"Tabletop ist kein Leistungssport" oder "Der fokussierte Vogel kann mich mal"

  • An vielen Stellen lese ich zu unserem Hobby "Man muss fokussiert sein!", "Man muss 'effektiv' 'arbeiten'!", "Nur ein Projekt gleichzeitig!" und andere Binsenweisheiten, auch aus den Youtube Hobbyblogs schallt es so. Vom "Pile of Shame" ist da die Rede oder "Don't be a wargames hoarder".


    Als ich 2011 angefangen habe, war ich schnell in dieser Tretmühle:
    1. Skaven
    2. Nur bemalt spielen
    3. Glauben, immer mehr zu brauchen
    4. Unzufrieden sein, weil von den 600 Modellen nur 300 bemalt sind.


    2017 hab ich meine Haltung dazu (und auch zu vielem anderen im Leben) dann einfach geändert: "Für mich gibt es kein Minus mehr!" ist jetzt meine Devise. Was ich damit meine?
    Ich orientiere mich nicht an meinen (angeblichen) Defiziten: Unbemalte Minis, unfertige Projekte, zu viel gekauftes Zeugs, dass "bemal mich!" Schreit.
    Nun schaue ich lediglich darauf, dass mir meine Hobbyzeit Freude macht. Ob was schnell geht oder langsam, dass ich sehr viele Projekte gleichzeitig (bzw. abwechselnd) vorwärts bringe (und dadurch bedingt natürlich jeweils nur langsam "voran" komme, ist mir schnuppi.


    Überhaupt geht es mir nun nicht mehr um "voran" oder "fertig". Der Weg ist das Ziel und ich kann es aushalten, dass viele der Minis hier hinsichtlich Bemalung auf meine Pensionierung warten müssen (oder von meinen Erben bemalt oder in der Bucht verhökert werden müssen).


    Ich schäme mich nicht dafür, dass ich sehr viele Eisen im Feuer hab und keins davon weiß glüht sondern alle nur eher so dunkelrot.


    Und "Schaffen" tu ich ja trotzdem was. Ein bisschen hier, ein bisschen da, Erfolgserlebnisse sind vorhanden und Spaß auch.


    Wie steht Ihr zu dieser Sache?
    Muss man fokussiert sein? Immer nur eine Box kaufen, fertig malen, dann die nächste? Eine Armee fertig machen, dann die nächste?
    Wie unzufrieden seid Ihr, wenn ihr auf Eure (wenigen oder viele) unbemalte Minituren schaut? Schämt Ihr Euch für Euren "Hobby-Pile"? Das Silberfischdasein?


    Ich rufe Euch zu:
    Mut zur Defokussierung! Es ist ein Hobby! Kein Leistungssport! So lange Ihr Freude habt, seid Ihr niemandem (als Euch selbst) Rechenschaft schuldig.


    Noch ein Projekt anfangen? - Ja, warum nicht? Wenn Ihr auch (wie ich) große Hobby Freunde am Kaufen, Sammeln, Reindenken, Kopfkino habt?

    "Machen" ist eigentlich wie "Wollen" - nur krasser!

  • So gern ich dir da recht gebe... stintk mir meine Defokussierung oft enorm.


    Das liegt daran, dass ich gefühlt kein Projekt abschließe sondern, ich bin ein Hüpfer mit einer Aumerksamkeitsspanne wie ein Guppy.

    Gerade bastle ich noch an der Khorne Daemonkinarmee und schwupp, Orkze sind da Beztn! Bis die Orkz aber fertig sind interessiert mich auf einmal AoS viel mehr. Das ist so Kreis... irgendwie.


    Mit dem was du sagst hast du recht meiner Meinung nach.

    Aber trotzdem möchte ich UNBEDINGT mal was fertig bringen... und diesmal ist es meine BoC-AoS-Armee.

    Ich befürchte, da könnte Gaslands aber was dagegen haben :(

  • Also einen "Haufen der Schande" habe ich auch. Wer hat ihn denn nicht? Am Ende ist unser Hobby doch auch immer zu einem Teil ein Sammel-Spaß.

    Der immer größer werdende Haufen aus unbemalten Minis lässt mich davor zurück schrecken, mehr neue Dinge dazu zu kaufen, aber hauptsächlich geht es hier glaube ich um das schlechte Gewissen Geld auszugeben, für etwas was dann im Schrank liegt und wartet.

    Ich verfolge viele Verkaufsgruppen in Sozialen Medien oder auch hier den Marktplatz. Wenn da etwas auftaucht dass ich schon lange wollte, dann habe ich weniger ein schlechtes Gewissen und meist reicht der Zuwachs dadurch auch ohne Neuware um meinen Haufen der Schande wachsen zu lassen.

    Am Ende kommt es wohl darauf an, welcher Aspekt beim Hobby wichtig ist. Mein wichtigster Part ist sicher das basteln und malen. Ich kann mich dabei in meine Ecke (bald darf ich endlich einen Hobbyraum bauen) zurückziehen und für mich allein ohne Stress vor mich hin werkeln. Niemand will irgendwas. Nur ich und meine Freude über abgeschlossenes.

    Wenn ich mehr aufs Spielen fokussiert wäre, würde mich der Haufen unbemaltes wahrscheinlich gar nicht interessieren. Manche Leute proxxen (Ist das die richtige Bezeichnung?) Einheiten um sie zu testen. Das würde für mich nicht in Frage kommen. Wenn ich eine Einheit nicht aufstellen kann, spiele ich auch nicht damit. Da ist es dann auch nicht schlimm graues Plastik zu schieben. Am meisten Spaß macht es mir, wenn es bemalt ist. Weil ich aber eh nur 1-2 mal im Jahr zum spielen komme, ist dann auch genug vorhanden und ich habe genug Zeit zum Nachschub anfertigen.

    Vielleicht ist es ja bei reinen Sammlern sogar so, dass unbemalte und vielleicht sogar ungebaute, besser sind, weil sie noch Original sind?


    Die Grundidee deiner Aussage ist ja aber, wenn ich es richtig verstanden habe, ob man sich schlechter fühlt durch Begriffe wie "Haufen der Schande". Nein, ich fühl mich nicht schlechter dadurch, ich ändere nur mein Kaufverhalten. Oder sagen wir, ich versuche mein Kaufverhalten zu ändern und fühle mich dann schlecht, weil ich es nicht geschafft habe es zu ändern.


    Was mir manchmal wirklich unbehagen verursacht ist, wenn ich lange nicht zum malen komme. Ich mache mir dann häufig Sorgen, ich könnte mühsam erlernte Fähigkeiten wieder verlieren. Größer ist noch etwas die Angst, dass man am Ende die Lust aufs Hobby verliert. Sicher geht es vielen ähnlich wie mir und sie haben in ihrem Leben viele Hobbys gehabt und wieder den Fokus darauf verloren. Davor fürchte ich mich manchmal. Aber am Ende hab ich doch irgendwann wieder die Pinsel in der Hand und freu mich darüber.


    Tut mir Leid für diese Textwand :)

    Ein Zwerg friert nicht! Er zittert vor Zorn, weil es nicht noch kälter ist!

  • Defokussierung! Ich bin voll an Bord - und zwar nicht nur beim Tabletop. Man muss einfach neben der Leistungsgesellschaft auch Nischen haben, in denen man keine Zielvorgaben, keinen Zeitdruck, keinen Effizienzgedanken hat. Ich glaube, dass das tatsächlich sehr wichtig für die persönliche Glückseligkeit ist.

    Es gibt allerdings zwei Einschränkungen: Erstens mag diese Nische nicht für alle im Tabeltophobby liegen - oder anders gesagt: manche Leute haben vielleicht andere Punkte in ihrem Leben, wo sie defokussieren und unser Hobby ist für sie ein Bereich, in dem Fokus mehr Zufriedenheit bringt. Und zweitens hat das Tabletophobby da tatsächlich ein fieses Dilemma: Es macht einen zufriedener, wenn man nicht an seinen unbemalten Minis leidet, sondern Spaß hat an dem, was man mit Spaß gemacht hat, aber es macht einen gleichzeitig auch zufriedener, wenn beim Spielen einer der zentralen Punkte des Hobbies erfüllt ist, nämlich eine tolle Armee auf der Platte zu sehen. Wenn man also defokussiert und sich nicht verrückt machen lässt, gibt es an anderer Stelle eine Quelle für weniger Zufriedenheit. Manchmal ist ein wenig Selbstdisziplin eben auch wichtig, um mittelfristig mehr Zufriedenheit zu generieren.


    Für mich selbst ist das tatsächlich weniger ein großes Ding. Ich habe meine schöne Armee und alle weiteren Projekte mache ich, wenn ich Zeit finde. Wenn nicht, dann kommen sie aber auch meistens nicht auf die Platte, damit ich die Motivation habe, was zu schaffen. Das klingt dann zwar zeitweise wie Selbstgeißelung, aber wenn ich mich zwinge, bin ich am Ende eben doch glücklicher.

  • Defokussierung - ein sehr schönes Thema.

    Bei mir ist das ganz unterschiedlich...bei meinen Ogern z.B. hatte ich mir vorgenommen, erst was neues zu kaufen, wenn der Rest fertig gebaut/bemalt ist. Hat einigermaßen geklappt, ist bei Ogern aber auch nicht so schwer, da man nicht zu viele Minis auf einmal hat.

    Bei meinen Blades of Khorne hatte ich mir recht schnell recht viel beschafft, um mit denen spielen zu können, egal wie weit ich mit dem Malen bin.

    Bei den Maggotkin wollte ich ne spielbare Dämonenliste haben und die dann nach und nach bemalen, bis was neues kommt. Hat in den Spielen nicht so viel Spaß gemacht und ich hab mir noch gut was an Mortal Einheiten gekauft.

    Dann kamen die Flesh Eater Court und mein Spielpartner und ich haben uns darauf geeinigt, dass unsere Undead Armeen nur komplett bemalt aufs Schlachtfeld kommen. Hat geklappt und ich hab 1.250 Punkte komplett fertig (inkl. Bases ;)).


    Wie in meinem Bastelthread aktuell zu lesen, habe ich mich bereits auf ein neues Projekt gestürzt.


    Grundsätzlich habe ich festgestellt, dass ich besser (oder überhaupt) was fertig bekomme, wenn ich mir keinen Druck mache. Der Gedanke "Das muss jetzt aber mal fertig werden" bremst mich mehr aus, als dass er motiviert.

    So lange ich an einem Projekt Freude habe, kann ich fokussiert daran arbeiten und habe auch kein schlechtes Gewissen (mehr), wenn andere Sachen erstmal auf der Strecke bleiben...irgendwann sind auch diese an der Reihe. Und das ist immerhin das einzig Wichtige an einem Hobby: es muss Spaß machen!


    Angst, dass mir das Hobby irgendwann keine Lust mehr auf Tabletop habe, habe ich im Moment nicht, da es ein wunderbares Medium ist, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich mag deine Themen über die quasi "Prolegomena des Hobbys" sehr gerne, denn immerhin sind es gerne mal Themen, die der Intention des Hobbys vorangestellt bzw daneben gestellt sind.


    Ich glaube die Frage nach einem "Pille of Shame" hängt eng mit der Bedeutung einzelner Hobbybestandteile zusammen. Du sagst ja selbst, dass du dich auch als Sammler verstehst, und als ein solcher ist der Sammeltrieb ja implizit gewünscht und vorhanden. Warum solltest du dich also schlecht fühlen? Dazu gibt es (wie du ganz richtig sagst) keinen Anlass.


    Aber den Anlass hat auch niemand, der sein Hobby "effizienter" tastet. Also der sein Kaufverhalten an sein Mal und Spielverhalten anpasst ;) Für dich mag der geringere Leistungsdruck angenehm sein, für andere kann eben dieser eine Motivation darstellen. Falsch, und dabei sind wir glaube ich d´accord miteinander, wäre es die Art wie andere ihr Hobby betreiben auf den eigenen Umgang damit zu übertragen.


    Aber ich spiele mal soweit mit und nehme deine Fragen mal konkret auf :)


    Zitat

    Wie steht Ihr zu dieser Sache?

    Muss man fokussiert sein? Immer nur eine Box kaufen, fertig malen, dann die nächste? Eine Armee fertig machen, dann die nächste?

    Wie unzufrieden seid Ihr, wenn ihr auf Eure (wenigen oder viele) unbemalte Minituren schaut? Schämt Ihr Euch für Euren "Hobby-Pile"? Das Silberfischdasein?

    Nein, das muss man natürlich nicht. Aber schadet es? Ich muss für mich sagen: Nein. Mir hilft es fokussiert zu sein. Genau zu wissen, was an Modellen und Systemen wo bei mir bereit liegt und auf etwas Liebe wartet. Muss das bedeuten, dass man nur von Box zu Box denkt? Das denke ich nicht. Man kann sich schon auch etwas mehr zulegen und trotzdem nicht drölfzig Projekte parallel aufmachen. Aber wenn man das möchte, hindert einen natürlich niemand daran ;)

    Von Armee zu Armee zu gehen finde ich meist gar nicht so schlecht, zumal die meisten ja doch mehrere Systeme haben, wodurch die Abwechslung gesichert ist.


    Unzufrieden mit meinen unbemalten Modellen bin ich gar nicht. Es gibt ein paar, bei denen ärgere ich mich dass ich sie noch nich gemacht habe. Da weiß ich aber auch den Grund. (Der Mumak zum Beispiel. Ich hasse nichts mehr als Lücken zu füllen oder Kanten anzugleichen... Kein wunder, dass ich mich davor drücke) Scham ist denke ich ohne hin etwas, was in einem Hobby eher fehl am Platz ist.



    Zitat

    Ich rufe Euch zu:

    Mut zur Defokussierung! Es ist ein Hobby! Kein Leistungssport! So lange Ihr Freude habt, seid Ihr niemandem (als Euch selbst) Rechenschaft schuldig.


    Noch ein Projekt anfangen? - Ja, warum nicht? Wenn Ihr auch (wie ich) große Hobby Freunde am Kaufen, Sammeln, Reindenken, Kopfkino habt?

    Oben wird ja deutlich, ich finde da die eigene Verrottung gut un wichtig, jedoch:


    Ich rufe euch zu:

    Mut zur Mäßigung! Es ist ein Hobby, aber muss es immer ein "mehr" sein? Macht euch ein x-belibiges Modell in der dritten Schublade unten rechts gerade glücklich? Braucht ihr jetzt schon Modelle für den Ruhestand? Wer weiß was die Zukunft an tollen neuen Projekten mit sich bringt!


    Noch ein Projekt anfangen? - Klar warum nicht! Aber ich rufe noch etwas zu Euch:


    Mut zum Abschiednehmen und zum Scheitern! Es schadet auch nicht sich von Projekten zu trennen, die aus dem Interesse verschwunden sind. Ein angefangenes Projekt zu beenden, ehe es fertiggestellt ist, fühlt sich wie Scheitern an, aber das ist es nicht. Es geht im Hobby um Freude, also betreibe es so wie du es möchtest und ignoriere dabei alles, was scheinbar Druck von außen auf dich ausübt.


    Zu letzterem: (mein persönlicher kürzlicher Hobbyweg )

  • Hm,


    ich habe ich zuletzt zur Fokussierung auf 2 bis 3 Baustellen entschieden. Und das hat mir sehr gut getan. Hierdurch habe ich genügend Abwechslung und gleichzeitig keinen zig Eisen im Feuer, zu denen ich nie komme aber gern kommen würde ( unabhängig von dem, was andere sagen.)


    Ich habe mich entschieden, mein Battletech Tabletop aufzubauen. Habe dazu tatsächlich noch knapp 16 Mechs, zig Infanteristen und bald ein paar ASF (Flieger :) )zu bemalen. Die Platte bekommt hier und da noch eine Erweiterung und ganz zum Schluss des Projektes, werde ich ein Landungsschiff zusammenbauen, das eben was ganz besonderes ist (da es so einfach sonst nicht auf der Welt existiert). Aber das passiert halt alles Schritt für Schritt und so geplant, dass ich eben jederzeit spielen kann und alles nur als Ergänzung zu sehen ist.


    Mortheim gibt es nur noch eine Bande, die irgendwann mal Farbe braucht. Der Rest ist gewachsen und braucht nur ab und zu eine Reparation.


    Und das wars. Nachdem ich einmal eine knapp 10000 Punkte Armee von Dämonen aufgebaut habe und (gefühlt) 70 mal denselben Seuchenhüter oder Zerfleischer angemalt habe, werde ich das nie wieder machen. Ich bin zwar recht stolz auf diese Armee, aber die kommt wohl bald in vielen Teilen unter den Hammer.

    Viel Arbeit. Sieht gut aus. Aber am Ende macht man damit irgendwie nicht viel.


    Ich hab halt gemerkt, dass es am Geld nicht mehr mangelt. Nur, wie so oft, die Zeit wird immer weniger ( was auch schön ist, weil ich sie mir meiner Familie verbringen darf.)

    Und da ists eher hinderlich, wenn man jedem Trend nachläuft. In meinem Umfeld ist jetzt z.B. Kill Team total angesagt. Und sicher, mit geringem finanziellen und zeitlichen Aufwand könnte ich da auch einsteigen. Aber das hört nicht auf. Bin ich da dabei, kommt der nächste Hype...



    Eine Entschlackung des Hobbies war eine super Idee. Für mich. Denn für mich ist Tabletop kein Spiel, sondern eher bewegte Dioramen. Graue Minis und Silberfische mag ich einfach nicht auf dem Spieltisch. Wenns andere machen, ist mir das aber auch herzlich egal. Einen Kommentar verkneife ich mir da natürlich. Denn über soetwas sollte man im Hobby nicht streiten.

  • Ja, cool, dass mein Gedankengeschwurbel auf Gegenrede trifft! :)

    Aber trotzdem möchte ich UNBEDINGT mal was fertig bringen

    Ich hatte das versäumt zu erwähnen: Meine derzeitige Haltung zum Hobby kommt aus dem Luxus-Status heraus, zwei WHFB-Armeen sehr weit bemalt zu haben (Skaven 6500 Punkte, Imperium ungefähr auch so viel), dazu ca. 6000 Punkte bemalte Necrons. Keine Angeberei beabsichtigt aber Erklärung: Ich kann in meinen beiden Hauptsystemen fast jede gängige Spielgröße mit bemalten Minis "bedienen" und dabei sogar ziemlich variieren. "Fertig" ist jedoch keine der Armeen, für jede liegt noch Nachschub bereit.
    Letzteres hat auch damit zu tun, dass ich in den Potsdamer Stadtligen WHFB (derzeit nicht mehr) und 40.000 spiele und dort jeweil einmal im Monat ein Spiel zu absolvieren ist. Da man den Gegner und dessen Fraktion weiß, kann man dann wie wild Listen ausdenken und noch jeweils etwas neues spielfertig malen, sofern man will. Anders als bei Turnierspielern, die ja eine starke All-Round-Liste ausdenken, bauen, malen und oft spielen um sie wirklich zu meistern, sind meine Listen jeden Monat unterschiedlich. Nicht so bärtig stark, da dann oft etwas neues mitspielt, was ich noch nicht beherrsche. Aber für mich super, denn ich habe dadurch meine eigenen "Deadlines". Und dieser "Druck" bringt mich vorwärts.

    Tut mir Leid für diese Textwand

    Danke für die textwand. In Zeiten der Smartphone Einzeiler mit schlechter Autokorrektur freue ich mich darüber auch gerne mal.


    Ich habe meine schöne Armee

    Ja. Das hatte ich vergessen zu erwähnen, jetzt aber oben nachgeholt.
    Eine "sollte man" schon "fertig"=spielbereit haben, das entstresst.

    dass ich besser (oder überhaupt) was fertig bekomme, wenn ich mir keinen Druck mache.

    Ich hab meine eigenen kleinen Deadlines: Ligaspiele einmal im Monat (siehe oben)

    Ich mag deine Themen über die quasi "Prolegomena des Hobbys" sehr gerne

    Merci. :O

    Ende vom Lied: Necromunda, Hordes, Guild Ball, Saga und 40k sind vollkommen veräußert worden.

    Ich hab mal meine Klarinette verkauft, weil ich Geld für einen Marshall Gitarrenverstärker brauchte. Für 400 DM an einen Schulfreund. Es war eine Uebel-Klarinette aus der DDR (Grau zu mir in den Westen importiert) und die war sehr toll. Seitdem ärgere ich mich und trauere der Klarinette nach. Ähnliches befürchte ich für Miniaturen.
    Daher meine Maxime: Musikinstrumente und Miniaturen verkaufe ich nicht.

    Defokussierung kann der richtige Weg sein, vielleicht auch als Entlastung des Alltags. Fokussierung und die Reduzierung von Projekten aber auch

    Ja. 100% Zustimmung.

    Meine Ausgangsthese sollte lediglich einen Gegenpol darstellen zu dieser zeitgeistgemäßen Forderung nach Effektivität und Fokussierung auf allen Kanälen.


    PS:

    Wenns andere machen, ist mir das aber auch herzlich egal. Einen Kommentar verkneife ich mir da natürlich.

    Also ich sage das meinen Gegnern schon, dass ich am liebsten mit und gegen bemalte Miniaturen spiele.
    Natürlich nicht auf die Tour: "Wie? Du kommst hier mit unbemalten Minis an!" sondern eher als Ich-Aussage und dann eher nach dem Spiel bzw. bei der Anbahnung. Wenn ich auf FB für Spielpartner anfrage, schreibe ich meist dazu "idalerweise bemalt". Meine Hobby-Zeit ist so knapp, da darf ich, finde ich, schon auf etwas Qualität schauen.
    Dass es nicht immer klappt, ist auch klar. Ich hab z.B. mein letztes 40.000 Liga-Spiel mit der Ravenguard auch ziemlich viele Scharzfüße auf dem Feld gehabt (mich dafür aber auch ordentlich geschämt und werde da nachbessern bis zum nächsten Spiel).

    "Machen" ist eigentlich wie "Wollen" - nur krasser!

    Einmal editiert, zuletzt von antraker ()

    • Offizieller Beitrag

    Meine Ausgangsthese sollte lediglich einen Gegenpol darstellen zu dieser zeitgeistgemäßen Forderung nach Effektivität und Fokussierung auf allen Kanälen.

    Und ich hab einfach mal den Gegenpol zum Gegenpol dargestellt ;) Ich denke der gefühlte Normalzustand resultiert auch aus dem prägenden Umfeld. Der Begriff "Pille of Shame" begegnet einem zwar an verschiedenen Stellen, aber ich empfinde den nicht als negativ konotiert. (Wenn man die natürlich negativ Bedeutung des Wortes Shame ignoriert :/)

    Aber in der Marburger Community erlebe ich eher das Gegenteil. Sie wirkt sehr schnelllebig was große Anschaffungen und Systemstarts und Wechsel angeht. Deswegen empfinde ich Fokussierung und Reduzierung eher als Gegenposition zum mich umgebenen Usus :alien:


    (Streiten/Diskutieren könnte man natürlich auf dem Drang zum "stay focused" im Alltag und unserer deutschen Gesellschaftsstruktur. Das könnte aber ein Fass ohne Boden sein :D )

  • Einen Haufen unbemalter Sachen gibt es bei uns hier auch zuhauf, die Devise lautet eher "geholt wird was man haben will" und je nachdem wann man die Sachen spielen will, werden die auch schneller oder langsamer in Angriff genommen, Hauptsache es kommen nur bemalte Minis auf die Platte (außer man proxxt um etwas neues zu testen)...


    Fokussierung ist ja eher kontraproduktiv, da man eben manchmal auch Phasen hat, wo man halt etwas anderes in Angriff nehmen will, und die bemalten Sachen laufen einem gewiss nit weg... :augenzu:


    Wobei es manchmal durchaus gut sein kann sich zu zwingen etwas zu bemalen, als hier noch einige hundert Klanratten rumlagen war die Lust sofort weg sich mal an die zu setzen, aber mit dem Pensum wenigstens einmal pro Tag bei 10 Stück ein paar Pinselstriche zu machen wurde es dann nach und nach auch besser, da die wenigstens langsam etwas Farbe bekamen und am nächsten Tag nach immer weniger viel "Arbeit" aussahen...


    Da wir unsere Grundstöcke der Armeen soweit alle fertig haben, wird nun eben auch nach und nach der große Karton-Berg im Hinterzimmer abgetragen...


    So sieht bisher der Bestand an noch zu bearbeitenden Sachen aus + ein oder zwei Pakete in einem anderen Zimmer (von allem etwas, viel zu viel und doch nie zu wenig)... :/


  • Es gibt aktuell gerade auf Youtube ein video von den Tabletop Minions, die sich mit dem gleichen Thema befassen.

    Auch dort empfiehlt der Autor eine Entschleunigung und eine gelassenere Sicht der Dinge.

    Man müsse im Hobby nicht immer effektiv und erfolgreich sein, schließlich macht man das zur Entspannung/zum Vergnügen.


    Obwohl ich auch aus einer komfortablen Position heraus komme und so wie antraker schon mehrere vollständig bemalte

    Armeen habe(nur weniger gut bemalt), brauche ich eine gewisse Focussierung wie Divinus-Dante .

    Ich habe meine Vampir-Armee genauso verkauft wie meine Mantic-Zwerge, weil dafür Begeisterung und Ausdauer fehlten.

    Auch meine guten Alten Rollenspiele habe ich bis auf wenige "Schätze" verkauft und mich dabei auch noch gut gefühlt.

    Paranoia, das DnD-Basis-Set aus den 70ern und WFRP von 1991 gebe ich natürlich nicht her8o


    Der Rest hat aber eher für eine gewisse Befreiung gesorgt.

    plätzmäßig ist mein Arbeitszimmer einen Hauch weniger chaotisch und es ist nett, dass durch das Hobby

    auch mal Geld in die andere Richtung fließt.


    Ich mag ungern auf Unmengen von bemalten Figuren sitzen bleiben, zumal bei mir noch etliche ungeöffnete Boxen "drohen".

    Durch die Focussierung auf 3 Kern-Armeen und den Wunsch, bis zum nächsten Turnier oder Event wieder

    bestimmte Einheiten fertig bemalt zu haben, habe ich jetzt deutlich mehr bemalte als unbemalte Figuren- und das soll auch so bleiben.


    Ob mich das von einem irren Impuls-Kauf abhalten würde,

    bei dem die Minis umwerfend sind und deren Spielmechanik reizvoll ist- natürlich nicht:tongue:

    In Stress ausarten dürfen meine Bemalziele nie, sonst hätte ich beim Hobby was verkehrt gemacht.

  • Antraker, du schaffst es auch immer wieder, mit deinen Themen total den Zeitgeist zu treffen - jedenfalls meinen in diesem Fall.

    So oder so ähnlich, vielleicht etwas subtiler oder unterbewusster, hat sich der Gedanke, eine entspanntere Beziehung zum Tabletop-Hobby zu pflegen, bei mir auch eingenistet. Mein Knackpunkt war meine Vampirfürsten-Armee, die ich für Warhammer Fantasy aufbauen wollte (bzw. schon aufgebaut hatte). Diese, so hatte ich mir vorgenommen, sollte erst komplett bemalt die Gruft verlassen und aufs Feld wanken. Die Truppe hatte ich relativ fix beisammen, allerdings habe ich mir selbst auferlegt, die Armee erst zu spielen, wenn sie komplett bemalt ist. Dazu ist es dann nie gekommen, weil das für mich einfach viel zu viel war und die Frustration einfach immer weiter stieg. Letztendlich habe ich die Truppe Anfang des Jahres verkauft (ich habe allerdings schon zwei WHFB-Armeen, auf die ich zurückgreifen kann).
    Nach meinen Thousand Sons - die ich sehr gerne gesammelt und bemalt habe - kommen jetzt Drukhari dran. Und bei dem Projekt habe ich mir ganz explizit vorgenommen, die Truppe so zu bauen, wie es mir gefällt: Liste schreiben, Zeug nach und nach kaufen und gespielt wird alles, was grundiert ist. Nebenbei tüdel ich noch mit Infinity rum, das ich kaum spiele, aber richtig gut finde.

    Einmal editiert, zuletzt von lateralus ()

  • da lächel ich doch mal und sag "POS...was is dat den? bin in ich ne Frau?"

    ich könnte diesen diesen Gedanken des POS noch nie nachvollziehen undbei mir liegt so einiges in den Regalen, was noch OVP ist und sich zu meinen Lebzeiten wohl auch niemals ändern wird.

    Aber ich denke schon eine gewisse Fokussierung muß schon da sein! Aber auf die Eigenen Ziele und nicht auf Ziele die einem von Außen aufdiktiert werden!

    Für mich gehört das Sammeln und (mitlerweile) Horten zum Hobby dazu! Früher habe ich Sachen die ich so direkt nicht brauchte verkauft. Teilweise komplette Sammlungen aufgekauft, geschaut was ich davon behalten will und den Rest weiterverkauft. Das mache ich seid ein paar Jahen schon nicht mehr und wandert der Teil, den ich frührer Verkauft hätte einfach in meinen Lagerfundus, grob nach Völkern sortiert.


    Im Groben gliedere ich ein folgene Kategorien:

    I - muß zu einem Zeitpunkt X-Spielfertig sein (zB bei mir Dark Age / Saga Ungarn)

    II - Mach ich fertig weil ich bock drauf habe in absehbarer Zukunft zu Spielen (Überarbeitung / Synergieeffekt AoS - KoW - Steinhagel Fantasy)

    III - bemal ich weil die Modelle geil sind und ich Bock drauf habe ( HH Ultramarines / Adeptus Titanikus / Stichwort Mechwerkstatt).


    inzig Punkt ein kann mal minimal Druck erzeugen, weil man sich da mit Freunden abgesprochen hat und diese nicht hängen läßt!

    Ansonsten sehe ich dass so, dass man im Leben genügent Stress und Ärger von außen bekommt und das Hobby dazu dienen soll, dies zu vergessen!

  • Es gibt aktuell gerade auf Youtube ein video von den Tabletop Minions, die sich mit dem gleichen Thema befassen.

    Auch dort empfiehlt der Autor eine Entschleunigung und eine gelassenere Sicht der Dinge.

    Ich kenne das Video , denn UncleAtom gehört zu meinen bervozugten TT-Blogs. Aber ich hatte dieses Video so verstanden, dass es um "Mut zur Mittelmäßigkeit" geht. Das ist mMn ein ziemlich anderer Zungenschlag.

    Und das lustige: Gerade UncleAtom hat viele solche "be focused" Videos gemacht. Es mag aber auch daran liegen, dass in US-Amerika (noch) mehr als hier dieser "Effektivitätsglaube" herrscht.

    "Machen" ist eigentlich wie "Wollen" - nur krasser!

  • "Der fokussiert Vagel kann mich mal", gefällt mir! :thumbup:

    Ein Hobby ist für mich ein Hobby, es gehört nicht zu den "wichtigen" Dingen im Leben (Bitte nicht falsch verstehen). Aber gerade in seiner Unwichtigkeit ist es wichtig und beeinflusst die "wichtigen" Bereiche mehr als man glaubt. Für mich ist das Bemalen und Basteln ein wunderbarer Weg um Stress abzubauen. Wenn ich mich nun in meinem Hobby unter Stress setze, verliere ich viel mehr als nur Spaß am Hobby, ich verliere einen Ausgleich, der mich in den wichtigen Bereichen leistungsfähiger, gelassener und fokussierter macht. Darum finde ich es wichtig, dass man das macht, woran man gerade Freude hat. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass man normalerweise bessere Ergebnisse erreicht, wenn man Freude an etwas hat, was wiederum eine weitere positive Verstärkung darstellt.

    Allerdings halte ich es auch für wichtig, sich selber nicht unter unbemalten Minis zu begraben, da auch Platz eine wertvolle Ressource ist, damit man sich wohl fühlt (ein Bereich an dem ich auch noch Luft nach oben habe). Sich einzuschränken kann auch helfen mehr Freude am Hobby zu empfinden.

    Um es kurz zu sagen, ein Hobby ist nicht wichtig genug um sich damit unter Druck zu setzen, aber es ist wichtig genug damit man sich nicht damit unwohl fühlen sollte. Und wenn man mal keine Lust hat eine Mini zu bemalen, dann lässt man es, macht was anderes, aber man sollte sich deswegen nicht schlecht fühlen.

    Ich spiele:


    Warhammer Fantasy 5., 6. und 7. Edition sowie ToW


    Warhammer 40k und Horus Heresy


    Mortheim


    Kings of War

  • tolles Thema! Hatte früher auch immer den inneren Druck alles fertig zu kriegen und bemalt zu spielen. Dadurch habe ich auch zig tausend Punkte bemalt heime stehen. Leider lässt beim Akkordmalen die Qualität nach. Durch eine Hobbypause und anschließendes Turnierspielen war man auch im Anschluss sehr fokussiert auf die Turnierarmee. Es war eine Wonne da die letzte benötigte Figur fertigzustellen. Danach kam von selbst die Einsicht ,dass man es auch anders machen kann.

    Mittlerweile male ich nur noch im Urlaub und konzentriere mich dabei auf Qualität. Das dauert halt länger, aber ich habe doch Zeit. Und wenn es Jahre dauert. Was soll's. Von der Zufriedenheit her ist das aber viel besser als früher. Kann ich nur empfehlen

    Wer Lust hat, findet hier Schlachtberichte von mir:
    (Hauptsächlich Waldelfen, Vampire, Tiermenschen)

  • Tjaaaa, ich kann das alles verstehen und bei mir ist's so ne Mischung aus Druck und Gelassenheit. Aber der Druck kommt von mir (all diejenigen hier, die mich fragen wo das noch alles hin soll oder wann es fertig ist stressen mich da gar nicht).


    Ich hole mal kurz aus um meine Situation zu erklären:

    Hier habe ich leider keine Freunde zum Spielen. Und nachdem ich am liebsten mit Freunden und fertigen Armeen spielen würde und v.a. nicht meine ersten Spiele mit neuen Leuten mit unfertigen Armeen machen will. . . Ich bin also hauptsächlich Maler und Sammler.

    Ich habe mehrere große Armeen gekauft und wieder verkauft und eine davon schon wieder neu gekauft. Ich habe viele Ideen und Lust auf alles Mögliche (solange es Warhammer ist!) und entsprechend viel Zeug.

    Meine Armeen sind allesamt groß, weil es mir um das Gesamtbild geht. Ich kann also mit weniger als 5k pts pro Armee nichts anfangen, dazu bin ich zu sehr Sammler und zu wenig Spieler.

    Natürlich erleichtert es nicht gerade das Fertigwerden und ich habe auch immer wieder auf etwas anderes Lust. Je nachdem was ich lese und wie lange ich schon an einem Projekt sitze.

    Derzeit sitze ich z.B. an meinen Rittern und Mecanicum/ Admech Minis und lese nur 40k und 30k um nicht wieder Lust auf AoS zu bekommen. Ich wI'll da schon voran kommen.

    Aber ich bekomme aich immer mehr Lust auf AoS Minis.


    Ein schlechtes Gewissen habe ich manchmal, wenn ich mir ne neue Armee kaufe und dann nach dem Zusammenbau und dem Grundieren erst mal genug davon habe und was anderes bemale. Auch meine Chaoskrieger stehen inzwischen schon seit Jahren wartend herum.

    Aber ich weiß auch, dass ich auf alles wieder Lust bekomme und dann ist alles bereit. Ist nur eine Frage der Zeit.

    Trotzdem hätte ich gerne etwas fertig anstatt nur angefange Projekte.

    Gleichzeitig habe ich Angst, davor ein Projekt zu beenden. :tongue: Ich werde mich wohl im Frühjahr mal über ein WE mit nem Kumpel zum Zocken treffen, da wird dann hoffentlich die ganze Freude auf die Minis dafür sorgen, dass das erste Spiel noch mehr Spaß macht.8)

  • Derzeit sitze ich z.B. an meinen Rittern und Mecanicum/ Admech Minis und lese nur 40k und 30k um nicht wieder Lust auf AoS zu bekommen.


    Aber ich bekomme aich immer mehr Lust auf AoS Minis.

    Dann her damit und komm rum zum zocken ;)