Adventskalender 2024

Auf einem verschneiten Gebirgshang, der gerade noch ebenerdig genug war, dass sich darauf ordentlich geprügelt werden konnte, sollte diese Begegnung stattfinden:

Der Tyrann "Grubmar" liebte diesen Gegner, denn die Zwerge waren oft nicht so wendig, um seiner grobschlächtigen Keule und seinem mächtigen Hammer auszuweichen, sie grummelten immer so lustige Worte durch die Gegend und ihre Rüstungen knackten so wunderbar, wenn er einen von ihnen erwischte. Lediglich ihr Fleisch schmeckte etwas zäh, aber zur Not ging auch das.

Während um ihn herum die Schlacht in vollem Gange war, schwang Grubmar seine beiden Waffen voller Vergnügen in weiten Schwüngen durch die gegnerischen Reihen, bis sich seine Gegenüber um ein paar Meter zurückzogen und neu formierten. Gerade wollte Grubmar ihnen nachsetzen, als er etwas in seinen Ohren vernahm, das er nicht kannte. Es war wie dieses widerliche Klingen, dass die Gnoblars manchmal erzeugten, wenn sie an Eis-Zapfen spielten. Als dieses merkwürdige Geräusch hinter Grubmar langsam lauter wurde, drehte er sich um und konnte kaum glauben, was er da sah:

Ein rot-weiß gekleideter Zwerg saß in einem farbenfrohen Schlitten, welcher von sechs hirschartigen Tieren gezogen wurde, und hielt direkt auf ihn zu. Diese Tiere hingegegen sahen verdammt lecker aus, da konnte kein Zwerg mithalten. Instinktiv wollte Grubmar seine Waffen zur Verteidigung hochreißen, doch mehr als ein Zucken in seinen Armen passierte nicht; denn das Ding, das da laut-bimmelnd auf ihn zuhielt, sah einfach zu lächerlich aus, als dass es auf ihn ernsthaft gefährlich wirkte. Als jedoch nur noch wenige Meter zwischen ihm und dem sonderbaren Gefährt lagen, umfasste der Tyrann seine beiden Waffen doch etwas fester und setzte ein grimmiges Gesicht auf. Genau in diesem Moment riss der rot-weiß gekleidete Zwerg die Zügel herum, so dass der Schlitten eine schneidige Kurve fuhr, während er mit der anderen Hand einen Gegenstand etwa in der Größe eines Oger-Kopfes in Richtung von Grubmar warf. Dieser war mit der Situation leicht überfordert, merkte kaum, als der bunt verpackte Gegenstand an seinem eigenen Kopf abprallte und vor ihm in den Schnee purzelte. Das bimmelnde Gefährt entfernte sich indes wieder von ihm. Etwas wehleidig blickte Grubmar den lecker-aussehenden Tieren hinterher, die hätte er doch zu gerne mal gekostet.

Mit ungläubigen Augen schaute der sonst so verwegene Tyrann nun hinab auf den verpackten Gegenstand vor ihm im Schnee. Er musste nun etwas tun, das er nicht gewohnt war:

Er musste überlegen, was er nun tat!

Üblicherweise sind die Ergebnisse dieses eher kurzweiligen Prozesses von recht zerstörerischer Natur und auch diesmal kam er zu der Erkenntnis, dass er das Ding da vor ihm einfach zertreten sollte. Gerade, als er also seinen eisenbeschlagenen Fuß anhob, um ihn auf den Gegenstand niederfahren zu lassen, bemerkte er ein eigenartiges Kitzeln in seiner Nase. Ein feiner Geruch von saftiger Nahrung fuhr durch die Kälte in sein Gesicht und er roch einen Duft, den er so lecker noch nie gerochen hatte. Und dieser Geruch schien aus dem Ding vor ihm zu kommen. Er setze also seinen Fuß wieder ab, stellte seinen Hammer in den Schnee und beugte sich hinab, um den Gegenstand aufzuheben. In seiner Hand nahm er noch viel mehr den von dem Ding ausströmenden Geruch wahr und er ließ fast schon geistesabwesend seine Keule fallen, um mit beiden Händen den Gegenstand in seiner Hand auszupacken. Als er sämtliches Verpackungsmaterial zu Boden hat fallen lassen, hielt er einen saftig-roten Klumpen in seinen Händen, der ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Ohne weiter Nachzudenken (was ihm auch eh nicht so sehr liegt) biss Grubmar beherzt in den Brocken hinein und konnte gefühlsmäßig kaum verarbeiten, was ihm da Schmackhaftes zwischen die Zähne gekommen war. Eine so herzhafte Geschmacksexplosion hatte er noch nie verschlungen. Er biss sofort ein zweites und drittes Mal hinein und vergaß dabei fast zu kauen. Gerade, als er zum vierten Bissen ansetzen wollte, bemerkte er auf der Rückseite von dem Klumpen einen rundförmigen Stein, der mit dem Brocken verschmolzen zu sein schien. Dieser Stein war mit ein paar Zeichen versehen, die Grubmar nichts sagten, die jedoch in diesem Moment zu leuchten begannen. Und unmittelbar darauf schlossen sich die Stellen, an denen er zuvor zugebissen hatte, wieder zu einer festen Masse zusammen. Ungläubig schaute er sich den nun wieder unversehrten Klumpen an und nahm sofort wieder ein paar kräftige Bissen. Und wieder leuchtete der Stein auf und wieder schlossen sich die Biss-Stellen zu einem unversehrten Klumpen zusammen.

In diesem Moment stieß der Tyrann einen Freudenschrei aus, der über den gesamten Gebirgshang hin zu vernehmen war. Er ließ sich rückwärts in den Schnee plumpsen, setzte sich breitbeinig neben seine Waffen und futterte nach Herzenslust auf den Klumpen in seinen Händen ein.

Sollen die sich um ihn herum ruhig prügeln. Er hatte etwas gefunden, dass ihn (zumindest für den Moment) viel mehr ausfüllte. Er genoss sein dem Anschein nach nicht enden wollendes Mahl und außerdem den Lärm um ihm herum. Er war zufrieden. Mehr noch:

Er war glücklich!

Lasst alle Waffen ruhen und genießt entspannt die Weihnachtszeit...Für ein friedvolles und fröhliches Weihnachten mit herzhaftem Essen im Kreise derer, die Euch lieben!

So, der Typ ist erstmal außer Gefecht gesetzt!

Sehr schön, auf zum nächsten Kerl...Hohoho...!

Dass es sich bei dem "Klumpen" übrigens um ein veganes Fleisch-Ersatz-Produkt handelte, hatte Grubmar nicht bemerkt...Und er sollte es vielleicht auch besser nicht erfahren!