus wie eine schöne weiße Feiertagstischdecke über die eine ganze Kanne besten Kalfaraitees ausgelaufen ist und die man vergessen hatte sofort zu waschen. Damit konnte man dieses alte und zerfledderte Segel an dem viel zu zerbrechlichen wirkenden Mast vergleichen.
Eine schöne heiße Tasse Kalfareitee, das wäre jetzt etwas Feines. Schön heiß, so dass man den Dampf von der Oberfläche pusten musste, um die wunderschöne karamellbraune Farbe des Tees zu sehen. Der Geschmack der Heimat, nach den erdigen Kalfareibeeren und etwas Zucker dazu, das könnte einem jetzt wieder die Lebensgeister in die kalten erstarrten Glieder zurück bringen. Doch das musste wohl ein Traum bleiben, denn alleine der Gedanke, ein Feuer zu entzünden und darüber eine Kanne Tee zu brühen, war so ungewohnt, so weit entrückt, das er einem schon seltsam vorkommen konnte, in diesem kalten und nassen Grau.
Da war es wieder, das Grau. Überall und ständig präsent, man konnte ihm nicht entfliehen. Zumindest wüsste man nicht, wohin man entfliehen sollte. Norden, Süden, Osten oder Westen, keine der Himmelsrichtungen konnte man hier bestimmen oder auch nur annähernd erahnen. Seit Tagen, oder waren es vielleicht schon Wochen, hatte sich weder die Sonne am Tage noch des nachts der Sternenhimmel erblicken lassen. Der einzige Unterschied zwischen Tag und Nacht war das etwas dunkler werdende Grau, das darauf hindeutete, dass es in schöner Regelmäßigkeit Nacht wurde.
Die Trinkwasservorräte schwanden in beunruhigender Schnelligkeit und würden wohl nur noch für ein oder zwei Tage reichen, wenn man sie entscheiden rationierte und sich den Durst verkneifen konnte. Essbares war ebenfalls kaum noch vorhanden. Ein paar eingelegte Makrelen, ein Stück ranziges Brot und der Rest einer ehemals so großen Mettwurst, die allerdings auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Man hätte vielleicht angeln und sich vom Fischfang ernähren können, wenn es denn hier Fische gäbe. Es war zum Verzweifeln: Um einen herum nur Wasser und nichts als Wasser, aber kein einziger Fisch hatte seit Tagen angebissen. Dabei konnte man spüren, dass sie da waren, denn es war so, als ob sie einen beobachteten und dabei auslachen würden. Sie mussten sich köstlich amüsieren, über die Unfähigkeit dieses seltsamen Wesens, das in seiner hölzernen Nussschale saß und auf trübem Wasser vor sich her dümpelte.
Manchmal schlugen auch die Wellen hoch und schaukelten das Boot hin und her. Das war nicht gerade sehr angenehm und verursachte auch, dann und wann, eine gewisse überflüssige Übelkeit.
Allerdings hatte der Wellengang auch etwas Gutes, denn er durchbrach das stumpfe Grau und zauberte weiße Schaumkronen auf die Wellenkämme. Dann sah es um ihn herum gar nicht mehr so trist und einsam aus, dann erfreute er sich an den kleinen Schaumbläschen und stellte sich vor, wie sich der Schaum auf einem Humpen Bier in seinem Lieblingsgasthof „Am alten Tor“ beim ersten Schluck anfühlte und wie herrlich der leckere Gerstensaft schmeckte.
Wie, zur Hölle, ist er nur in diese verdammte Situation gekommen? Was hat ihn nur getrieben, alleine aufs Meer hinaus zu fahren und sich in dieser endlosen Unwirklichkeit zu verirren?
Es war einfach immer noch unglaublich, wenn er an den lauen Sommerabend zurückdachte, an dem er die Entscheidung getroffen hatte, diese verhängnisvolle Reise zu unternehmen. Noch ganz genau sah er das Bild dieses Fremden vor seinem Auge, der sich zu ihm an den Tisch im Gasthof setzte und ihm seine seltsame Geschichte erzählte. Hatte der Fremde dabei eigentlich seinen Namen genannt oder auch nur ansatzweise erzählt, wer er war? Nein, davon hatte er nichts erwähnt oder besser gesagt, konnte sich Claudius daran nicht mehr erinnern. Zumindest seinen eigenen Namen weiß er noch. Claudius Berghofer war sein Name, ein Name, der in der Stadt einigermaßen bekannt war, so glaubte er zumindest. Tischlergeselle war er gewesen, viele Jahre lang und gerne hatte er bei seinem Meister gearbeitet, bei dem er auch gelernt hatte. Ein einfacher, leichter Beruf war es nie gewesen, den er sich da ausgesucht hatte oder der sich ihn ausgesucht hatte. Genau konnte er das nicht mehr sagen, wie er in Meister Gebhardts Werkstatt gekommen war. War es Bestimmung, war es Verpflichtung, war es ein Zufall? Er wusste es nicht mehr und es war im Moment auch völlig egal, denn es half ihm hier auf dem vermaledeiten großen Wasser auch nicht wirklich weiter. Ja, es hatte ihm geholfen, das Boot auszurüsten, es zu flicken und noch die einen und anderen nützlichen Dinge zu bauen, die ihm auf der Fahrt helfen sollten.
Dass er hier nun in dieser wurmstichigen Nussschale saß war alles die Schuld dieses gottverdammten Fremden, der ihn ganz verrückt gemacht hatte mit seinen Erzählungen. Schon ganz betrunken war er vom herrlichen Bier im Gasthof und dann musste dieser Fremde auch noch die Geschichten von dieser verfluchten Insel erzählen. Es war einfach zu spannend und zu verlockend da nicht zuzuhören. Widerstehen konnte Claudius bei so etwas sowieso nicht, denn dafür war er einfach zu schwach. Schon immer hatten ihn Geschichten von verborgenen Schätzen, wilden Monstern, unbekannten Ländern und ähnliche Erzählungen fasziniert, ja, er fühlte sich regelrecht angezogen von ihnen.
Hätte er diesem Scheusal nur nicht zugehört. Noch nicht einmal sein Gesicht war unter der finsteren Kapuze zu erkennen. Wobei sein Geruch allerdings schon sehr stark war und die Plätze um sie beide herum doch beträchtlich frei hielt. Schmutzig war er, sehr schmutzig. Sein Gewand hätte sicherlich von alleine stehen können, wenn er es nur jemals abgelegt hätte.
Und doch war er ein so sympathischer, guter Geschichtenerzähler. War er das wirklich oder machte sich Claudius da nur etwas vor, um sich seine törichte Reise nur besser zu erklären? Er wusste es nicht, er wusste gar nichts mehr.
Es ging alles so schnell: Das Boot war schnell gekauft, die Ausrüstung zusammengesucht und Lebensmittel sowie Trinkwasser besorgt.
Dann ging es los. Dorthin, wo sich Träume erfüllen würden, wo sich nur wenige hinwagten und noch weniger zurückkamen sollte die Reise gehen. Eine Insel die tief versunken in den dichtesten Nebeln des Chaosmeeres lag und die nur selten sichtbar war, als ob sie nicht entdeckt werden wollte.
Albion, das Ziel seiner Reise!
Kapitel 2 – Der Abend vor dem Tage
„Ich kann und will nicht glauben, dass so etwas hier, heutzutage wieder möglich sein sollte!“, sagte der Statthalter zu dem Mann, der völlig außer Atem vor ihm stand.
Kein Anblick hätte unterschiedlicher sein können: Auf der einen Seite der Statthalter des Imperiums, gekleidet in die feinsten Stoffe, die man in Kühnenhafen erwerben konnte und auf der anderen Seite der Kurier, der bereits mehrere Tage auf dem Wege sein musste, so staubig und verschmutzt waren seine Kleider.
„Doch, gnädiger Herr, genauso ist es! Wir wollten es zuerst auch nicht wahr haben, aber dann mussten wir feststellen, dass sich immer mehr Leute auf den Weg machten. Als dann aber auch noch Gerüchte von umherziehenden Kreaturen und Monstern auftauchten, befahl man unseren Waldläufern die nähere Umgebung von Bergenhain und die Nordstraße entlang der Küste abzusuchen.“ Franz von Glockingen, der Statthalter des Imperiums in Kühnenhafen, schenkte sich Wein in seinen Kelch nach und nahm einige hastige Schlucke des eher schon lauwarmen nordländischen Weines.
„Aber, wie zur Hölle, kommt Bürgermeister Kroning auf die Idee, dass etwas Bedrohliches dahinter stecken sollte?“, fragte er ungeduldig den erschöpften Kurier. „Mein Herr, nachdem uns unsere Waldläufer erste Nachrichten haben zukommen lassen, wurde Herrn Kroning sehr schnell klar, dass hier etwas Größeres vorgehen musste. Es passte doch auch alles zusammen: Die Geschichten über den seltsamen Fremden, der überall in allen Dörfern und Gasthöfen die gleichen Geschichten über die verwunschene Insel erzählte, die sich in großer Zahl auf den Weg machenden Bürger, die Gerüchte über seltsame Bewegungen von Tiermenschen im großen Wald, südlich der Nordstraße, die angebliche Sichtung einer großen Expedition von verdorbenen, schwarzen Hexer-Zwergen und die ersten Anzeichen einer Invasion der Grünhäute.“
Franz von Glockingen war kein Mensch der Warnungen einfach so in den Wind schlug, denn schon zu viel hatte er in seinem kurzen Leben im Dienste des Imperators erlebt. Vieles, was als entferntes Gerücht oder Geschwätz aus irgendeinem finsteren Winkel des Reiches begann, hatte sich als wahr erwiesen und hätte fast zum Untergang des Imperiums geführt.
Viel zu viele Kämpfe und Schlachten hat er selbst geschlagen, um das Reich der Menschen vor dem Grauen aus den Wäldern, dem unerbittlichen Plündern der Grünhäute oder dem wahnsinnigen Marsch der Untoten zu bewahren.
Nach all seinen Verdiensten im Kampf hatte man ihn hier in Kühnenhafen auf den Posten als Statthalter befördert, da man ihm vertraute und auf sein Urteil baute. Eine so wichtige Stadt wie Kühnenhafen brauchte verlässliche Menschen, die ihre Sicherheit garantierten, den Hafen und seine Bürger schützen konnten. Daher hatte man ihn ausgewählt, ihn, der ruhig und besonnen war, aber auch kühn und entschlossen in seinen Taten.
Kühnenhafen war eine Hafenstadt am Rande der Provinz Nordland, die sowohl ein wichtiger Wirtschaftsstandort war, als auch eine überaus wichtige strategische Position darstellte, denn über ihre Hafenanlagen konnte man eine große Flotte aufbauen und aufstellen. Allerdings stellte sie auch einen günstigen Ausgangspunkt für eine Invasion ins Imperium dar. Daher war Kühnenhafen auch so gut geschützt. Um die gesamte Stadt herum zogen sich Befestigungsanlagen von Norden nach Süden und von Osten nach Westen. In der Stadt selbst war eine große Garnison einquartiert, die zum größten Teil aus Staatstruppen aber auch einigen Rittern bestand.
Im Hafen lagen einige Schiffe der Flotte Nordlands neben unzähligen Frachtern und Lastschiffen, die regelmäßig frische Ladungen ins Imperium brachten oder Waren von dort aus in weit entfernte Länder verschifften.
Der Stadt ging es aufgrund dieser Konstellation sehr gut, seine Bürger konnten sich kaum beklagen. Die Lebensmittelhändler verfügten größtenteils über stets frische Waren, es gab die feinsten Kleider zu kaufen und auch für das Vergnügen war mehr als ausreichend gesorgt.
Und all das sollte jetzt in Gefahr sein? Ja, durch was denn eigentlich? Ausgehend von der Berichterstattung des Kuriers aus Bergenhain trieben sich also allerlei unheimlicher Gestalten, sogar in erschreckend großer Zahl, in der Gegend herum und hatten augenscheinlich nur ein Ziel: Die Küste! Und dort wollten sie wohl an Schiffe gelangen.
Auf der Nordstraße sei ein größerer Zug der Chaoszwerge aus dem Osten gesehen worden, die sogar schon erste Dörfer verwüstet hatten.
Im großen Wald südlich der Nordstraße sei man auf eine Expedition von Tiermenschen gestoßen, die sich Richtung Norden, auf die Küste zu bewegten.
Es gab auch Meldungen über eine größere Invasion von Grünhäuten, die sich in zwei voneinander getrennten Kolonnen ebenfalls nach Norden wandten.
Und dann war da noch dieser unheimliche Fremde über den von vielen Orten berichtet wurde. Dieser Fremde, den manche auch einen „dunklen Abgesandten“ nannten, erzählte, wo er nur erschien, über diese verwunschene Insel „Albion“, die im Nebel verschwunden sei, aber jetzt durch irgendwelche seltsamen Umstände wieder kurzzeitig zu sehen sei. Eine Insel, die uralt sei, viele Schätze und Reichtümer verberge, und auf der einige verborgene magische Artefakte versteckt wären.
Diese Erzählungen haben schon mehrere hundert Bürger Nordlands aufbrechen lassen, um nach der Insel zu forschen und die Schätze zu bergen.
Viele Menschen meinten, dies sei eine Teufelei, die sie in Versuchung und ins Verderben führen solle, doch Franz von Glockingen wusste es besser: Es gab diese Insel, es gab dunkle Abgesandte und ihre Geheimnisse! Nur war die Insel für Jahrzehnte nicht zu finden gewesen und von ihr ging nichts Gutes aus.
Der Statthalter konnte eins und eins zusammenzählen, ihm war klar, dass alle Ereignisse miteinander zusammenhingen. Der Fremde mit seinen unheimlichen Geschichten, die Abenteuerlust einiger Bürger, die Bewegungen der gefährlichen Bestien, die seltsamen Expeditionen und Invasionen der Feinde des Imperiums. Sie alle hatten miteinander zu tun.
Hinzu kamen noch die Erzählungen verschiedener Kapitäne von Handelsschiffen, die in Kühnenhafen festgemacht hatten und die berichteten, dass sie unterwegs im großen Ozean eine Flotte der Hochelfen gesehen hätten, die in Richtung Chaosmeer unterwegs gewesen sei.
Von einigen Schiffbrüchigen, die von den Handelsschiffern aufgefischt worden waren, konnte man erfahren, dass eine Ansammlung untoter Piraten die See unsicher machte.
Ebenso habe man an den Stränden Bretonias eine Streitmacht seltsamer Echsenwesen gesehen, die sich mit sehr starker Magie auskennen mussten.
Die Fuhrleute berichteten über eine andere Bedrohung auf den Straßen aus den Tiefen des Imperiums nach Kühnenhafen: Eine marodierende Ogerbande bewege sich plündernd, mordend und brandschatzend nach Norden.
All das konnte nur eins bedeuten: Es war etwas im Gange und er musste etwas dagegen unternehmen!
„Mein Herr! Benötigt ihr noch weitere Informationen oder habt ihr eine Botschaft für Bürgermeister Kroning? Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich mich dann gerne wieder auf den Heimweg machen!“ – „Entschuldigt bitte, ich war in meinen Gedanken versunken! Richtet meinem alten Freund, Bürgermeister Kroning, die besten Grüße aus und sagt, ich danke aufrichtig für seine Warnung!
Berichtet ihm weiter, dass ich Kühnenhafen in den Alarmzustand versetzen lasse und dass ich Boten nach den größeren Städten des Reiches senden werde, damit alle gewarnt seien! – Lasst euch noch etwas Wegzehrung in der Küche geben, bevor ihr geht.“ Der Kurier bedankte sich und zog sich zurück.
Franz von Glockingen verharrte einige Minuten reglos und starrte vor sich hin. Dann klingelte er nach seinem Diener und als dieser die Kammer betrat, befahl der Statthalter ihm: „Johann, lass sofort nach den Befehlshabern der Truppe, dem Bürgermeister und seinen Stadträten, dem Hafenkapitän, dem Flottenbefehlshaber und dem Kommandanten der Stadtwache schicken! Versucht auch den bretonischen Gesandten zu erreichen! Sie alle mögen schleunigst, also so schnell wie es ihnen nur möglich sein sollte, zu mir kommen! – Da kommt etwas auf uns zu!“
3. Kapitel – Bis zum Horizont und darüber hinaus
Geh zur Handelsmarine, fahre zur See, hatten sie mir gesagt. Werde Matrose und bereise die weiten Meere, lerne neue Länder und exotische Inseln kennen, empfahlen mir die anderen.
Vor die Wahl gestellt, Soldat bei den Staatstruppen des Imperiums zu werden oder eine Karriere auf See zu machen, hatte ich nicht wirklich lange überlegen müssen. Natürlich entschied ich mich für den Beruf des Seemannes. Auf einem mittleren Frachtschiff der Marienburg-Klasse heuerte ich an und wurde auch sofort aufgenommen.
Die erste Fahrt ging nach Bretonia und von dort aus weiter nach Arabia. Es war herrlich, vorerst. Die Arbeit an Bord war hart und schwer, doch ich konnte viel lernen. Ich begann unterwegs eine Lehre beim Segelmacher und wurde richtiggehend ein Fachmann auf meinem Gebiet. Irgendwie musste ich wohl über eine Menge Talent verfügen, denn schnell löste ich den alten Segelmachermeister ab, der in Arabia an der Skorbut erkrankte und dieser verteufelten Krankheit auch erlag. Sich hauptsächlich vom Rum zu ernähren konnte auch einen echten Seebären anfällig für viele Krankheiten machen!
Ansonsten war das Leben an Bord jedoch kein Zuckerschlecken, so wie es einem jeder an Land glauben machen will. Von wegen Seefahrerromantik, laue Sommernächte an Deck, schöne Mädchen in jedem Hafen und was sie einem noch so alles weismachen wollten.
Das Leben an Bord eines Handelsschiffs des Imperiums besteht in der Hauptsache aus Knochenarbeit. Tagein tagaus machte man das gleiche: Deckschrubben bis man keine Haut an den Händen hatte, in der Takelage herum klettern bis man sich wie ein Äffchen fühlte, Segelflicken bis zum Abwinken und noch viele andere harte Tätigkeiten, die von der meistens unterbesetzten Besatzung erledigt werden musste. Hatte man diese Alltagsverrichtungen dann erledigt, musste man selbstverständlich der Ruderwache zur Verfügung stehen.
Die Verpflegung war meistens mies und besserte sich nur, wenn man mal einen Hafen anlief und frisches Obst oder Gemüse kaufen konnte.
Die Vorgesetzten auf dem Schiff waren auch eine Nummer für sich: Unser Bootsmann war ein Leuteschinder erster Kajüte und ließ keine Gelegenheit aus, seine Katze aus dem Sack zu lassen. Der erste Offizier war ein Säufer, der nur selten nüchtern war und selbst dann schien er nur auf der Jagd nach einer neuen Flasche Rum zu sein. Der Kapitän stand über alldem und interessierte sich für keinen aus der Mannschaft. Selbst wenn einer von uns über Bord ging, ließ er nicht wenden und suchte nach dem Mann. Nein, der sei doch selber schuld, wenn er über die Reling gehe, so war seine eindeutige Meinung dazu. Und wehe demjenigen, der versuchte dagegen etwas vorzubringen!
Alles in allem hatte ich also eine vorzügliche Wahl hinsichtlich meiner Berufswahl getroffen und konnte gar nicht zufriedener sein! – Ich hätte laut schreien können! Was hatte mich nur dazu getrieben bei der Handelsmarine anzuheuern? Ich konnte es einfach nicht verstehen. Hatte man jedoch den Vertrag unterschrieben, war man gebunden und so ging es auch mir. Für viele, viele Jahre gebunden an das Schiff, den Kapitän und das Imperium. Wie viele Jahre ich nun schon genau bei der Handelsmarine war, konnte ich gar nicht mehr genau sagen. Waren es zehn oder gar zwölf Jahre? Ich wusste es nicht mehr und es war ja auch völlig egal, denn viele Jahre lagen noch vor mir.
Doch es sollte noch besser kommen: Nicht nur das man die ganze Schinderei und Plackerei ertragen musste, nein, mitunter wurde man auch noch von Seeräubern und anderem Piratengesindel angegriffen.
Entweder segelten wir schneller und somit den Piraten davon oder wir mussten uns mit unseren Kanonen und Musketen verteidigen. Irgendwie ging es eigentlich immer gut.
Bis auf den letzten Piratenüberfall, da ging dann doch so einiges schief. Wir wurden in Windeseile geentert und überwältigt. Ein Entkommen war gar nicht möglich. Wir schafften es noch nicht einmal die Kanonen abzufeuern.
Während des kurzen aber heftigen Kampfes mit den Piraten bekam ich wohl einen Entersäbel auf meinen Schädel. Ich konnte mich nicht mehr genau an den Kampf erinnern, aber als ich aufwachte war ich Teil der Besatzung des Piratenschiffes.
Piraten machten im Allgemeinen nicht viel Federlesens bei der Auswahl ihrer Mannschaften und übernahmen einfach alle Matrosen der geenterten Schiffe, die mehr oder weniger gewillt waren mitzufahren. Meistens wurde gar nicht gefragt, ob man dabei sein will, sondern man wurde einfach in die Mannschaft aufgenommen. Arbeitete man nicht mit, war es dann auch meistens um einen geschehen. So gesehen blieb eigentlich nicht viel Handlungsspielraum.
Tja, und da bin ich nun, auf dem Piratenschiff, Teil der Mannschaft und ein waschechter Pirat.
Anfangs fiel es mir nicht so leicht, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass auch ich nun ein Pirat bin, doch die ersten Wochen erleichterten mir dann doch die Eingewöhnung. Es gab ausreichend Verpflegung, da alle anderen meiner Piratenfreunde offenbar keinen allzu großen Hunger oder Durst hatten. So konnte ich ordentlich zuschlagen und saufen, was das Zeug hielt. Doch auch bei mir hielten der Appetit und der Durst nicht lange an. Wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel von der Verpflegung genossen und war einfach nicht mehr so hungrig und durstig.
Ich fühlte mich eigentlich immer gut ausgeruht und überhaupt nicht müde. Das mochte auch daran liegen, dass der Dienst an Bord nicht so anstrengend war, wie vorher auf dem Handelsschiff. Mit der Sauberkeit nahmen wir es auf dem Schiff nicht so genau. Daher entfielen meistens auch alle Reinigungsdienste. Ebenso mussten die Segel auch nicht sehr oft geflickt werden, denn die hielten offensichtlich eine Menge Wind aus.
Ab und zu überfielen wir ein Handelsschiff oder fochten unseren Kampf mit einem Kriegsschiff aus. Ich musste vom Glück gesegnet sein, denn keine einzige Verwundung erlitt ich dabei, obwohl ich mitten in den dicksten Gemetzeln war.
Auch kam ich sehr viel herum: Ich sah die Küsten Lustrias, wanderte dort durch den Dschungel und plünderte Tempelanlagen. Wir umrundeten die Südlande, segelten nach Cathay und Nippon, plünderten natürlich viele Häfen des Imperiums und kehrten immer wieder zur Pirateninsel, nach Sartosa zurück.
Dort verkauften wir unsere Waren, Sklaven und tauschten, was das Zeug hielt. Neue Besatzung mussten wir dort nie anheuern, denn die nahmen wir unterwegs auf. Genau so, wie es mich erwischt hatte.
Im Laufe der Zeit wurde unsere Flotte von Piratenschiffen immer größer, denn viele Schiffe schlossen sich uns an und wollten auf unseren Plünderfahrten dabei sein.
Unsere Piratenflotte wurde vom obersten Großadmiral Luthor Harkon angeführt. Er war ein an sich finsterer Geselle, hatte aber hervorragende Seefahrerqualitäten und war auch ein brillanter Stratege. Mit ihm an der Spitze konnte keiner unser Raubzüge schiefgehen.
Gerade sind wir dabei eine verschwundene Insel zu finden, auf der es gerüchtehalber verlorene Schätze und mächtige Artefakte geben soll. So wie ich uns kenne, wird es mal wieder kein Problem für uns sein, reiche Beute zu machen.
Alles in allem führe ich also ein gar nicht mal so schlechtes Leben. Es ist zwar nicht genau das, was man mir damals empfohlen hatte, aber ich wäre wohl nie zur Piraterie gekommen, wenn ich nicht bei der Handelsmarine angefangen hätte!
Wie viele Jahre ich jetzt schon Pirat bin, weiß ich gar nicht so genau und es ist ja eigentlich auch egal, obwohl mir die Zeit schon sehr, sehr lang vorkommt. Genauer gesagt, wenn ich mal so ein bisschen nachdenke, könnten es schon fast einhundert Jahre sein.
Aber das ist doch unmöglich, höre ich euch aufschreien. Nein, nein, mitnichten. Es ist durchaus möglich, denn das ist genau das Problem an meinem Leben als Pirat: Genau genommen ist es nämlich kein Leben, sondern seit dem ich auf meinem alten Handelsschiff niedergeschlagen wurde, fühle ich mich so unlebendig, einfach irgendwie tot! – Das scheint dann auch die Antwort auf die Frage zu sein, was ich denn eigentlich bin: Ein toter Pirat, ein Zombiepirat!
Damit erklärt sich wohl einiges und ein schlechtes Leben ist es nun wirklich nicht, oder? … hahahahaha … sagte ich eben „Leben? … hahahahaha …
4. Kapitel – Die Schneise der Zerstörung
So langsam kehrte wieder Ruhe ein oder sollte man besser sagen, dass auf eine besondere Art und Weise das Leben zurückkehrte?
Man weiß es nicht. Wer soll es auch wissen? Es war ja wohl niemand mehr übrig, der noch unter den Lebenden weilte, um über die zurück liegenden Stunden zu berichten.
Langsam strichen graue Rauchfahnen durch die Äste der Bäume und mit einem ganz leisen Rauschen rieselten hier und dort feine Aschepartikel zwischen ihnen hindurch zu Boden. Dort bildeten sie eine ganz feine Schicht auf den Blättern und Gräsern.
Der grüne Wald wirkte schnell nicht mehr so hoffnungsfroh, so wie er sonst aussah. Obwohl der Wald wohl noch nie für alle besonders hoffnungsfroh gewirkt hatte. Den meisten kam er eigentlich eher bedrohlich vor, so mit seiner tiefen, dunkelgrünen Undurchdringlichkeit. Schon lange hatten die ewigen Schwarzmaler vor den Gefahren aus den Tiefen des Waldes gewarnt. Man solle sich vorsehen, denn irgendetwas befände sich dort verborgen, irgendetwas Böses, das den Menschen, die sich am Waldrand vor so langer Zeit niedergelassen hatten, nicht wirklich wohlgesonnen sei.
Geglaubt hatte man den Mahnern und den Unkenrufern lange Zeit nicht, denn man hatte sie einfach nur für armselige Gestalten gehalten, die sich wichtigmachen wollten, weil sie ja sonst nichts mehr in ihrem Leben hatten.
Hätte man besser auf sie gehört, man könnte vielleicht noch am Leben sein!
Begonnen hatte es auf ganz seltsame Weise: Zuerst verstummten langsam, nacheinander die vielfältigen Stimmen der Tiere, die sonst ein dauerhafter Begleiter der Menschen am Waldrand waren. Es dauerte eine Zeit, bis es den ersten auffiel und diese dann die anderen darauf aufmerksam machten. Seltsam, so etwas war noch nie vorgekommen, zumindest konnte sich niemand daran erinnern.
Das nächste Zeichen war schon etwas auffälliger: Ein seltsames, verstörendes Heulen und Brüllen schlug ihnen aus der Ferne des tiefen Waldes entgegen. Es waren schreckliche Töne und Laute, die man so auch noch nicht gehört hatte. Nur die Alten hatten eine Ahnung, was das sein könnte. Sie warnten die anderen, in dem sie von den alten Erzählungen berichteten, die von grausamen Wesen handelten. Menschenähnliche Wesen, die mit Mutationen verunstaltet waren. Ziegenköpfe mit großen Hörnern, Fell an den entblößten Stellen der Körper, Beine die in Hufen ausliefen und begleitet wurden sie von noch schrecklicheren Bestien. So hatte man ihnen von den Tiermenschen erzählt, die schon in manchen Wäldern des Imperiums ihr Unwesen getrieben haben sollen.
Erstaunte Gesichter wandten sich den Alten zu, als sie von diesen Schrecknissen des finsteren Waldes berichteten. Sollte das jetzt ihr Schicksal sein? Nachdem sie so viel Arbeit in den Aufbau ihrer kleinen Siedlung gesteckt hatten? Das konnte nicht wahr sein, denn endlich hatten sie hier einen Flecken Land gefunden, der sie ernähren konnte, von dem sie nicht weggejagt worden waren.
Sie waren nicht viele, doch seit ihrer Flucht aus Sylvania vor sieben Jahren, hatte man sie überall wieder vertrieben, wo immer sie sich auch niedergelassen hatten. Nur hier nicht, hier war alles anders. Anfangs beäugte man sie äußerst skeptisch aus dem benachbarten Dorf. Doch mit dem Ablauf von einigen Wochen, erkannten ihre Nachbarn, dass sie nichts Böses im Sinn hatten. Man besuchte sich sogar gegenseitig, tauschte und handelte mit Saatgut, Lebensmitteln und Werkzeugen.
Doch in einem Punkt konnte man sich nicht einig werden: Die Bewohner des benachbarten Dorfes ermahnten die Neuankömmlinge eindringlich, ihre Siedlung mit einer Wehranlage zu versehen, einer hölzernen Palisade, die man gut gegen Angreifer verteidigen könnte. Wozu sollte so etwas in dieser friedlichen Gegend wie dieser hier denn nützlich sein? Im Gegenteil, es würde nur Arbeitskraft unnütz verschwenden, denn die Bestellung des Bodens, der Bau von Häusern, Scheunen und Ställen war doch viel wichtiger. Und über die Zeit vergaß man die Warnungen der Nachbarn einfach.
Hätte man doch besser auf sie hören sollen?
Das Heulen und Brüllen wurde immer lauter. Dann begann der Boden ganz leicht zu vibrieren. Ein dumpfes Grollen und Donnern wurde immer lauter.
Nun bekamen sie es mit der Angst zu tun. Mütter rissen ihre Kinder mit sich, Männer ihre Frauen, Junge die Alten und alle liefen sie, so gut sie konnten, zurück zur Siedlung, um sich in ihren armseligen Holzhütten zu verstecken oder zu verschanzen. Die Männer bewaffneten sich mit allem möglichen, was sie in die Finger bekamen. Mistgabeln, Schaufeln, Sensen, Äxte und Knüppel, einfach alles, an dem man sich festhalten konnte und meinte, dass man sich damit verteidigen könne.
Dann kamen sie über sie. Zuerst flogen Pfeile, brennend, schwarz gefiedert, auf die Dächer herab und entzündeten die ersten Hütten. Manch einer der Siedler rannte noch zum Brunnen in der Mitte der Siedlung, um Wasser zum Löschen zu holen. Doch dort wurden die meisten von ihnen von schrecklichen Hunden oder auch Wolfswesen angefallen und buchstäblich zerrissen. Die Überlebenden konnten nur entsetzt zuschauen und bevor sie sich zu irgendeiner Handlung durchringen konnten, kam auch ihre Verdammnis. Aus dem Waldrand brachen aberhunderte von tierartigen Menschenwesen, mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll, hervor.
Sie drangen einfach in die Hütten ein, ohne auf großen Widerstand zu stoßen. Die Holztüren wurden einfach aus ihren Angeln gerissen oder in Windeseile zerhackt.
Das mussten diese Tiermenschen sein, von denen die Alten kurz vorher berichtet hatten. Doch dieses Wissen nutzt einem im Angesicht des sicheren Todes gar nichts. Wie in einem Blutrausch löschten diese Bestien jegliches Leben in der Siedlung aus. Sie machten nicht Halt vor Frauen und Kindern, niemand konnte von ihnen Gnade erfahren.
Nachdem jeder Widerstand ausgelöscht war, machten sich die Tiermenschen ans Plündern. Und als da nichts mehr zu holen war, zündeten sie alle Hütten, Scheune und Ställe an. Was nicht brennen wollte wurde kaputt geschlagen, kein Stein blieb auf dem anderen. Sämtliches Vieh, egal ob Schweine, Rinder oder Pferde, nahmen sie mit sich. Dann verließen sie die Siedlung in Richtung Nordstraße und brannten als letztes dann auch noch die Felder nieder.
Als ihr Brüllen nicht mehr zu hören war, die Erde nicht mehr von ihren Hufen erbebte, legte sich eine gespenstische Ruhe über das, was von der Siedlung noch übrig geblieben war. Schwelende Balken, rauchende Trümmer, knisternde Glut, das Knacken brennenden Holzes war alles, was noch zu hören war.
Langsam, ganz langsam kämpfte sich das Licht durch den dichten Rauch und es würde noch lange dauern, bis der Qualm sich gänzlich verziehen würde.
Blutlachen konnte man überall auf dem Boden sehen, doch nur selten einen Leichnam. Und wenn da doch einer war, sah man nur furchtbare Verstümmelungen.
Dieses Massaker hatte niemand überlebt, dieser grausame Überfall hatte die gesamte Siedlung vernichtet.
Und doch regte sich dort im Dornengebüsch am Waldrand etwas. Die Blätter erzitterten, die Äste bewegten sich ganz leicht. Wäre jemand dort gewesen, hätte er das leise Schluchzen und Weinen hören können, das diese verlorene, hier mutterseelenallein gelassene, kleine Gestalt von sich gab.
Sie war doch nur kurz im Wald gewesen, um ein paar Beeren zu sammeln und hatte sich versteckt als sie die ersten Geräusche gehört hatte. Als sie sich dann aus ihrem Versteck heraus geschlichen hatte, sah sie diesen Anblick und konnte es nicht fassen. Was sollte sie nun tun? Ohne ihre Eltern, ohne ihre Freunde, ohne die Nachbarn, ohne auch nur irgendjemandem, der sich um sie kümmern konnte?
Wo sollte sie hin und was sollte sie machen, wenn diese Bestien wieder zurückkommen sollten?
An wen sollte sie sich jetzt wenden? Sie war doch erst zehn Jahre alt und so ängstlich. Doch dann reifte ein Entschluss in ihr: Nur weg hier, nur weg von diesem Ort des Grauens! – Sie musste sie warnen, die netten Leute aus dem Nachbardorf … falls sie es noch rechtzeitig schaffen sollte!
5. Kapitel – Könige der Meere
Der Wind peitschte in die Segel und ließ das Schiff geradezu über die Wellenkämme fliegen. Der spitz zugeschnittene Rumpf schnitt mit einer Leichtigkeit durch die See, dass es schon eine richtige Freude war ihm dabei zuzusehen.
Doch dafür hatte Atheryol keinen Blick. Er musste sich darauf konzentrieren nicht den Anschluss an die voraus fahrende Flotte seiner Brüder und Schwestern zu verlieren. Die anderen Schiffe der Hochelfen-Flotte waren schon nahezu am Horizont verschwunden. Es gelang ihm nur, die hochstehenden Segel gerade so zu erkennen.
Mit dem Wind in den Segeln, so wie er gerade blies, dürften sie noch ungefähr einen halben Tag brauchen, um wieder Anschluss an die Flotte zu finden.
Es war aber auch wirklich ärgerlich, dass Isariton im Ausguck saß. Der war doch dafür bekannt, dass er äußerst übervorsichtig war und hatte schon oftmals einen falschen Alarm gegeben. Genau so war es dann auch vor acht Stunden geschehen, als er Alarm gab. Er meinte, die finsteren Segel einer schwarzen Arche der Dunkelelfen gesehen zu haben, die auf einem Verfolgungskurs die Wege der Flotte zu kreuzen drohten.
Nachdem man Signale von Schiff zu Schiff innerhalb der Flotte ausgetauscht hatte, war klar dass die „Stern von Elistor“ beidrehen musste und das Schiff suchen sollte. Nach einigen Stunden ergebnislosen Kreuzens brach der Kapitän die Suche ab und befahl, den alten Kurs aufzunehmen, um wieder Anschluss an die Flotte zu finden.
Die ganze Zeit stand Atheryol am Steuer der „Stern von Elistor“, denn er war einfach der beste Steuermann des Schiffes, eigentlich sogar der ganzen Flotte.
Vor sechs Wochen waren sie aufgebrochen und hatten Ulthuan und ihre Familien hinter sich gelassen. Die Aufgabe, die sie nunmehr zu erfüllen hatten, war sehr wichtig und nur deshalb wurde eine solch große Flotte zusammengestellt.
Viel wussten die Mannschaften nicht von ihrer Aufgabe, nur so viel, dass es darum ging ein uraltes Artefakt zu finden und es zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurück zu bringen. Nur wer der Besitzer sein sollte, das war vielen von ihnen noch nicht so ganz klar. Es musste sich dabei um einen von ihnen handeln, um einen mächtigen Hochelfen, vielleicht war es sogar der Phönixkönig selbst.
Doch darüber konnte man sich stunden- und tagelang den Kopf zerbrechen, von den Offizieren würden sie nichts weiter erfahren und im Moment gab es auch wichtigere Dinge zu erledigen.
Atheryol konnte feststellen, dass die „Stern von Elistor“ gut Fahrt machte und auf den richtigen Kurs lag. Sie näherte sich unaufhaltsam der Flotte, die er voraus ausmachen konnte.
Doch irgendetwas beunruhigte ihn, von Minute zu Minute mehr. Die Flotte steuerte geradewegs auf eine riesige Nebelwand zu, die sie unweigerlich verschlucken und eine Verfolgung äußerst schwierig machen würde.
Diese Nebelwand sah schon beeindruckend aus. Dunkle, graue Wolkengebilde hingen bleiern über dem Horizont und waren fast greifbar, so komplex und dicht wirkten sie.
Da war es dann auch schon passiert, die Flotte verschwand. Das letzte Segel wurde von der Nebelwand regelrecht verschluckt und verschwand im dichten Nebel.
Plötzlich fühlte sich Atheryol alleine auf dem weiten Meer, als sei dort, wenige Seemeilen vor ihm, nie eine Flotte aus Dutzenden von schnittigen Hochelfen-Schiffen gewesen. Wenn er nicht wüsste, dass sie genau dort, vor ihm, waren, hätte er schwören können, dass die „Stern von Elistor“ alleine auf den Wellenkämmen des Meeres dahin glitt.
Er machte sich gefasst darauf, in den nächsten zwanzig bis dreißig Minuten ebenfalls in die Nebelwand einzutauchen, als er etwas vor sich im Nebel entdeckte, was dort eigentlich nicht sein konnte. Ein Lichtblitz. Doch, das war ein Lichtblitz, den er da eben schwach im Nebel gesehen hatte. Da, schon wieder, ein erneuter Lichtblitz. Und dann grummelte es leise vor sich hin, immer wieder. Neue Lichtblitze, mal stärker, mal schwächer, waren zu sehen. Und es grummelte weiter vor sich hin. Nein, das war kein Grummeln, das war ein Donnern, das war Kanonendonner, den diese gusseisernen Kanonen von sich gaben, welche die Menschenwesen so gerne auf ihren plumpen Schiffen einsetzten. Sollte die Flotte von anderen Schiffen angegriffen worden sein, war sie vielleicht sogar in einen Hinterhalt innerhalb der Nebelbank gefahren? Das konnte doch nicht sein, denn ihm war nichts davon bekannt, dass sein Volk mit den Menschen im Kriegszustand liegen sollte.
Wenn das so war, dann konnte das Kanonendonnern nur bedeuten: Entweder war man zufällig auf Schiffe der Zwerge gestoßen oder die Flotte befand sich in einem Gefecht mit Piraten.
Atheryol wurde schnell klar, dass es sich nur um einen Piratenüberfall handeln konnte, denn das Kanonenfeuer war viel zu unkontrolliert und durcheinander. Die Zwerge verstanden ihr Geschäft da schon viel besser und verschossen nur koordinierte Salven.
Also Piraten. Es wurde Zeit, dass sich das Schiff und seine Besatzung gefechtsklar machten und der Flotte in der Nebelbank zur Unterstützung eilen würden. Normalerweise waren Piratenschiffe bei einer solch großen Flotte kein Problem, man müsste eigentlich schnell mit ihnen fertig werden. Aber genau das wussten die Piraten auch und wichen daher größeren Schiffsansammlungen der Hochelfen aus und ließen es nicht auf einen Kampf ankommen.
Atheryol bekam ein flaues Gefühl im Magen, denn er wusste sofort, was das zu bedeuten hatte: Zombiepiraten, untote Seeräuber! Nur sie ließen sich auf solche Seegefechte ein, denn sie hatten nichts zu verlieren und waren nur äußerst schwer zu besiegen, denn sie waren ja bereits tot!
6. Kapitel – Die unheilvolle Andeutung
Es war sehr dunkel und feucht, als er die glitschigen Treppen herunter schritt. Schon lange war er nicht mehr hier gewesen und das war auch gut so, denn dies ist kein Ort, den man gerne betritt oder an dem man sich wohl fühlt.
Einen längeren Aufenthalt hatten hier nur diejenigen, die hier arbeiteten und diejenigen, die sich ihren Aufenthalt hier zumindest in dieser Art und Weise so nicht ausgesucht hatte. Sicherlich hätte man einfach dem Konflikt mit den Gesetzen aus dem Wege gehen können, dann wäre man auch nicht hier gelandet, aber Franz von Glockingen wusste es besser: Hier landeten auch immer wieder Menschen, oder auch Wesen, die dem Begriff „Mensch“ nicht unbedingt sehr nahe kamen, die eigentlich kein Gesetz verletzt hatten, sondern deren einziger Grund hier zu sein, der war, das sie irgendwie anders waren.
Nachdem die Besprechungen mit den militärischen Führern und den wichtigsten Köpfen der Stadt beendet waren und alle notwendigen Anweisungen gegeben worden sind, blieb von Glockingen nichts anderes übrig, als die Ausführung seiner Anweisungen zu überwachen und auf weitere Nachrichten der ausgesandten Kuriere und Kundschafter zu warten.
Die Befestigung der Stadt und der Hafenanlagen ging schnell voran. Alles Notwendige wurde unternommen und die Mannstärke an allen wichtigen Kontroll- und Beobachtungsposten wurde verdoppelt. Die Hafeneinfahrt wurde mit einer zusätzlichen Sperranlage versehen, so dass ein unbefugtes Eindringen in den Hafen eigentlich unmöglich sein sollte. Ein- und ausfahrende Handels- sowie Personenschiffe wurden genauestens untersucht.
Das Umfeld von Kühnenhafen wurde in einem Umkreis von fünf Meilen verstärkt durch Truppen patrouilliert und überwacht.
Es waren Notfallpläne ausgearbeitet worden, die beim ersten Anzeichen feindlicher Bewegungen in Aktion treten und alle Bewohner im näheren Umkreis der Stadt hinter die Befestigungsanlagen evakuieren sollten. Ebenso hatte man die Vorratslager der Stadt annähernd vollständig aufgefüllt, um auch einer möglichen Belagerung standhalten zu können.
In alle benachbarten Dörfer und Städte hatten sie Kuriere ausgesandt, um diese entsprechend vorzuwarnen und sich mit den Bürgermeistern, Statthaltern und den militärischen Befehlshabern abzusprechen.
Darüber hinaus hatte Franz von Glockingen dafür gesorgt, dass Kundschaftertrupps in alle Himmelsrichtung ausgesandt wurden, damit rechtzeitig Erkenntnisse über die Lage um Kühnenhafen herum eingeholt werden konnten.
Dann konnte man jetzt eigentlich nur noch abwarten. Die Kuriere waren noch nicht zurück und die Kundschafter immer noch unterwegs.
Eine angespannte Situation, in die sein Diener Johann am frühen Vormittag in von Glockingens Schreibstube platzte und ihm mitteilte, dass eine Nachricht des Stadtkommandanten eingetroffen sei, nach der die Torwache des Osttores einen Mann aufgegriffen habe, auf den die Beschreibung eines Dunklen Abgesandten haargenau zutreffen würde.
Man habe diesen Mann in den frühen Morgenstunden, kurz nach Öffnung des Osttores, ergreifen können. Er sei dabei gewesen sich in den Mengen der Bauern zu verstecken, die zum Marktplatz strömten.
Die Torwache habe ihn widerstandslos festsetzen und der Stadtwache übergeben können, die ihn sofort ins städtische Verlies verbracht hätten.
Der Stadtkommandant würde von Glockingen dort erwarten, um ihn bei der Vernehmung des Aufgegriffenen dabei zu haben.
Und da war er nun, auf dem Weg ins städtische Verlies. Er würde es eigentlich eher einen Kerker nennen, so tief wie das Verlies unter der Erde lag.
Vor ihm auf der feuchten, glitschigen Treppe lief eine der Wachen mit einer Fackel und brachte ihn zum Vernehmungsraum, in dem der angebliche Dunkle Gesandte festgehalten und verhört wurde.
Dort angekommen, kam er nicht umhin festzustellen, dass die Bezeichnung „Vernehmungsraum“ geradezu schmeichelhaft war und der große, steinerne Raum doch wohl schon eher eine Folterkammer darstellte.
In deren Mitte stand ein großer Holzstuhl auf dem der Gefangene saß und festgebunden war. Um ihn herum standen einige Wachen und Offiziere der Stadtwache. Vor dem Gefangenen stand, mit einem vorsichtigen, aber gebührenden Abstand, der Stadtkommandant, Oberst Freienhagen.
Rundherum, an den Wänden der Folterkammer, befanden sich allerlei Gerätschaften und Instrumente, deren Zweck und Funktion sich Franz von Glockingen lieber nicht vorstellen wollte.
„Aha, Herr von Glockingen! Gut das sie so schnell kommen konnten!“ – „Man tut was man kann, mein lieber Oberst. Ich habe mich beeilt, da ich aber schon länger nicht mehr hier war, kann es durchaus sein, das ich einen unfreiwillig längeren Weg gegangen bin.“ – „Ja, ja, schon gut. Nun sind sie ja da und können diesen Abschaum hier selber einmal in Augenschein nehmen. Wir haben ihn selbstverständlich schon befragt, wer oder was er ist und was er hier in Kühnenhafen will, aber es ist kaum etwas aus diesem Burschen hier heraus zu bringen!“
Franz von Glockingen ging langsam auf den Mann, der auf dem Stuhl saß, zu und betrachtete sein Äußeres sehr genau. Ja, genau so haben sie damals ausgesehen, die Dunklen Abgesandten. Aber das konnte doch nicht sein, dass einer von diesen Gestalten immer noch hier herumlief! Er dachte, sie wären damals alle ausgeschaltet worden oder hätten sich weit weg versteckt. Unglaublich, nun saß so einer, oder zumindest das wofür er ihn hielt, hier vor ihm in Kühnenhafen. Er war zwar gefangen genommen worden und gefesselt, aber trotzdem war das kein gutes Zeichen!
„Ich darf mich kurz vorstellen: Mein Name ist Franz von Glockingen, ich bin der Statthalter hier in Kühnenhafen.“ – Der Gefangene schaut unter seiner Kapuze mit finsteren Augen nach oben, in das Gesicht des Statthalters, und verzog leicht seine Mundwinkel zu einem schmutzigen Grinsen. – „Ich kann und will nicht so recht das glauben, was ich sehe!“, sprach von Glockingen weiter. „Wären sie wohl so freundlich, uns allen hier mitzuteilen, wer sie sind und was sie hier wollen?“ – Langsam hob die unheimliche Gestalt ihren Kopf und sah Franz von Glockingen unverwandt in die Augen. Lange hielt er seinen Blick so aufrecht, bevor er den Mund öffnete und mit einer tiefen, rauen Stimme folgende Worte sprach: „Wer oder was ich bin, das sollte Euch erst einmal nicht interessieren. – Aber das, was ich Euch zu sagen habe, das ist wirklich von überaus existentiellem Interesse für Euch alle hier! – Ich bin hier, um Euch zu warnen … vor Eurem Untergang!“
Alle sahen sich entsetzt an. Die Stimme dieses Fremden hatte eine solch durchdringende, grausige Tonlage, dass keiner an der Wahrheit in seinen Worten zweifelte. Allen Anwesenden liefen nacheinander mehrere unheimliche Schauer über die Rücken und die meisten wichen gleich mehrere Schritte zurück.
Und dann hörten sie den Fremden lauthals lachen, dunkel, tief und laut … und vor allem spöttisch.
Nur wenige von ihnen nahmen noch das furchtbare Leuchten in den Augen des Fremden wahr!
... und wer gerne wissen möchte, wie es weitergeht ... tja, Fortsetzung folgt ... am 18. Dezember, beim 18. Türchen!
Gut geschrieben, tolles Türchen (auch wenns ne Menge Handlungsstränge gleichzeitig sind aber ich ahnen irgendwie das sich das später "vereinfacht")
Vorallem toll finde ich die Bilder, die passen immer sehr gut zum Text. Viel Mühe mit gemacht. Super.
Wie ja jeder weiß, gibt es keine Chaoszwerge.
Trotzdem vielen Dank für das leere Törchen.
Sehr, sehr cool! Nurgle-Sci-Fi-Steampunk-Chaoszwerge? Welche Modelle sind das?
Der Dude auf dem Thron ist ein Bederken Dverg. In der Einheit sind 3te Edition GW, Sci-Fi Modelle von Kromlech, Modelle von Sjoerdo (ein Mitglied des CDO-Forums), von Ral Partha, Dark Art Studio und Wood Axe Miniatures. Ein Stil-MIx, welcher m.E. den Charakter einer Chaos Zwergen Einheit gut widerspiegelt!
Ich muss sagen, die haben mich geflasht. War von den Farben her sofort in den 80ern gelandet und nen fettes Nostalgie Tränchen im Auge gehabt. Danke dir für dieses coole und sehr schöne Türchen. Jeder der hier etwas zu beiträgt, braucht auch überhaupt nicht verstecken oder vergleichen, es ist ein Riesenspass jeden Tag dem beizuwohnen, was eure verrückten, genialen Hobbygehirne zu produzieren. Danke euch allen
~~ 2. Advent ~~
"Vorfreude, schönste Freude... "
Irgendwo in der Alten Welt, inmitten des Grauen Gebirges...
... im Grenzgebiet zwischen dem Reikland und Parravon, nahe dem
Pass der Grauen Dame, endet für zwei Zwerge eine lange, arbeitsreiche Nacht.
Kein Slayer dürfte darüber erfreut sein,wenn man ihm bei der
Begegnung mit seinem Schicksalin einer solchen Form "unter die Arme greifen" will.
"UND MICH WOMÖGLICH UM MEIN SCHICKSAL BETRÜGEN... ??!"
... beschenk den Rotschopf lieber nicht!
Ich hoffe ihr macht dieses Jahr euren Lieben auch eine praktische Freude! (Man muss ja nicht alles auf Bestellung liefern lassen.) So manche Ehefrau ist beim Anblick einer übergroßen Ballista schon in überschwängliches Freudengeschrei ausgebrochen. Und was die Kinder wohl erst sagen würden, wenn sie die eisengeschmiedeten Schuppenbrecher Bolzen unter dem Baum finden würden? Also los gehts, holt das Werkzeug raus, ab in den Wald und ein paar Bäume geschlagen!
Passt nur auf, dass die Finger dran bleiben! Die kann man immer noch mal brauchen.
Euch und allen die euch wichtig sind, wünsch ich eine besinnliche und sorgenfreie Zeit. (Ob nun mit oder ohne Ballista.)
Einen frohen zweiten Advent!
Einen frohen Nikolaustag!
Genießt die Feiertage und den Jahreswechsel!
Wunderbar! Danke für den Tipp, war eh noch auf der Suche nach einem passenden Geschenk für meine Frau.
Sehr schickes Türchen ... und auf gute Ratschläge soll man ja bekanntermaßen hören!
Eine schöne und lustige Idee für ein Türchen! Toll gemacht!
Das geht sowas von ins Buch!
Schöne Geschichte, sehr stimmungsvoll erzählt
Beinahe hätte ich sogar Sympathien für Zwerge entwickelt. Ich konnte mich aber gerade noch einkriegen.
Auch ein sehr besonderes Türchen und eine echt tolle Idee und sowas von gut umgesetzt. Klasse, ich möchte mich deinen Grüssen anschliessen für Euch alle hier im Board
Wieder ein sehr, sehr schönes Türchen! Und ja, so ein paar 'Wellenbrecher-Hieb- und Stichwaffen' kann man im Gedränge der Weihnachtszeit immer gut als Abstandsrealisierer und Meinungsverstärker gebrauchen!^^
Sooooo, Nikolaus verpatzt seinen Moralwert, es geht weiter:
Kurz: Hier ein Bild von Karl Falkenstein, Zwerg.
Etwas Fluff:
"Karl! Kaaarl!"
John gab dem Schnarchenden einen rauen Fusstritt.
"Mach hin! Bring das Brandyfass runter zum Tempel!"
Irgendwie hatte Karl es geschafft einzuschlafen, ohne seinen Krug zu leeren, und er hielt diesen immer noch fest umklammert. Zu seiner eigenen Verwunderung lag er auf dem Boden, den Steinkrug fest im Griff, den Kopf an das Fass gelehnt, um das es ging.
"Schlafen ist eine Tugend. Sagen die Mönche unten auch immer!"
"Zur Schlafenszeit! Nicht am Nachmittag." Grunzte John zurück. "Die heiligen Brüder bereiten sich auf das Fest der Nächstenliebe vor und du solltest deinen Beitrag leisten. Steh auf und bring ihnen den guten Brandy!"
Mühsam erhob sich Karl. Er machte zwei, drei kleine Schritte, um seine Glieder zu strecken, versicherte sich, dass sein Kriegshammer noch über den Rücken hing, nahm einen Schluck seines schalen Biers und sagte: "Geht klar Bruder. Ich mach mich los."
"Besser is das!"
Karl schulterte seine Bürde. Trank nochmal aus seinem Krug und schwankte schon wieder die gepflasterte Strasse der Zwergenstadt "Berghain" hinunter. Dieses verdammte Ding war unglaublich schwer. Wenn man nüchtern war, war es kein Problem, aber so halb verschlafen wie er war, war es eine Last. Vor allem schwappte es umso mehr, je mehr Karl ohnehin schon schwankte. War es etwa nicht ganz gefüllt?
Karl hatte eine Idee.
An der nächsten Ecke stellte er sein Fass ab und goß sich einen großen Schluck des Brandy in seinen Humpen. "Ahhhh, der ist gut!" sagte er zu sich und goß noch einmal nach. Dann marschierte er weiter.
Allmählich kam er zur Talsohle der Ortschaft. Hier hatten sich einige Menschen vom fahrenden Volk niedergelassen, Gaukler und Schausteller und so weiter.
Karl brauchte noch einen Schluck.
Er stellte ab und machte sich daran sich einzugießen.
"Hey Freund! Was macht ihr da?" Ein großer Mann kam auf ihn zu, gefolgt von einer Gruppe Menschen.
"Ähm, der Brandy des Herrn - für die Bruderschaft Ingrimms. Ich bringe ihn hin." Mit diesen Worten begann er das Fass wieder zu schultern.
"Das sieht mir mehr nach einem Wegschluck aus." Dabei trat der große Zigeuner auf ihn zu.
"Lasst mich mal kosten!" sagte er und streckte die Hand aus.
Widerwillig reichte Karl ihm seinen Krug mit der Mischung aus Bier vom Vormittag und feinstem Mönchsbrandy.
Der Mensch nahm einen kräftigen Zug. Und spuckte das Gebräu auf die Steine. "Pfui!"
"Ihr Zwerge seid echt das Letzte!"
"Niemand spuckt das heilige Gebräu Ingrimms aus! Nicht ungestraft!"
Der Mensch lachte. "Kleiner Mann, niemand beleidigt das fahrende Volk! Nicht ungestraft!"
"Eure Männer haben keinen Bart, eure Weiber sind schwach und eure Kinder vermögen keine Axt zu schmieden." Karl war in seinem Element. Er fühlte sich warm und griff nach seinem Kriegshammer.
"Du Narr!"
Der andere überragte ihn fast um zwei Köpfe, aber nur bis ihn Karls Kriegshammer im Gesicht getroffen hatte. Mit zerschmettertem Gehirn lag der Vagabund nun zu Füssen des angriffslustigen Zwergs. Der blickte in die Runde und bellte eine Herausforderung: "Noch jemand, der meinen Brandy nicht mag?"
Die Gruppe Straßendiebe wich zurück, während Karl demonstrativ auf den Leichnam trat und seinen Kriegshammer befreite. Er gönnte sich noch einen Schluck aus seinem Humpen, der zu Boden gefallen war, und wie immer murmelte er, den Schnaps auf der Zunge, ein Stoßgebet zu Ingrimm, bevor er herunterschluckte.
"Möge der Reichtum der Zwerge weiterwachsen und die Minen der Berge niemals versiegen!"
Zwei lebensmüde Zigeuner schlichen sich von hinten an Karl heran. Sie waren gut. Der zwergische Sichtbereich war ein Drittel der Umgebung und Karl sah sie nicht kommen. Doch irgendetwas, vielleicht der Rausch des Schnapses, sein Gefahreninstinkt oder die Magie des Gebets ließen ihn sich den Brandy mit der Hand aus dem Bart wischen und dabei den Kopf drehen...
Instinktiv duckte er sich unter dem herniedersausenden Dolch weg. Das Rapier des anderen zischte durch die Luft und bohrte sich in das Fass auf Karls Schulter.
Der Brandy brannte gut. Karl ließ das Fass los und drehte sich zu den Angreifern um. Er trat einen Schritt zurück und wiegte seinen Kriegshammer bedächtig in den starken Händen.
Er rülpste ihnen verwegen ins Gesicht.
Der eine musste sein Rapier aufgeben, zu fest stak es in dem Eichenfässchen. Der andere zirkelte um Karl herum, um ihn zwischen die beiden zu bringen. Sie waren richtige Halunken, Zigeuner und wie es schien auf Mord aus.
Karl machte sich keine Mühe mit ihnen zu sprechen.
"Stirb du Drecksack!" Der Sprecher hatte nun ebenfalls einen Dolch in der Hand. Er näherte sich vorsichtig. Karl wusste, was das bedeutete, doch er stellte sich dumm. Er tat einen langsamen Schritt vorwärts, holte aus, als wolle er zuschlagen, doch dann machte er einen Seitwärtsschritt und wirbelte den Hammer 360° Grad über den Kopf. Es machte *knack*. Der Brustkorb des hinter ihm Stehenden war getroffen. Luft entwich ihm, gefolgt von Blut. Er sank nieder. Karl begutachtete, was er angerichtet hatte, auch ein wenig im Blutrausch. *kliiink* Metall auf Metall.
"Verdammt! Da ist ja noch einer!" Es ging doch nichts über eine gute Rüstung
"Du Halunke!" brüllte Karl und gab ihm einen Kopfstoss, dass ihm die Nase brach. Blutend und erschreckt wich der Zigeuner zurück. Als er bemerkte, dass er allein war, verzog er das Gesicht: "Gnade!" und ließ demonstrativ seinen Dolch fallen.
"Hier! Trink!" Karl hielt ihm den Steinkrug hin.
Verunsichert nahm der Bandit einen Schluck des Gebräus, in das sich Blut aus seiner Nase mischte. Es würgte ihn, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
"Schmeckt, ja?"
"J-j-ja."
"Und von hier an trägst Du!"
Am Eingang des Tempels ließ er ihn absetzen. Karl füllte sich noch einmal nach und teilte auch brüderlich, dann machte er sich die Stufen hoch.
Moar Pics: Man betrachte die Oberarme! Den männlichen Bart! (NoNutNeunzigJahre) Und die überschäumende Freude im Krug!
Und hier für die Nerds, ähh die Rollenspielaffinen:
https://www.dndbeyond.com/prof…50003/characters/38651181
Für Fans des P&P Rollenspiels gibt es hier die digitalen "Stats"
Schönen Montag!